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Weiterer Ölpreisanstieg zeichnet sich ab - und Wahlprogramme kurz und knackig

15.09.2013  |  Claus Vogt
Der mit Abstand wichtigste Preis für die Weltwirtschaft ist der Preis für Geld und Kapital - also der Zins. Den deutlichen Zinsanstieg seit Mai dieses Jahres habe ich bereits mehrmals thematisiert, weil ich es für sehr wichtig halte, wenn sich der bedeutendste Einflussfaktor des Wirtschaftsgeschehens in kurzer Zeit relativ stark verschlechtert. Schließlich sind steigende Zinsen Gift für die Börse und eine Belastung für die Wirtschaft - in besonderem Maße natürlich für hoch verschuldete Volkwirtschaften wie es fast alle Industrienationen - inklusive Deutschland - inzwischen sind.

Insofern kann es nicht verwundern, dass bereits erste realwirtschaftliche Bremsspuren sichtbar werden, vor allem natürlich in den besonders zinssensitiven Bereichen. Beispielsweise ist die Anzahl der Hypothekenkreditanträge in den USA in den vergangenen drei Monaten um mehr als 50% zurückgegangen. Sie befindet sich jetzt auf dem niedrigsten Stand seit Oktober 2008. Refinanzierungen sind sogar um 70% eingebrochen - sie rechnen sich auf dem höheren Zinsniveau einfach nicht mehr. Und die bescheidene Erholung im Hausbausektor hat ebenfalls einen Dämpfer erhalten, der sich wahrscheinlich als der obere Wendepunkt in diesem künstlich angefachten und in die Länge gezogenen Konjunkturzyklus erweisen wird. Der starke Rückgang der Hypothekenkreditanträge spricht jedenfalls dafür.


Klare charttechnische Kaufsignale für den Rohölpreis

Der nach dem Zinssatz zweitwichtigste Preis für die Weltwirtschaft ist sicherlich der Rohölpreis. Schließlich ist Energie in nahezu allen Bereichen der Wirtschaft ein bedeutender Faktor: in der Produktion, im Transportwesen und natürlich auch für die privaten Haushalte. Auch dieser zweitwichtigste Preis ist in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen - um mehr als 20% seit Mitte April. Und die Charttechnik gibt Signale, die auf weitere Preissteigerungen hindeuten.

Der folgende Monatschart zeigt Ihnen den Kursverlauf der Ölsorte West Texas Intermediate (WTI) seit 1998. Wie Sie sehen, ist der Ölpreis im Juli aus einer rund zweijährigen Dreiecksformation nach oben ausgebrochen. Diese Konstellation signalisiert ein Kursziel von mehr als 150$ pro Barrel.

Bestätigt wird dieses Signal durch den im unteren Bereich des Charts dargestellten Preis-Momentum-Oszillator (PMO) auf Monatsbasis der gerade ein Kaufsignal gegeben hat. Es handelt sich erst um das sechste Signal dieses Indikators in den vergangenen 15 Jahren. Die hohe Qualität dieser Signale können Sie auf dem Chart erkennen. Ich halte die Wahrscheinlichkeit für hoch, dass wir uns am Beginn eines mehrmonatigen Ölpreisanstiegs befinden.


Rohölpreis (WTI) pro Barrel in $, Monatschart, Momentum-Oszillator, 1998 bis 2013

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Der Ausbruch aus der Dreiecksformation wird durch ein Kaufsignal des PMO bestätigt.
Quelle: www. decisionpoint.com


Kann der Ölpreis trotz schwacher Wirtschaft steigen?

Aber spricht die schwache und sehr fragile Wirtschaftslage nicht gegen steigende Ölpreise? Nicht unbedingt. Schauen Sie sich als Beleg das PMO-Signal an, das Ende 2007 gegeben wurde. Damals befand sich die Weltwirtschaft auf direktem Weg in die schwerste Rezession seit der Weltwirtschaftskrise. Dennoch stieg der Ölpreis noch bis Mitte 2008 - sogar um beeindruckende 50%.

