Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Silbereigentum & Silberknappheit

11.09.2013  |  Theodore Butler
- Seite 2 -
Der Schlüssel, um zu verstehen, warum Silber, unter allen anderen Rohstoffen, in der Lage ist, schnell in eine Knappheitssituation zu gelangen, selbst wenn die Produktion den gesamten industriellen Verbrauch übersteigt - ist das Verständnis dafür, dass Silber ein völlig einzigartiges Material ist, und zwar weil es einen speziellen dualen Aspekt auf der Nachfrageseite vorzuweisen hat. Es ist nicht nur ein essentieller Industriestoff, es ist zudem noch eine extrem populäre Investitionsanlage. Meiner Auffassung nach wird dieser Fakt - Silbers duale Nachfrage - stark unterbewertet, sie ist aber ganz zentral für meine Entscheidung, Silbereigentümer zu sein.

Sicherlich gibt es Zeiten in denen Großinvestoren Kupfer, Öl, Getreide oder andere Rohstoffe zu Spekulationszwecken kaufen, aber der reguläre Investor kauft selten Kupfer, Rohöl oder Mais als langfristige Investition. Wenn der reguläre Investor überhaupt Rohstoffe kauft, dann in der Regel Gold und Silber. Da Gold kaum für industrielle Zwecke eingesetzt wird und das Metall in erster Linie als reine Investitionsanlage betrachtet wird, gibt es beim Gold auch nicht diesen dualen Aspekt auf der Nachfrageseite. Das soll nicht heißen, dass der Goldpreis nicht steigen kann, er wird aber nicht aufgrund einer Knappheit steigen, die durch panische industrielle Nutzer, die Silber kaufen, entflammt wird. Von allen Rohstoffen hat allein Silber astreine duale Nachfragebedingungen.

Da dieser duale Faktor praktisch einzig und allein auf Silber zutrifft, wurde hier der Grundstein für eine überaus einzigartige potentielle Knappheit gelegt. Normale Rohstoffknappheiten entwickeln sich langsam und aufgrund einer jahrelangen schrittweisen Angebotsunterdeckung. Immerhin gibt es bei den meisten Weltrohstoffen eine Vielzahl von Marktakteuren - bei den Produzenten und den Verbrauchern; Veränderungen auf der Produktions- oder Verbrauchsseite vollziehen sich gletscherartig und schleppend langsam. Erst wenn lange und beständige Lieferverzögerungen auftreten, werden die Auswirkungen der Rohstoffknappheit auch offensichtlich. Es gibt jedoch einen sehr großen Unterschied zwischen der Verbrauchernachfrage aus der Industrie und der Investitionsnachfrage. Beim industriellen Verbrauch kauft der Nutzer, was er braucht; beim der Investitionsnachfrage kauft der Nutzer, was er will und was er sich leisten kann. Und da es im menschlichen Wesen nun einmal so angelegt ist, agieren Käufer von Investments im Gleichklang, alle versuchen zur selben Zeit zu kaufen oder zu verkaufen. Und das ist von besonderer Bedeutung für die Silberknappheit.

Die gesamte Silber-Fertigungsnachfrage (Nachfrage aus der Industrie, plus Schmuck, Münzen und alle derartigen Verwendungen) verbraucht 90% des Gesamtangebots (Bergbauproduktion plus Recycling) von einer Milliarde Unzen. Somit verbleiben pro Jahr 100 Millionen Unzen (in Form von 1000 oz Barren) für die Aufnahme durch die Investoren dieser Welt - oder aber 2 bis 2,5 Milliarden $ jährlich. Verglichen mit den typischen globalen Investmentflüssen, ist das eine mickrige Menge. So werden beispielsweise zur Aufnahme des neuproduzierten Goldes pro Jahr 100 bis 150 Milliarden $ von den Investoren der Welt benötigt. Da Investoren in der Regel im Gleichklang agieren und die in Dollar verfügbaren Mengen so gering sind, könnten jene 100 Millionen Unzen, die für die Investoren der Welt jährlich neuverfügbar sind, innerhalb eines “Augenblicks" aufgesaugt werden. Sicher, auch die schon in Silber investierten Bestände könnten verkauft werden - man sollte sich aber wieder daran erinnern, dass die Weltsilberlagerbestände im Vergleich zu vor 70 Jahren um 90% gesunken sind, so dass auch nicht mehr viel Silber in den Investorenbeständen existiert.

