Viel Erfolg im Monster-Jahr 2012!
01.01.2012 | Manfred Gburek
Am vergangenen Mittwoch und Donnerstag geschah etwas, wofür bis zum Ende der Woche kaum jemand eine plausible Erklärung gefunden hat: Innerhalb weniger Minuten fielen wie vom Blitz getroffen die Aktienkurse in Europa und in den USA, der Euro gegen den Dollar und die Edelmetallpreise in allen Währungen. Dieser am Freitag schlagartig wieder beendete Spuk war zum einen auf die zwischen den Festtagen traditionell engen Märkte zurückzuführen, was sich einige Börsenspieler zunutze machten, indem sie für kurze Zeit à la baisse spekulierten. Zum anderen handelte es sich gewissermaßen um einen Vorgeschmack auf das Jahr 2012 - aber keine Sorge: nicht bezüglich des Absturzes, sondern im Hinblick auf die seit Monaten grassierende und im neuen Jahr wohl anhaltende Volatilität, wie man Schwankungen an der Börse nennt.
Ein Teil der Anleger bekommt angesichts solcher Ereignisse kalte Füße, der andere Teil sieht darin eine Chance zum Kaufen oder Nachkaufen. Sorgen Sie dafür, dass Sie diesem anderen Teil angehören, denn 2012 verspricht das Jahr des richtigen Timings zu werden, ganz nach dem Motto: Im preiswerten Einkauf liegt der Gewinn. Das gilt unabhängig davon, ob beispielsweise einzelne Aktien schon nach oben abgehoben haben, wie etwa in den USA Amazon und IBM, ob sie nach steilem Anstieg etwas nach unten gekommen sind, wie die Silberaktien Silver Wheaton und First Majestic, oder ob sie angeschlagen sind und erst noch einen Boden suchen, wie in Deutschland RWE und IVG. Wobei Sie sich bei den Bodensuchern mit Käufen am längsten Zeit lassen sollten.
Der Kursverlauf vieler Aktien aus Dax, MDax, Dow Jones & Co. ähnelt seit einigen Monaten verdächtig der Preisentwicklung von Gold und Silber, zum Teil auch den Ausschlägen der Rohstoffindizes. Dieses Phänomen deutet darauf hin, dass Großanleger wie Fonds, Pensionskassen, Family Offices und Vermögensverwalter keinen großen Unterschied mehr zwischen diesen Sachwertekategorien machen. Daran dürfte sich im kommenden Jahr zwar grundsätzlich nicht viel ändern, aber der zuletzt leicht nach unten gerichtete Trend wird nach oben umkehren, sobald das Gespenst der Depression aus den Köpfen der großen Geldverwalter verschwindet.
Die Chancen dazu bestehen, allein schon weil die Europäische Zentralbank sich an der US-Notenbank Fed ein Beispiel nehmen und eine mega-lockere Geldpolitik einschlagen wird. Der diesbezügliche Druck auf die EZB wächst nämlich nicht nur aus ihren eigenen Reihen und von Seiten der Euroland-Politiker, sondern zunehmend auch aus den USA. Und an der Entwicklung der amerikanischen Aktienkurse lässt sich leicht ablesen, zu welchen Erfolgen die lockere Fed-Geldpolitik bereits geführt hat: Sie haben ihr hohes Niveau oberhalb von 12.000 Dow Jones-Punkten weitgehend gehalten, während der Dax immer wieder zurückgefallen ist.
Was Gold und Silber angeht, sei ein aufschlussreicher Vergleich mit zwei vergangenen Perioden gestattet. Die eine liegt eine ganze Generation zurück: 1975/76 verlor Gold nach dem vorherigen steilen Anstieg nahezu die Hälfte an Wert, während der Silberpreis geradezu zerbröselte. Von 1977 an erholten sich die Preise beider Edelmetalle wieder ziemlich flott; der Goldpreis verachtfachte sich dann bis Januar 1980.
Interessant war die Ursache der vorangegangenen Preishalbierung: Ende 1974/Anfang 1975 hatten Anleger weltweit darauf spekuliert, die damals schon beschlossene Aufhebung des Goldverbots für amerikanische Staatsbürger würde den Goldpreis weiter nach oben katapultieren. Doch stattdessen kam es zu erheblichen Gewinnmitnahmen. Das heißt, die Erwartungen der Anleger waren mit dem vorherigen Preisanstieg vorweggenommen.
Eine vergleichbare Ursache lässt sich im Zuge des aktuellen Goldpreisrückgangs nicht finden. Es sei denn, man vergleicht das, was einige Goldgurus 2011 von sich gegeben haben, mit den übertriebenen Anlegererwartungen von einst. Doch das erscheint nicht opportun, weil die Erwartungen der Anleger und die Sprüche der Gurus zweierlei sind. Folglich kommt es jetzt nicht zur Halbierung des Goldpreises, sondern zu einer sogenannten Konsolidierung: Auspendeln, neuen Schwung holen und später den alten Höchstpreis überspringen. Legen Sie sich also auf die Lauer, um Gold, aber auch Silber zu kaufen oder nachzukaufen. Dasselbe gilt für Edelmetallaktien.
