Die vier Generationen
11.11.2005 | Matthias Lorch
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Der Höhepunkt der kommenden Krise könnte für die USA laut Strauss und Howe folgende Einzelheiten beinhalten:- 1. Wirtschaftliche Probleme z.B. Einstellung der Zahlungen für die Schulden der Öffentlichen Hand, steigende Verarmung, Kollaps der Finanzmärkte, Inflation oder Deflation
- 2. Soziale Ausschreitungen: Gewaltausbrüche ausgehend von Rassen, Klassen- oder Religionszugehörigkeit
- 3. Kulturelle Eingriffe: Einschränkungen der Pressefreiheit, autoritäre Führerschaft
- 4. Militärische Ausbrüche: Kriege gegen ausländische Terroristen, ausgestattet mit Massenvernichtungswaffen usw.
Der jugendliche Hunger für soziale Disziplin und zentrale Autorität könnte die Heranwachsenden für Demagogen anfällig machen. So oder so wird die Bevölkerung am Höhepunkt der Krise die Herrschenden mit effektiven Instrumenten versorgen um die Ordnung durchzusetzen. Wenn der Auslöser der Krise ca. 2005 beginnt, dann kann mit dem Höhepunkt der selben ca. 2020 gerechnet werden, mit der Lösung der Probleme dann ca. 5 bis 6 Jahre später. Auf alle Fälle macht es wenig Sinn sich über die Generation zuvor oder über die folgende zu erzürnen. Denn jede der Generationen ist in ihrer Zeit und in ihrem Ablauf gefangen. So wie das Wasser nicht den Wasserfall hinauffällt oder der Vogel rückwärts fliegt, so wenig sind die Abläufe zurück drehbar. Jeder sollte sich vor Augen halten, dass, hätte er in dieser Zeit mit diesen Einflüssen gelebt, er wahrscheinlich genau so geprägt sein würde.
Besser ist es, sich so gut wie möglich auf kommende Änderungen einzustellen. Wenn sich die Gesellschaft und die Politik sich schon nicht darauf vorbereitet, dann sollte es zumindest der Einzelne tun, soweit es in seiner Macht liegt. Die Krise wird, laut William Strauss und Neil Howe, die Wirtschafts- und Sozialordnung, welche die Menschen jetzt noch als selbstverständlich sehen, komplett zerstören und erneuern.
Sie geben folgende Ratschläge:
Charaktereigenschaften wie Vertrauen, Verlässlichkeit, Geduld, Bescheidenheit, Selbstlosigkeit werden in einer Krise zu einer harten Währung werden.
- Sei ein guter Einwohner in deiner Stadt, ein guter Nachbar in deiner Straße, ein guter Partner bei der Arbeit.
- Baue persönliche Beziehungen auf allen Ebenen aus.
- Bereite dich und deine Kinder auf Teamwork vor.
- Vermeide Investments mit zu großem Hebel und große langfristigen Verbindlichkeiten.
- Gehe in die Krise mit genügend Cash.
Eine der wichtigsten Entscheidungen wird sicherlich sein, eigene Reserven zu bilden. Das ist einfacher gesagt als getan, wenn man erkennt, dass die langfristigen Zinsen unter der tatsächlichen Inflationsrate liegen.
Das Maß und die Priorität des Sparens hat allerdings nicht unbedingt mit dem Einkommen zu tun, sondern eher mit den Eigenschaften des Charakters. Diese hängen im Übrigen auch mit der Zugehörigkeit zu der jeweiligen Gesellschaftsschicht zusammen und lassen sich etwa so beschreiben:
Die Oberklasse
Das Mitglied der Oberklasse ist am stärksten zukunftorientiert. Es erwartet ein langes Leben, trägt Verantwortung für die Kinder, die Enkel und sogar für die Urenkel. Desweiteren trägt es Verantwortung für abstraktere Dinge wie Gemeinde, Staat oder Nation und Menschheit als Ganzes und hat deshalb das starke Bedürfnis in die Zukunft zu investieren. Gegenwärtige Bedürfnisse werden geopfert für wichtigere Dinge in der Zukunft. Es spart kräftig.
Die Mittelklasse
Das Mitglied der Mittelklasse erwartet auch zumindest das Alters von 60 bis 70 Jahren zu erreichen und zu genießen, plant für die Kinder, die Enkel und vielleicht sogar für die Urenkel. Aber ist weniger zukunftorientiert. Es spart auch ziemlich stark.
Die Arbeiterklasse
Das Mitglied der Arbeiterklasse wird nicht stark in die Zukunft investieren und auch nicht soweit in die fernere Zukunft. Mit 50 Jahren erwartet man schon alt zu sein und der Zeithorizont wird dem entsprechend angeglichen. Das Vertrauen, die Zukunft zu gestalten und damit nicht Spielball des Schicksals zu sein, ist nicht sehr verbreitet. Sie ist selbstsicher und hat Selbstvertrauen, aber nicht so sehr wie das Mitglied der Mittelklasse. Auch das Mitglied der Arbeiterklasse spart.
Die Unterklasse
Das Mitglied der Unterklasse lebt von Moment zu Moment. Was nicht sofort konsumiert werden kann, hat keinen Wert. Die körperlichen Bedürfnisse und die Vorliebe für Action schlägt alles andere. Es wird nur gearbeitet, um am Leben zu bleiben und ein wirkliches Interesse für die eigene Arbeit ist nicht vorhanden. Ein Gefühl der Zugehörigkeit zu kommunalen Gruppierungen, zu Nachbarn usw. gibt es nicht und alle Autorität wird missachtet.
Das Aufreiben für das Risiko und für die Action, für den Kampf ums Überleben und die dazu nötige Gerissenheit, macht das Leben außerordentlich gewalttätig. Das Mitglied der Unterklasse spart nichts.
Wie auch immer, unabhängig von Alter, Geschlecht, Einkommen, Rasse oder Familienstatus, die richtige Vorgehensweise heute kann helfen, verzweifelte Entscheidungen später zu verhindern. Gegenwärtige Bedürfnisse für wichtigere Dinge in der Zukunft zu opfern - also sparen - kann somit der Schlüssel dazu sein. Aber in was sparen, welches Investment gibt einem über einen längeren Zeitraum die Möglichkeit zum Beispiel ehrliche 5% oder auch nur 2% (inflationsbereinigt) zu erwirtschaften?
Ein sicheres Investment ist nämlich dann nicht mehr sicher, wenn man Pech im Timing, das Inflationieren der Währung durch die Regierung, oder noch nicht vorhersehbare Steuern mit einberechnet.
Versicherungen und Banken bieten sogenannte sichere Ansparmöglichkeiten, aber auch die sind Spekulation, ob die Menschen es wissen oder nicht. Denn sie setzen eine Stabilität der Institute sowie der Währungen voraus.
Kann das Investieren für Einkommen, also für ständigen Zahlungsfluss in der Zukunft, aus einer sogenannten konservativen Anlage, eine gute Entscheidung sein? Im Anbetracht der jetzt schon gut sichtbaren Risse in den Fundamenten der Gesellschaft und des Sozialgefüges wahrscheinlich nicht.
Eher das Investieren in Sachwerten, Rohstoffen, wertvollen Metallen und vielleicht mit einem Teil in den mit dem Abbau dieser Dinge involvierenden Firmen. Ganz sicherlich aber wird sich der physische Besitz von Gold und Silber jedem, der sich damit beschäftigt, geradezu aufdrängen.
© Matthias Lorch