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Warum Gold- und Silberaktien besser abschneiden werden als Anleihen

13.10.2013  |  Manfred Gburek
Wenn es um Inflation geht, reagieren die meisten Deutschen wie elektrisiert, obwohl die veröffentlichten Daten alles andere als aufregend zu sein scheinen. So wie jetzt der repräsentative Index aller Verbraucherpreise, der laut Statistischem Bundesamt im September, verglichen mit September 2012, nur um 1,4 Prozent gestiegen ist. Doch wie der Schein manchmal trügen kann, zeigt sich an der Entwicklung der Nahrungsmittelpreise im selben Zeitraum: plus 4,7 Prozent. Dazu passen denn auch die zuletzt von der Gesellschaft für Konsumforschung veröffentlichten Daten, wonach die Preise von Discountern wie Aldi und Lidl stärker gestiegen sind als die der klassischen Supermärkte.

Die relativ geringe allgemeine Preissteigerung um nur 1,4 Prozent ist primär auf die zuletzt besonders günstigen Preise für Kraftstoffe und Heizöl zurückzuführen und damit auch auf den im Vergleich zum Dollar gestiegenen Euro, weil alles, was aus Erdöl stammt, international in Dollar abgerechnet wird - womit wir ohne allzu große Umwege gleich in der weiten Welt der Währungsspekulation, der immensen amerikanischen Schulden und der Frage angelangt wären, ob diese Schulden und die der anderen großen Wirtschaftsmächte wohl je abgebaut werden können. Um die Antwort gleich vorwegzunehmen: Die Chancen dazu sind zwar theoretisch vorhanden, aber die Geschichte lehrt das Gegenteil, nämlich die Fortschreibung der Schulden so lange, bis die nächste Währungsreform oder etwas Vergleichbares ansteht.

Wenn nicht alles trügt, werden wir spätestens am 17. Oktober von den USA bestätigt bekommen, Demokraten und Republikaner hätten sich wieder einmal auf einen Kompromiss zum amerikanischen Haushaltsloch geeinigt. Die Amerikaner lieben so etwas: zuerst Showdown wie im Western, dann Shutdown, nur dass beim Western-Showdown einer - fast immer der Böse - tot umfällt, während die beiden Streithähne im jetzigen Shutdown zwar gerupft, aber lebendig aus dem Zweikampf hervorgehen.

Das alles ist für Ihre Geldanlage von hoher Relevanz und bedeutet: Finger weg von Anleihen als Daueranlage, während Ihr Cash-Anteil neben Tagesgeld bis 100.000 Euro pro Person getrost auch aus Bundesanleihen mit kurzen Restlaufzeiten bis zu zwei Jahren bestehen kann. Über generelle Aktienanlagen auf dem aktuellen Kursniveau kann man sich streiten. Ich habe mich bis auf einen variierenden Bestand an Edelmetallaktien und einige Tradingpositionen aus anderen Branchen von Aktien verabschiedet, auch auf die Gefahr hin, dass ihre Kurse weiter davonziehen. Bevor ich näher auf Edelmetallaktien eingehe, hier nur noch drei generelle Anmerkungen zu davonziehenden Aktienkursen, ohne dass man dabei ist:

  • 1.Die Aktienwelt ist zu jedem Zeitpunkt voller Gelegenheiten, sodass Ärger über entgangene Chancen sich allein schon dadurch erübrigt.

  • 2. Sogar das Beobachten davonziehender Aktienkurse kann gewinnbringend sein, auch wenn es sich nur um einen Erkenntnisgewinn handelt.

  • 3. Angenommen, Sie nehmen den Kursgewinn einer Aktie, die Sie zu 10 Euro gekauft haben und die letzten Endes auf 20 Euro steigen wird, bereits bei 15 Euro mit. Grund zum Ärgern? Auf keinen Fall, Sie haben ja gewonnen. Und noch eines: Das verbleibende Kurspotenzial von 15 bis 20 Euro beträgt in diesem Fall nur noch 33,3 Prozent. Es verblasst dann im Vergleich zum möglichen höheren Kurspotenzial anderer Aktien, die Sie schon lange verfolgen oder zwischenzeitlich entdeckt haben.

