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Auf Chance-Risiko-Verhältnisse kommt es an

13.10.2013  |  Claus Vogt
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Sie tanzen schon wieder auf dem Vulkan

Nachdem dieser wilde Tanz ein so unerfreuliches Ende genommen hatte, tat die Zentralbanknomenklatura ab Ende 2008 alles in ihrer geldpolitischen Macht Stehende, um möglichst umgehend eine neue Tanzveranstaltung auszurichten. Und tatsächlich tanzen sie seither wieder.

Die Gelddrucker und Staatsschuldenmacher haben dafür gesorgt, dass ein in diesem Ausmaß nie zuvor gekannter Tanz auf dem Vulkan begonnen hat. Allerdings haben sie damit ein sehr unangenehmes Dilemma geschaffen. Wenn sie den Tanz beenden, wird sofort eine Wirtschafts- und Finanzkrise beginnen, die noch verheerender ausfallen wird als die Krise des Jahres 2008. Und wenn sie stattdessen weitertanzen lassen, wird früher oder später der Vulkan ausbrechen und das Weltwährungssystem unter sich begraben - mit allen unangenehmen Folgen, die das mit sich bringen wird. So, liebe Leser, stellt sich die Situation aus meiner analytischen Perspektive dar.

Natürlich stimmt es, dass der Vulkan bisher noch nicht ausgebrochen ist. Aber diese Tatsache spricht nicht gegen die warnenden Stimmen. Denn das Risiko des Mittanzens ist in dieser Lage einfach viel zu hoch, die Crash-Wahrscheinlichkeit zu groß und die Ausgangstür so klein, dass nur ganz wenige Partygäste hindurch passen werden, sobald der Vulkanausbruch beginnt.


Aktienmärkte deutlich überbewertet

Das Shiller-KGV des Weltleitindex‘ S&P 500 ist eine - allerdings recht grobe - Möglichkeit, das Chance-Risiko-Verhältnis der Aktienmärkte zu messen. Ist diese Kennzahl hoch, dann ist das Chance-Risiko-Verhältnis unattraktiv, ist sie hingegen niedrig, dann ist es entsprechend attraktiv. Mit derzeit 24,25 Punkten ist das Shiller-KGV historisch gesehen sehr hoch. Gleichzeitig befindet sich die Gewinnmarge des Unternehmenssektors zurzeit auf einem Rekordniveau. Bereinigt man das Shiller-KGV um die Gewinnmarge, dann steigt es sogar auf extrem hohe 30 Punkte.

Den langfristigen Verlauf dieser Kennzahl sehen Sie auf dem folgenden Chart. In der Vergangenheit war es keine gute Idee, in Zeiten hoher Shiller-KGVs Aktionär zu sein - auch wenn man manchmal recht lange warten musste, bis die unvermeidbare Baisse begann.

Nächste Woche werde ich an dieser Stelle darauf zu sprechen kommen, woran attraktive Chance-Risiko-Verhältnisse und damit gute Einstiegszeitpunkte an den Aktienmärkten zu erkennen sind. Nur so viel sei schon jetzt verraten: Nach dem Platzen der aktuellen Blase rechne ich nicht nur mit einer attraktiven zyklischen Kaufgelegenheit wie in 2009, als ich letztmals zum Einstieg blies, sondern mit einer langfristigen, strategischen Kaufgelegenheit. Die kommenden Jahre versprechen auf jeden Fall überaus spannend zu werden.


Shiller-Kurs-Gewinn-Verhältnis des S&P 500, 1880 bis 2013


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Aktuell beträgt diese fundamentale Kennzahl sehr hohe 24,25 Punkte. Bereinigt man sie um die Gewinnmarge, die auf ein Rekordniveau gestiegen ist, dann beträgt das Shiller-KGV sogar 30 Punkte.
Quelle: www. econ.yale.edu


Schlimmste humanitäre Krise seit sechs Jahrzehnten

Pressmeldungen zufolge ist gerade ein Bericht des Roten Kreuzes erschienen, in dem berichtet werde, dass sich 43 Millionen Europäer kein Essen mehr leisten könnten und auf Suppenküchen und Spenden angewiesen seien. Laut Rotes Kreuz handele es sich um die schlimmste humanitäre Krise in Europa seit sechs Jahrzehnten.

In meinem gemeinsam mit Roland Leuschel verfassten und 2004 erschienen Buch "Das Greenspan Dossier" sprach ich davon, dass mit dem Platzen der Aktienblase eine Zeitenwende begonnen habe. Seit dem Platzen der Immobilienblase und der dadurch ausgelösten Wirtschafts- und Finanzkrise des Jahres 2008 habe ich mehrmals die These aufgestellt, dass wir uns inmitten einer verheerenden Wirtschaftskrise befinden, die dereinst als Depression beziehungsweise zweite Weltwirtschaftskrise in die Geschichte eingehen wird. Dass Europa jetzt nach Einschätzung der Roten Kreuzes die schlimmste humanitäre Krise seit sechs Jahrzehnten erlebt, überrascht mich also nicht. Aber dass gleichzeitig der DAX in der Nähe seines Allzeithochs notiert, das hätte ich tatsächlich nicht für möglich gehalten. Das ist das Schöne, Spannende und Aufregende, aber gleichzeitig auch Frustrierende am Beruf eines Analysten: Er erlebt immer wieder Überraschungen und lernt nie aus.


Jogi Löw und die Kritik

Natürlich muss gerade ein kritischer Analyst auch selbst Kritik ertragen können - sowohl konstruktive als auch destruktive, angebrachte und unangebrachte, sachliche und unsachliche, kurz: jede nur erdenkliche Form und Qualität. Auch das gehört zu seinem Job. Und zwar ohne Wenn und Aber.

Ganz anders scheint das bei Fußballbundestrainern zu sein. Hören wir, was Jogi Löw gerade erst zum Thema Kritik zu sagen hatte:

"Dass man keine Kritik äußern darf, ist mir neu", so Löw. "Es geht aber um die Form und Qualität der Kritik, ob sie konstruktiv ist. Und wenn dem so ist, kann man Kritik äußern".

Und ob dem so ist, das bestimmt wahrscheinlich der allseits beliebte Bundestrainer, oder?


© Claus Vogt
www.clausvogt.com

P.S.: Den Fußballfreunden unter Ihnen wünsche ich viel Spaß mit Jogi Löw und seinen konstruktiven Kritikern.



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