In den ersten Monaten der Rezession verstärkte der hohe Ölpreis den wirtschaftlichen Abschwung. Erst als die Rezession, die bereits im Dezember 2007 begonnen hatte, deutlich Fahrt aufnahm, kam auch der Ölpreis unter Druck.


Auch Charlie Munger prognostiziert höhere Ölpreise ...

"Ich bin absolut sicher, dass das Ölangebot unglaublich knapp werden wird und der Ölpreis sehr hoch." Das sagt Charlie Munger, der langjährige Geschäftspartner von Warren Buffett bei Berkshire Hathaway. Buffet und Munger sind ausgesprochene Anhänger der Fundamentalanalyse und dafür bekannt, sehr langfristig zu denken - trotz ihres hohen Alters. Deshalb gehe ich davon aus, dass Munger mit seiner Prognose nicht auf die kommenden Monate abstellt, sondern einen vermutlich sehr viel längeren Zeithorizont im Auge hat.

Insofern ist seine sehr bullishe Ölpreisprognose natürlich nicht gerade originell. Ich selbst habe Anfang des Jahrtausends eine langfristige Rohstoff- und Goldhausse vorhergesagt und diese Prognose seither immer wieder bestärkt. Aber dass Mungers These nicht neu ist, macht sie natürlich nicht wertlos. Ganz im Gegenteil.

Langfristige Trends zeichnen sich ja auch dadurch aus, dass sie von zyklischen Korrekturen unterbrochen und dann auch in Zweifel gezogen werden. Dass der extrem erfolgreiche Anleger Munger ebenso wie ich der Meinung ist, dass die langfristige Rohstoffhausse weitergehen wird, bestärkt mich in meiner eigenen Prognose.


… und denkt dabei sehr strategisch - oder imperialistisch

Inzwischen sind Zweifel an einer Fortsetzung der langfristigen Ölhausse weit verbreitet. Der technische Fortschritt bei der Ausbeutung von Schiefergas wird vor allem in den USA als großer Durchbruch gefeiert. Es gibt Prognosen, dass das Land in einigen Jahren in Bezug auf Energie autark sein wird und kein Rohöl mehr importieren muss.

Erstaunlicherweise wird die Diskussion über die Bedeutung des Schiefergases sehr kontrovers geführt. Welche Seite recht bekommen wird, vermag ich nicht zu sagen. Dass der Ölpreis aber trotz der Schiefergasfunde in den vergangenen beiden Jahren nicht gefallen ist, spricht wohl gegen eine allzu optimistische Sichtweise.

Wie auch immer: Munger sieht die Sache ohnehin ganz anders, nämlich aus US-strategischer beziehungsweise -imperialistischer Sicht:

"Importiertes Öl ist nicht dein Feind, sondern dein Freund. (…) Verantwortungsvolle Bürger mit einer konfuzianischen Ethik sind bereit jetzt zu leiden, um damit dafür zu sorgen, dass sie und ihre Familien und ihre Landsleute profitieren können. Um dieses Ziel zu erreichen, sollten wir sehr zurückhaltend sein bei der Ölgewinnung im eigenen Land und uns nichts daraus machen, wenn wir scheinbar ruinöse Preise für ausländisches Öl bezahlen. (…) Nicht gefördertes Öl ist ein Staatsschatz."

Mungers wie auch immer geartete Ethik reicht offenbar nicht über die Grenzen der USA hinaus. In meinen Ohren klingen seine Ausführungen eher nach Imperialismus als nach Konfuzianismus. Aber im Land des Friedensnobelpreisträgers und Großmeisters der Staatssicherheit Barack Obama nimmt man es wohl auch mit diesen Dingen nicht mehr so genau. Und ob Mungers Überlegungen auch für die Gestaltung der US-Politik eine Rolle spielen, weiß ich nicht. Wundern würde es mich allerdings nicht, denn Berkshire Hathaway verfügt über ähnlich gute Kontakte zur US-Regierung wie Goldman Sachs und andere Großbanken.


© Claus Vogt
www.clausvogt.com



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