Nun zu den Edelmetallaktien, die bekanntlich allesamt einen Sturzflug hinter sich haben, von Branchengrößen des Goldsektors wie Barrick, Newmont, Anglogold und Goldcorp über Royalty-Unternehmen wie Franco-Nevada oder Royal Gold bis zu mittleren und kleinen Produzenten, von denen Sie im Internet eine größere Auswahl unter mcewencapital.com finden. Dass es die traditionell stärker schwankenden Silberaktien wie Silver Wheaton oder First Majestic - um nur zwei relativ gute zu nennen - noch mehr erwischt hat, versteht sich von selbst.

Die Warnung an Börsianer, nie nach einem fallenden Messer zu greifen, hat sich also wieder einmal bestätigt. Doch wo so viel Risiko ist, kann es auch Chancen geben. Oder um die eingangs erwähnten Themen Inflation und US-Staatsschulden aufzugreifen: Sie werden uns noch so lange beschäftigen, bis die Masse der Anleger als Schutz vor der schwindenden Kaufkraft des sogenannten Papiergeldes erneut zu Gold und Silber und dann auch zu Edelmetallaktien greift. Warum? Weil beide Anlagekategorien ähnlich wie die gängigen Industrieaktien nicht nur eine Schutzfunktion haben, sondern nach jedem Top und der anschließenden Korrektur - abhängig von der Stärke auch Baisse, Bärenmarkt oder Crash genannt - wieder ihren langjährigen Aufwärtstrend aufnehmen.

Worin besteht die Chance, mit Edelmetallaktien die Kurve zu kriegen? Vordergründig betrachtet, zunächst in einer technischen Reaktion auf den bisherigen Kurssturz, wie es sie im Juli und August schon einmal gegeben hat. Doch das wäre zu wenig. Die gängigen Kennziffern - es handelt sich um geschätzte Werte für das laufende Geschäftsjahr - sehen nicht gerade verlockend aus. Sie reichen in puncto Dividendenrendite von 0,8 Prozent bei Anglogold bis 4,5 Prozent bei Newmont und in puncto Kurs-Gewinn-Verhältnis von 7,1 bei Barrick bis 45,7 bei Franco-Nevada. Alles in allem also auch nicht gerade der große Hit.

Es bahnt sich indes etwas an, was - vorausgesetzt, die Preise von Gold und Silber gehen nicht in den freien Fall über - zu einer Initialzündung werden kann: Die Branchengrößen verhandeln wieder miteinander. Am augenfälligsten ist das bei Barrick und Newmont, die Gespräche über die eine oder andere Kooperation führen. Barrick stößt Beteiligungen in Australien ab und gibt das riesige Pascua-Lama-Projekt in Chile trotz juristischer Stolpersteine immer noch nicht auf. Nachdem bereits vor einigen Jahren Gerüchte über das Zusammengehen von Barrick mit Newmont aufgetaucht waren, machen beide jetzt wenigstens mit der Kooperation Ernst.

Das alles wäre kaum erwähnenswert, gäbe es nicht eine generelle Marktbereinigung. Sie führt dazu, dass vor allem mittlere und kleine Minen mangels Kapital reihenweise aufgeben. Dadurch und durch die Desinvestitionen der führenden Konzerne sinkt das Angebot an Gold und Silber allmählich, was wiederum den überlebenden Anbietern zugute kommt. Überleben und von der jetzigen Konstellation sogar profitieren werden auf jeden Fall die mit extrem niedrigen Kosten wirtschaftenden Royalty- bzw. Streamingkonzerne. Dazu gehören an führender Stelle Franco-Nevada, Royal Gold und Silver Wheaton. Ihre Aktien werden auch an deutschen Börsen und am offenen Markt gehandelt. Sie eignen sich wie die anderen Edelmetallaktien allerdings nur für Anleger mit starken Nerven.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu

Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005), das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007) und "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" (2008).



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