Nun steht noch der Vergleich mit dem Spätherbst 2008 an, als der Goldpreis ein Viertel und der Silberpreis über die Hälfte an Wert verlor. Ursache war damals die internationale Liquiditätskrise, als Anleger alles verkauften, um flüssig zu bleiben und nicht pleite zu gehen. Diese Kausalität war noch eindeutiger als die von 1975/76.
Haben wir es heute etwa wieder mit einer Liquiditätskrise wie 2008 zu tun? Auf keinen Fall. Das Handelsblatt hat am Freitag Finanzminister Wolfgang Schäuble sogar mit der Aussage zitiert: "Wir haben zu viel Liquidität". Dagegen gibt es nun eine Banken-Angst-Euro-Staatsschulden-Krise, die von der Unterkapitalisierung der Banken und von der Überschuldung der Staaten ausgeht, und zwar auf der ganzen Welt, nicht nur im Euro-Raum. Das heißt, ein Monster, das weder mit der Fehlspekulation der Anleger vor Aufhebung des amerikanischen Goldverbots in den 70er Jahren noch mit dem schwarzen Herbst von 2008 verglichen werden kann. Doch womit denn? Am besten mit gar nichts.
Stattdessen sollten wir das Monster mit den Augen derjenigen betrachten, die es an vorderster Stelle bekämpfen müssen, und das sind - noch vor den sie flankierenden Politikern - die EZB-Banker. Sie müssen jetzt ohne Rücksicht auf die Euro-Stabilität und das ganze theoretische Gesäusel von Professoren und Volkswirten Geld aus dem Nichts schöpfen, um das Schlimmste zu verhindern und auf diese Weise wieder Vertrauen zu erzeugen, das dann die Grundlage für den Weg aus der Rezession des Jahres 2012 bilden kann. Die Fortschritte, die zurzeit Italien bei der Lösung der Schuldenprobleme macht, sind insoweit ermutigend, auch wenn Miesmacher das nicht wahrhaben wollen. Das Land ist reich, es kann sich hohe Zinsen für neue Staatsanleihen leisten. "Dämpfer für Mario Monti", wie die Süddeutsche Zeitung am Freitag titelte, solche Parolen führen in die Irre.
Da wir gerade bei Parolen sind, hier gleich noch eine weitere, dieses Mal als Aufmacher von spiegel.de am Freitagvormittag: "Gold verliert rapide an Wert". Der dazugehörige Artikel war, nett formuliert, inhaltlich zwar ziemlich dünn, aber insgesamt ein guter Kontraindikator - ähnlich wie die Titelseite der Bild-Zeitung zum Gold im August, nur mit umgekehrten Vorzeichen: Damals handelte es sich um ein Warnsignal an allzu forsche Gold-Optimisten, jetzt ist es eines von mehreren Kaufsignalen.
In diesem Sinn wünsche ich Ihnen viel Erfolg für das Jahr 2012!
© Manfred Gburek
www.gburek.eu
Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005), das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007) und "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" (2008).
Ein Teil der Anleger bekommt angesichts solcher Ereignisse kalte Füße, der andere Teil sieht darin eine Chance zum Kaufen oder Nachkaufen. Sorgen Sie dafür, dass Sie diesem anderen Teil angehören, denn 2012 verspricht das Jahr des richtigen Timings zu werden, ganz nach dem Motto: Im preiswerten Einkauf liegt der Gewinn. Das gilt unabhängig davon, ob beispielsweise einzelne Aktien schon nach oben abgehoben haben, wie etwa in den USA Amazon und IBM, ob sie nach steilem Anstieg etwas nach unten gekommen sind, wie die Silberaktien Silver Wheaton und First Majestic, oder ob sie angeschlagen sind und erst noch einen Boden suchen, wie in Deutschland RWE und IVG. Wobei Sie sich bei den Bodensuchern mit Käufen am längsten Zeit lassen sollten.
Der Kursverlauf vieler Aktien aus Dax, MDax, Dow Jones & Co. ähnelt seit einigen Monaten verdächtig der Preisentwicklung von Gold und Silber, zum Teil auch den Ausschlägen der Rohstoffindizes. Dieses Phänomen deutet darauf hin, dass Großanleger wie Fonds, Pensionskassen, Family Offices und Vermögensverwalter keinen großen Unterschied mehr zwischen diesen Sachwertekategorien machen. Daran dürfte sich im kommenden Jahr zwar grundsätzlich nicht viel ändern, aber der zuletzt leicht nach unten gerichtete Trend wird nach oben umkehren, sobald das Gespenst der Depression aus den Köpfen der großen Geldverwalter verschwindet.
Die Chancen dazu bestehen, allein schon weil die Europäische Zentralbank sich an der US-Notenbank Fed ein Beispiel nehmen und eine mega-lockere Geldpolitik einschlagen wird. Der diesbezügliche Druck auf die EZB wächst nämlich nicht nur aus ihren eigenen Reihen und von Seiten der Euroland-Politiker, sondern zunehmend auch aus den USA. Und an der Entwicklung der amerikanischen Aktienkurse lässt sich leicht ablesen, zu welchen Erfolgen die lockere Fed-Geldpolitik bereits geführt hat: Sie haben ihr hohes Niveau oberhalb von 12.000 Dow Jones-Punkten weitgehend gehalten, während der Dax immer wieder zurückgefallen ist.
