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Transpazifischer Fandango?

15.06.2004  |  Prof. Dr. Hans J. Bocker
- Seite 2 -
Sternenbanner und Drache: Clinch im Intimbereich

Ende April 04 hat der engumschlungene Fandango zwischen China und den USA noch eine neue, charmante Wendung in seiner intimen Schrittfolge erhalten. Man liess den vorerwähnten, einflussreichen chinesischen Minister einige Sätze vor laufenden Kameras aussprechen und schon brachen die Wall Street-Kurse kräftig ein, die Rohstoffpreise sackten massiv ab und die Edelmetallpreise gingen in die Knie. Die aus wenigen Sätzen bestehende Drohung, das rasante Wirtschaftswachstum Chinas von etwa 9,5% auf 8% durch restriktive Kreditbremsmanöver einzuschränken, um die Überhitzung zu kühlen, bewirkte weltweit geradezu Erstaunliches.

Nachdem sich der aufgewirbelte Staub nunmehr gesetzt hat, ergibt sich ein Fazit 2:
Das Ganze erlaubt einerseits den USA ihre zugegebenermassen gekonnten Finanztricks weiter zu betreiben, die Inflation im Ressourcenbereich zu drücken, damit den Konsumboom aufrecht und die Verbraucher bei Laune zu halten sowie die Blasenwirtschaft weiter aufzublähen. Andererseits verschafft es dem Rohstoff-Massenschlucker China (nicht zu vergessen Japan und Indien) zu Lasten der Ressourcenproduzenten plötzlich stark verbilligte Einkäufe und schmiert dort die Fertigungsmaschinerien. Deren an Qualität gewinnende Massenprodukte werden ihrerseits zum grössten Teil in amerikanischen Häfen angelandet, allwo die sich mit jedem Kauf weiter verschuldenden Konsumenten sich íhrer freudig annehmen.


Alles "in bester Ordnung"

Gab es je etwas Schöneres? Der transpazifische Fandango, Wange an Wange, zahlt sich, wie man sehen kann, für alle Tanzpartner aus. Laut den Massenmedien mit ihren ewig wiederholten Massensuggestionen fühlt sich jeder gut, die Wirtschaft ist in Ordnung, die Inflation tot, böse Terroristen werden in Afghanistan und im Irak plattgeschlagen, die USA sind unbesiegbar und in 120 Ländern militärisch präsent, Schulden sind kaum erwähnenswert, die Deflation stellt keine Gefahr dar, der ganz grosse Aufschwung lauert gleich um die Ecke und die Kriege werden vom fremden Öl (demnächst) bezahlt.

Ein anderes Mantra: Gold bleibt für immer ein absolut unwichtiger "Rohstoff" und wird nie wieder "Geld". Auch greifen die Massnahmen der Bush-Steuergeschenke (auf Pump natürlich) in idealer Weise, die Wirtschaft boomt, die wachsende Arbeitslosigkeit und der Ersatz hochbezahlter Arbeitsplätze im langsam sterbenden Fertigungssektor durch äusserst mager bezahlte Jobs im Servicebereich ist uninteressant. Im weiteren ist das stetige Aufblähen des Apparates der öffentlichen Hand auf inzwischen 23 Millionen Staatsdiener geradezu ein Segen Gottes, dasselbe gilt für das Outsourcen der eigenen Fertigungsindustrien, das Paradies ist in Greifweite, und wird es in diesem gottvollen Stile weitergehen, bis unsere Sonne sich in eine Supernova verwandelt, und das ist noch eine ganze Weile hin.


