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Fed sagt "Nein" zu "Tapering"

19.09.2013  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
US-Zentralbank bleibt auf Inflationskurs - starke Unterstützung für den Goldpreis

Entscheidung


Am Abend des 18. September 2013 hat die US-Zentralbank (Fed) verkündet, dass sie ihren Leitzins unverändert lässt bei 0,25 Prozent (das war erwartet worden). Zudem werde sie an ihren Anleihekäufen in Höhe von 85 Mrd. USD pro Monat festhalten (das war überraschend). Der von vielen Marktakteuren "befürchtete" Ausstieg aus der Geldmengenvermehrung und Tiefzinspolitik für Langfristzinsen (im Fachjargon: "Tapering") ist folglich ausgeblieben.

Die US-Zentralbank begründete ihre Entscheidung mit dem Hinweis, sie wolle erst "bessere" Konjunkturdaten abwarten, bevor sie von ihrem jetzigen Kurs abweicht. Der Schlüsselsatz in der Fed-Mitteilung lautet: "[T]he Committee decided to await more evidence that progress will be sustained before adjusting the pace of its purchases." Die bedeutendste Zentralbank der Welt wird also ihre ultra-lockere Geldpolitik unbeirrt weiterverfolgen. Dies scheint umso wahrscheinlicher, weil die derzeitige Vizepräsidentin der Fed, Janet L. Yellen, vermutlich die Nachfolge von Ben S. Bernanke antreten wird: Und sie gilt als "geldpolitische Taube".

Goldpreis USD/oz, 17. Bis 19. September 2013 - vor und kurz nach der Fed-Entscheidung

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Quelle: Bloomberg.


Silberpreis USD/oz, 17. Bis 19. September 2013 - vor und kurz nach der Fed-Entscheidung

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Quelle: Bloomberg.


Kein Einstieg in den Ausstieg

Diese Preisreaktionen auf den Devisen-, Aktien- und Renten- und Rohstoffmärkten unmittelbar nach der Fed-Entscheidung haben deutlich gemacht, dass auch die Finanzmarktakteure nun (wieder) mit einer Fortführung der bisherigen US-Geldpolitik rechnen. Dieser Erwartungsschwenk dürfte vor allem für die weitere Entwicklung der Edelmetallpreise von allergrößter Bedeutung sein. Denn der bisherige Abwärtsdruck auf die Preise, vor allem auf den Goldpreis, war ja insbesondere auch Folge der gestiegenen Zinsen. Denn steigende Zinsen (beziehungsweise positive Realzinsen) verteuern die Goldhaltung und machen sie weniger attraktiv: Dem Goldhalter entgehen Zinserträge.

Genau das hat in den letzten Monaten vor allem institutionelle Investoren bewogen, ihre Goldhaltung zu reduzieren (wie der Rückgang der Gold-ETF-Bestände deutlich gezeigt hat) zu Gunsten einer (Wieder-)Anlagen in verzinsliche Titel; auch das hat zu sinkenden Goldpreisen beigetragen. Doch nach der heutigen Fed-Entscheidung dürfte nun aber klar sein, dass die Zinsen nicht weiter steigen werden beziehungsweise wieder fallen dürften, und das nicht nur in den USA, sondern auch weltweit - und das sollte dem Goldpreis nun Auftrieb verleihen.

Vor allem eines hat die heutige Zinsentscheidung deutlich gemacht: Nämlich dass es letztlich wohl keinen Ausstieg mehr aus der Geldpolitik der Geldmengenvermehrung und der Tiefstzinsen geben wird. Denn wenn bereits heute der Ausstieg aus der Geldmengenausweitung gescheut wird, wird er erst recht gescheut, wenn sich - und das ist absehbar - die Wirtschaftslage wieder merklich eintrübt. Die Folgen für den Geldwert, die sich früher oder später aus dieser Geldpolitik zeigen werden, sind absehbar: Die Kaufkraft des Geldes schwindet.

Edelmetalle, insbesondere das Gold, sind und bleiben unverzichtbar für jeden Sparer und Investor, weil sie, anders als alle Papierwährungen, knapp sind und zudem nicht beliebig von den Regierungen und ihren Zentralbanken vermehrt werden können. Die heutige Zinsentscheidung legt nahe, dass der Goldpreis - mit Blick auf die seit September 2011 andauernde Korrekturphase - seinen Tiefpunkt nunmehr hinter sich gelassen hat. Dies dürfte vermutlich noch deutlicher werden, wenn die Europäische Zentralbank (EZB) ihrerseits mit Anleihekäufen und ausufernder Kreditvergabe an die Euro-Banken beginnt - nach der Bundestagswahl am 22. September.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Degussa Goldhandel GmbH



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