Auch der duale Nachfragefaktor beim Silber wird wahrscheinlich ein sich selbst verstärkender Mechanismus sein. Die Silber-Story ist so gut, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis Investoren eine ausreichend große Menge kaufen, um Angebotsengpässe zu erzeugen, gerade wenn man bedenkt, wie wenige Dollars in Silberform zum Kauf verfügbar sind. Wenn der durch Investoren hervorgerufene Engpass eintritt, wird es unausweichlich auch für die Verbraucher aus der Industrie einen Engpass geben, was wiederum Lieferverzögerungen für Silbernutzer entstehen lässt. In Anbetracht von Lieferverzögerungen, die die Laufbänder stillstehen lassen, werden die industriellen Verbraucher nun das machen, was in der Geschichte immer wieder unter solchen Umständen gemacht wurde - sie werden versuchen, noch mehr Silber zu kaufen, um eigene Lagerbestände aufzubauen und zukünftige Lieferungsverzögerungen auszuschalten. Das ist ganz normales, kollektives Verhalten von Menschen - wie auch jene Panikkäufe von Brot, Eis und Benzin, wenn Hurrikan-Warnungen ausgegeben werden.

Jetzt werden Sie sich vielleicht fragen: Wenn das unausweichlich ist (wie ich behaupte) - warum ist es dann noch nicht geschehen? Fakt ist, dass die Welt vor dreieinhalb Jahren schon am Rande ihrer ersten Silberknappheit stand, als der Preis fast die 50 $-Marke touchierte. Damals hatten Investoren aus der ganzen Welt ausreichend große Mengen Silber gekauft (einschließlich vieler hundert Millionen Unzen über die neu geschaffenen Exchange Traded Funds), dass die Preis nach oben gedrückt wurden und sich schwere Engpässe in der gesamten Großhandelslieferkette zeigten. Man bedenke, dass die ETFs exakt dasselbe Industrie-Standard-Silber (in Form von 1000 oz Barren) kaufen wie auch die Verbraucher. Aber bevor die industriellen Nutzer anfingen, ihre persönlichen Lagerbestände aufzubauen, wurden die Preise an der COMEX drastisch nach unten befördert und innerhalb einer Woche um 30% abwärts geprügelt. Das kühlte sofort die Investorennachfrage ab; was wiederum Verkaufsneigung unter den Investoren entstehen ließ und eine Kaufpanik unter den industriellen Verbrauchern abwendete.

Zurückblickend glaube ich, dass wir im Frühjahr einer vollkommenen Kaufpanik der Silbernutzer nur um Haaresbreite entgangen sind. Aber diese knappe Sache damals änderte nichts am grundlegenden Umstand einer unausweichlich anstehenden Silberknappheit; sie wurde nur zeitweilig verschoben, auf einen Zeitpunkt, an dem sie mit größerer Wucht zurückkommen wird. Ich kann mir offen gestanden überhaupt nicht vorstellen, dass es irgendwann nicht zu einer Silberknappheit kommen sollte; die wirkliche Frage ist also nur die Frage nach dem WANN. Auch wenn wir den genauen Zeitpunkt nicht vorhersagen können, so können wir glücklicherweise größere Kontrolle über diese Ereignisse erlangen. Es geht im Grunde nur darum, wie wir unsere Silberinvestitionen aufstellen.

Falls Sie von der Wahrscheinlichkeit einer Silberknappheit überzeugt sind (so wie ich von ihr überzeugt bin), dann versuchen Sie sich gar nicht erst am Timing. Bringen Sie sich selbst in eine Position, in der Timing nicht wichtig ist, sondern nur die Knappheit. Das macht man, indem man echtes Metall direkt für bares Geld kauft, dieses weglegt und dann einfach abwartet. Keine Margins oder Kredite für den Kauf von Silber-Papierformen, kein Rein-und-Raus mit kurzfristigen Trading; bleiben sie bei Ihren echten Silber im persönlichen Besitz, bis der Punkt gekommen ist, dass Sie so viel Metall haben, dass sie eine professionelle Lagereinrichtung benötigen. Wenn Sie sich keinen Kopf ums Timing machen müssen, lassen Sie die Zeit für sich arbeiten und haben diese für sich.


© Theodore Butler


(Diese Abhandlung wurde vom Silberanalysten Theodore Butler, einem unabhängigen Berater, verfasst. Investment Rarities teilt seine Ansichten nicht notwendigerweise, diese können sich als richtig oder falsch herausstellen.) Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de. Das Original wurde am 05.09.2013 auf der Website http://goldsilverworlds.com veröffentlicht.

Informationen zum Abonnement finden Sie unter www.butlerresearch.com.


Open in new window




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"