Geberelement - Drähte defekt

Verehrte Leser, lassen Sie sich nicht täuschen. Die fundamentalen Gesetze der Natur und insbesondere die der Wirtschaft hat noch nie jemand  a u f   D a u e r  außer Kraft gesetzt, sei es nun ein japanischer Banker, ein chinesischer Minister oder ein Maestro im Range eines Halbgottes, mit dem attraktiven Namen Greenspan.
Edelmetalle signalisieren mit ihren Preissteigerungen seit Alters her wirtschaftliche Probleme, Spannungen und Krisen. Dass man den Draht zwischen dem Krisen-"Geberelement" in Tank der Weltwirtschaft und dem Krisenmetall-"Kraftstoff-Anzeiger" am Armaturenbrett der Wirtschaft derzeit klammheimlich durchgeschnitten hat, so dass die Anzeige fälschlich ein "Voll" signalisiert, ändert nicht das Geringste daran, dass der Tank so gut wie leer ist und der Motor auf den letzten Tropfen läuft. Stottert er eines Tages und bleibt dann hustend stehen, wird die Öffentlichkeit den kleinen Schnitt im Draht zur Anzeige plötzlich staunend bemerken. Vorher konnten Gold und Silber ihre Signalfunktionen als Krisenmetalle dank manipulativer Massnahmen im Gegensatz zu vergangenen Jahrhunderten leider nicht mehr erfüllen. Ihre Leitungsdrähte waren durchtrennt.


Neuester Erkenntnisdurchbruch

Dass man immer wohlhabender wird, indem man mehr und mehr auf Pump konsumiert, ist allerdings eine völlig neue ökonomische, von der amerikanischen Führung nach Kräften propagierte Erkenntnis, die nun der Menschheit wie eine weltbewegende Erlöseridee geschenkt wurde. Möglicherweise wird ihren geistigen Vätern eines Tages der Nobelpreis für kreative Wirtschaft zuerkannt und niemand lacht. Die amerikanische Bevölkerung jedenfalls ist von ihrer Richtigkeit derzeit absolut überzeugt, konsumiert ernsthaft und mit Hingabe auf Teufel komm raus weiter und verschuldet sich, als gäbe es kein Morgen.

Verteilt man die realen Schulden  n u r  des Bundes (Federal) ohne Verbraucher, Unternehmen, Gemeinden und Bundesstaaten auf die amerikanische Durchschnittsfamilie, tragen die Eltern mit zwei Kindern heute schon die kleine Last von über 400.000 US$, die zurückgezahlt werden müssten. Hinzu kommen die Kreditkarten- und Ratenzahlungsschulden von 29.000 US$ pro Familie und natürlich die Hypothekenlast. So an die 600.000 US$ an Gesamtverpflichtungen oder 150.000 US$ pro lebenden Kopf in den USA kommen da leicht zusammen.

Tendenz:  Rasch steigend!


Diese Summen werden  N I E M A L S  wieder zurückgezahlt, ein Ding völliger Unmöglichkeit! Im Gegenteil, die Grössenordnungen werden munter weiter wachsen. Käme heute eine Zinserhöhung und die Sätze stiegen bis auf das historisch "normale" Niveau von 5-6%, fiele das Kartenhaus wegen der Unfähigkeit aller Verschuldeten ihre Kredite (etwa 80% sind kurzfristig terminiert) zu bedienen (allem voran der Staat) schon morgen zusammen.


Herrscher aller Schleusen

Doch wie beruhigt in dieser gedanklich leicht düsteren Szenerie da die treuherzige und wortwörtliche Versicherung eines der Führer der US- Bundesbank, der immer wieder öffentlich beteuert "Deficits don´t matter", - etwas frei übersetzt: Defizite und Schuldenmacherei spielen in der modernen "new economy" überhaupt keine Rolle mehr. Die völlig überholten und veralteten, höchst unmodernen Naturgesetze von gestern, gelten, Greenspan sei Dank, nicht mehr. Gold ist tot, Papiergeld und Greenspan sind göttlichen Ursprungs und wer nicht voll in Dollarwerte und amerikanische Aktien investiert, ist ein bedauernswerter Narr und ein Feind Amerikas.

Wie schön! Wie einst der allmächtige Zar als Herrscher aller Reusen hat jetzt der Halbgott und Herrscher aller (weitgeöffneten Finanz-) Schleusen gesprochen. Hosiannah! Wir können alle aufatmen! Die Notendruckmaschinen und die offenen Geldschleusen Washingtons werden die Welt retten. Vertraut euer Gold und Silber also angewidert dem städtischen Sondermüll an, der entsorgt diese "barbarischen Relikte"- gegen kleine Gebühr versteht sich - höchst zuverlässig, jeden zweiten Donnerstag im Monat.


© Prof. Dr. Hans J. Bocker



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