Was Gold und Silber angeht, sei ein aufschlussreicher Vergleich mit zwei vergangenen Perioden gestattet. Die eine liegt eine ganze Generation zurück: 1975/76 verlor Gold nach dem vorherigen steilen Anstieg nahezu die Hälfte an Wert, während der Silberpreis geradezu zerbröselte. Von 1977 an erholten sich die Preise beider Edelmetalle wieder ziemlich flott; der Goldpreis verachtfachte sich dann bis Januar 1980.
Interessant war die Ursache der vorangegangenen Preishalbierung: Ende 1974/Anfang 1975 hatten Anleger weltweit darauf spekuliert, die damals schon beschlossene Aufhebung des Goldverbots für amerikanische Staatsbürger würde den Goldpreis weiter nach oben katapultieren. Doch stattdessen kam es zu erheblichen Gewinnmitnahmen. Das heißt, die Erwartungen der Anleger waren mit dem vorherigen Preisanstieg vorweggenommen.
Eine vergleichbare Ursache lässt sich im Zuge des aktuellen Goldpreisrückgangs nicht finden. Es sei denn, man vergleicht das, was einige Goldgurus 2011 von sich gegeben haben, mit den übertriebenen Anlegererwartungen von einst. Doch das erscheint nicht opportun, weil die Erwartungen der Anleger und die Sprüche der Gurus zweierlei sind. Folglich kommt es jetzt nicht zur Halbierung des Goldpreises, sondern zu einer sogenannten Konsolidierung: Auspendeln, neuen Schwung holen und später den alten Höchstpreis überspringen. Legen Sie sich also auf die Lauer, um Gold, aber auch Silber zu kaufen oder nachzukaufen. Dasselbe gilt für Edelmetallaktien.
Nun steht noch der Vergleich mit dem Spätherbst 2008 an, als der Goldpreis ein Viertel und der Silberpreis über die Hälfte an Wert verlor. Ursache war damals die internationale Liquiditätskrise, als Anleger alles verkauften, um flüssig zu bleiben und nicht pleite zu gehen. Diese Kausalität war noch eindeutiger als die von 1975/76.
Haben wir es heute etwa wieder mit einer Liquiditätskrise wie 2008 zu tun? Auf keinen Fall. Das Handelsblatt hat am Freitag Finanzminister Wolfgang Schäuble sogar mit der Aussage zitiert: "Wir haben zu viel Liquidität". Dagegen gibt es nun eine Banken-Angst-Euro-Staatsschulden-Krise, die von der Unterkapitalisierung der Banken und von der Überschuldung der Staaten ausgeht, und zwar auf der ganzen Welt, nicht nur im Euro-Raum. Das heißt, ein Monster, das weder mit der Fehlspekulation der Anleger vor Aufhebung des amerikanischen Goldverbots in den 70er Jahren noch mit dem schwarzen Herbst von 2008 verglichen werden kann. Doch womit denn? Am besten mit gar nichts.
Stattdessen sollten wir das Monster mit den Augen derjenigen betrachten, die es an vorderster Stelle bekämpfen müssen, und das sind - noch vor den sie flankierenden Politikern - die EZB-Banker. Sie müssen jetzt ohne Rücksicht auf die Euro-Stabilität und das ganze theoretische Gesäusel von Professoren und Volkswirten Geld aus dem Nichts schöpfen, um das Schlimmste zu verhindern und auf diese Weise wieder Vertrauen zu erzeugen, das dann die Grundlage für den Weg aus der Rezession des Jahres 2012 bilden kann. Die Fortschritte, die zurzeit Italien bei der Lösung der Schuldenprobleme macht, sind insoweit ermutigend, auch wenn Miesmacher das nicht wahrhaben wollen. Das Land ist reich, es kann sich hohe Zinsen für neue Staatsanleihen leisten. "Dämpfer für Mario Monti", wie die Süddeutsche Zeitung am Freitag titelte, solche Parolen führen in die Irre.
Da wir gerade bei Parolen sind, hier gleich noch eine weitere, dieses Mal als Aufmacher von spiegel.de am Freitagvormittag: "Gold verliert rapide an Wert". Der dazugehörige Artikel war, nett formuliert, inhaltlich zwar ziemlich dünn, aber insgesamt ein guter Kontraindikator - ähnlich wie die Titelseite der Bild-Zeitung zum Gold im August, nur mit umgekehrten Vorzeichen: Damals handelte es sich um ein Warnsignal an allzu forsche Gold-Optimisten, jetzt ist es eines von mehreren Kaufsignalen.
In diesem Sinn wünsche ich Ihnen viel Erfolg für das Jahr 2012!
© Manfred Gburek
www.gburek.eu
Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005), das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007) und "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" (2008).