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Gold: Stimmungsanpassung unter institutionellen Banken

10.09.2013  |  Clif Droke
In den letzten Wochen konnten wir erleben, wie sich unter den großen Finanzinstitutionen eine Einstellungsänderung hinsichtlich des Goldpreises vollzog. Eine wachsende Zahl von institutionellen Analysten ist hinsichtlich der mittelfristigen Goldkursentwicklungen optimistisch geworden - einige sogar ultra-optimistisch. Ungewöhnlich daran ist vor allem die Tatsache, dass sie noch vor wenigen Wochen das Lied der Pessimisten sangen. Die flinke Anpassung ihrer Haltung ist Zeugnis der starken Wirkung steigender Kurse auf die Investorenpsyche.

Wie kürzlich berichtet wurde, geht die Citigroup davon aus, dass der Goldpreis auf 1.500 $ - 1.525 $ steigen werde - ein Plus von über 6% ausgehend vom heutigen Kurs. Tom Fitzpatrick von Citigroup gab darüber hinaus die Prognose ab, dass Gold "in den kommenden Jahren" 3.500 $ erreichen könnte. Er erwartet zudem, dass Gold einen Kurssprung von 100 $/ oz machen wird.

Auf diesen Zug der Bullen sprang auch die Société Générale auf - mit einer überraschenden Wendung. SOCGEN-Analyst Albert Edwards sieht einen Aktienmarktcrash am Horizont auftauchen; er ist zudem der Meinung, dass der Goldkurs auf die Marke von 10.000 $ steigen werde, da sich Investoren zum Schutz in sichere Finanzinstrumente flüchten werden. Damals im Juni hatten die SOCGEN-Analysten Michael Haigh, Jesper Dannesboe und Robin Bhar die Meinung vertreten, dass die ETF-Verkäufe und die einbrechende Schmucknachfrage den Goldpreis im 4. Quartal auf 1.200 $/ oz sinken lassen würden. SOCGEN empfahl, ebenfalls im Juni, Absicherungsinstrumente wie Gold abzustoßen und im Gegenzug Banken- und Einzelhandelswerte zurückzukaufen. Wenn das keine Stimmungswende ist!

Die Bank Goldman Sachs schlug in einem jüngst veröffentlichten Statement zum mittelfristigen Ausblick auf die Goldkurse einen eher nüchternen Ton an. Goldman hatte sich eher ruhig verhalten, nachdem die Bank den Selloff von Mai-Juni und die anschließende Bodenbildung korrekt vorhergesagt hatte. Unter den großen Finanzinstitutionen trifft Goldman die mit Abstand akkuratesten Prognosen, obgleich ich hinzufügen muss, dass selbst die mächtige Goldman manchmal daneben liegt. (Erinnern Sie sich noch an die geplatzte Öl-Prognose von 200 $/ Barrel im Jahr 2008?)

Nach Angaben der “Economic Times” hat Goldman Sachs aufgrund der jüngsten Goldkursentwicklungen seine Prognose für das zweite Halbjahr 2013 von 1.300 $/ oz auf 1.388 $/ oz angehoben. Die Firma hält dennoch weiter an ihren zwischenzeitlichen und langfristigen Kursprognosen fest. Unter den großen Institutionen, die Goldkursprognosen herausgeben, scheint Goldman Sachs die ausgewogenste und realistischste.

In einem Forschungsbericht zu den Entwicklungen am Aktienmarkt vom 2.September ließ die Bank verlauten: “Unserer Meinung nach lässt sich der jüngste Kursanstieg darauf zurückführen, dass sich Investoren hinsichtlich steigender Inflationsraten und Spekulationen bezüglich eines potentiellen Militärschlags gegen Syrien positioniert hatten.”.

Den Angaben der “Economic Times” zufolge, soll Goldman Sachs davon ausgehen, dass sich die Goldpreise langfristig - durch eine verbesserte Wirtschaftslage in den USA und das Zurückfahren der akkomodativen Geldpolitik der Federal Reserve - wieder beruhigen werden.

Wie schon angemerkt wurde, bewirken die Vorhersagen dieser überaus bekannten Finanzinstitutionen, dass sich die Gold-Stimmung unter den großen Banken ins Optimistische dreht, so dass es fast schon euphorisch-albern wirkt. Aus der Perspektive von Antizyklikern kann das nicht wirklich als gutes Zeichen gelten. Schon jetzt hat Gold seinen 15-Tage-Durchschnitt durchbrochen und somit auch, aus technischer Sicht, den zwischenzeitlichen Aufwärtstrend. Auch wenn sich das letztendlich nur als temporäre “Erfrischungspause“ für das Metall herausstellen könnte, so sollten konservative Trader diesem Signal Respekt zollen und darauf warten, dass die Käufer sich wieder mit Entschlossenheit sammeln und den Kurs wieder durch den 15-Tage-Durchschnitt steigen lassen.

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Ich möchte zudem darauf aufmerksam machen, dass unter den Goldspekulanten die Short-Position der Non-Commercials, die auf ein Mehrjahres-Rekordniveau angestiegen war, in den letzten Wochen schlagartig fiel. Wie der Analyst Tyler Durden anmerkte, seien die Short-Positionen für Gold-Futures und Gold-Optionen in den letzten sieben Wochen ganze sechs Wochen gesunken. “Der Einbruch um 60 % in den Short-Positionen der Non-Commercials entspricht ganzen 81.700 Kontrakten (8.170.000 Unzen oder einem annähernden “Papiergold“-Gegenwert von10,6 Milliarden $).” Er fügt hinzu: “Der Anstieg um 21%, den wir beim Gold ausgehend von den Tiefs in den letzten zwei Monaten gesehen haben, gehört zu den schnellsten, die seit 1999 zu beobachten waren; und auch die GLD-Bestände wachsen nun schon seit 6 Tagen am Stück.”

Der deutliche Rückgang der Gold-Short-Position gibt uns einen weiteren Grund, mittelfristig Vorsicht walten zu lassen, da negative Stimmung rapide durch positive Stimmung ersetzt wird. Das kann unter Spekulanten irrationale Erwartungen hinsichtlich kurzfristiger Gewinne entstehen lassen. Sollte diese Gewinnaussichten enttäuscht werden, könnte das zu einem möglicherweise steilen Rückzieher bei Gold- und Silberkursen führen.


© Clif Droke
www.clifdroke.com

Dieser Artikel wurde am 06.09.2013 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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