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Warum geht Anti-Goldbug Gartman in Gold?

27.08.2013  |  The Gold Report
Dennis Gartman, Verfasser und Herausgeber des Gartman Letter, hat kein Geheimnis daraus gemacht, dass er für Gold Verachtung zeigen kann. Dennoch glaubt er, dass ein guter Trader sich allem gegenüber als Agnostiker zeigen muss. Als die technischen Charts ihm sagten, dass es an der Zeit sei, Gold zu kaufen, tat er das auch. In diesem Interview mit dem Gold Report spricht Gartman darüber, wie er zu Gewinnzwecken Gold gegen andere Währungen ausspielte und inwieweit er jetzt bereit ist, auch in Goldaktien zu investieren.


The Gold Report: Mr. Gartman, Ende Juli sagten Sie CNBC gegenüber, Sie seien jetzt ein “Gold-Käufer“, nachdem Sie, so kann man es schon formulieren, der Großmarschall der Gold-Pessimistenparade waren. Warum haben Sie die Seiten gewechselt?

Dennis Gartman: Ganz einfach, weil die Gold-Pessimistenparade ein wenig zu viel Zulauf bekommen hat. Für mich kam das eigentlich recht überraschend. Alle sind ganz offen zu bekennenden Gold-Pessimisten geworden. Wenn ich aber eine Sache in jenen 40 Jahren gelernt habe, dann das: Wenn etwas schrecklich einseitig wird, so ist es möglicherweise an der Zeit, auf die andere Seite zu wechseln. Gold hat technische Niveaus erreicht, die ich persönlich interessant fand, aber vor allem setzte ein psychologischer Pessimismus ein, der so stark war, dass ich aus dem Markt ging - weg von den Pessimisten und zu dem Optimisten.


The Gold Report: Sind Sie mit einem solchen Positionswechsel bei einigen Ihrer Kollegen angeeckt?

Dennis Gartman: Ich fand es amüsant, wie man auf mich einprügelte; denn als ich Gold kaufte, sank es vom Kaufkurs ausgehend noch einmal 15 $ pro Unze.


The Gold Report: Als Sie Gold kauften, sagten Sie dem CNBC aber auch, dass Sie kein echter Gold-Gläubiger wären. Was hält Sie zurück?

Dennis Gartman: Die wahren Gold-Gläubigen - die Goldbugs, also jene, die glauben, die Welt würde untergehen, Gold sei das Ein und Alles und Geld müsse durch Gold gedeckt sein - ihrer Religion hänge ich nicht an. Gute Trader sind allem gegenüber agnostisch eingestellt. Sie sehen die Zahlen nur als Zahlen, so rein und so emotionslos wie es nur geht; sie kaufen die Dinge, die günstig aussehen und die gerade zu steigen beginnen, sie verkaufen Dinge, die schon stark gestiegen sind, und die zu fallen beginnen, und sie kümmern sich nicht im Geringsten darum, mit was sie da handeln. Die meisten Gold-Trader sind echte Gläubige. Sie glauben, dass Gold das Ein und Alles ist. So etwas ist mir völlig egal.


The Gold Report: Sie meinten in einem anderen Interview, Sie wären optimistisch, was Goldkäufen in Yen angeht - im Gegensatz zu Goldkäufen in US-Dollars. Könnten Sie diesen Unterschied bitte etwas verdeutlichen?

Dennis Gartman: Als erstes sollte man begreifen, dass Gold nichts anderes ist als eine Währung unter vielen. Der Yen ist eine Währung. Der Dollar ist eine Währung. Und der Euro ist eine Währung. Mehr ist es nicht.

Da ich als Devisen-Trader aufgewachsen bin, wurde mir immer schon beigebracht, eine Währung gegen die andere zu handeln. Man ist beim Kanadischen Dollar long und short beim Yen. Man ist long beim Euro und short beim Britischen Pfund. Man ist long beim Gold und short beim Yen.

Ich bin long beim Gold und short beim Yen, und zwar aus dem einfachen Grund, dass die Bank of Japan, unter der Führung des neuen Premierministers Shinzo Abe und des neuen Zentralbankenchefs Haruhiko Kuroda, klar und deutlich zu verstehen gegeben hat, dass man alles in der eigenen Macht Stehende unternehmen wird, um die Bilanzen der japanischen Zentralbank im kommenden Jahr auszuweiten und die Währung mit der Zeit zu schwächen.

In den letzten zwei Jahren war das auch das weitaus bessere Geschäft, als long beim Gold in US-Dollar zu sein. Die Goldpreise in Yen sind über die letzten zwei Jahre um insgesamt 1% gefallen. Gold in US-Dollar liegt hingegen mit 28% im Minus. Ich denke, ein Minus von 1% ist eigentlich immer besser als ein Minus von 28%.


The Gold Report: Hat der Goldpreis in US-Dollar seine Talsohle erreicht?

Dennis Gartman: Wahrscheinlich hat der Goldpreis in US-Dollars seine Talsohle noch nicht erreicht. In US-Dollar befindet sich Gold seit Herbst 2011 in einem Bärenmarkt. Auf jedes Tief folgte ein noch tieferes. Jedes Hoch lag unter dem vorhergehenden. Solange sich dieser Trend nicht ändert, solange bleibt es ein Bärenmarkt.

Der Kurs hat sich von links oben nach rechts unten entwickelt. Ich habe in den 40 Jahren, die ich das schon mache, nicht viel gelernt, Folgendes aber schon: Wenn sich etwas zweieinhalb Jahre lang von oben links nach unten rechts entwickelt, dann stehen die Chancen nicht schlecht, dass es sich im nächsten Monat sogar noch weiter nach rechts unten bewegt. Nein, in US-Dollar hat Gold sein Tief noch nicht gefunden.


The Gold Report: Was sind die Ursachen dieser seit zweieinhalb Jahren anhaltenden Verluste?

Dennis Gartman: Zu viele Goldbugs. Zu viele hoffen darauf, dass es eine Fortsetzung geben wird. Obwohl sie Fed-Chef Ben Bernanke für das tadeln, was er macht, so hoffen sie gleichzeitig, dass er damit nicht aufhört. Weil sie darauf hoffen darauf, dass die Geldmengenausweitung steigende Inflationszahlen befördert. Damit lagen Sie aber überaus falsch - denn das ist nicht eingetreten. Letztendlich könnte das noch passieren, aber bislang war es nicht der Fall. Und weil diese Maßnahmen nicht die Inflation gebracht haben, die die Goldbugs wollten, kaufen diese weiterhin Gold. Sie befinden sich in einer unbequemen und verlustreichen Position, Tag für Tag und Stunde für Stunde.




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