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Warum Obama den Goldpreis stimuliert

15.10.2013  |  Nadine Smeding
Wir sitzen zur Zeit noch im Wartezimmer des Weißen Hauses - wegen der politischen Sackgasse in den USA. Demokraten und Republikaner tragen gerade einen erbitterten Kampf um den Staatshaushalt für das nächste Jahr aus. Obama will über die Bedingungen einer Erhöhung nicht verhandeln und verlangt für diese eine vorbehaltlose Zustimmung von den Republikanern. Das sehen die Republikaner natürlich vollkommen anders. Diese wollen gerade erreichen, dass der Staat weniger ausgibt, als er einnimmt, um den Schuldenberg abzubauen. Nach unserer Meinung ist dies auch das richtige Konzept ... Wir erwarten, dass am 17. Oktober in letzter Minute ein Kompromiss erzielt wird.

Die Sackgasse in den USA drückt die Stimmung. Letzte Woche sind aber für die Anleger sehr gute Nachrichten aus Amerika gekommen. Obama hat am Mittwochabend offiziell Janet Yellen als Nachfolgerin von Ben Bernanke (als Vorsitzender der Federal Reserve) ernannt.

Die Amtsperiode von Bernanke endet am 31. Januar 2014, und die Zeitungen sind jetzt voll mit Informationen über Yellen. Da findet man weniger wichtige Details wie den Umstand, dass Yellen die erste Frau an der Spitze der Zentralbank sein wird, oder dass sie mit dem Nobelpreisträger George Akerlof verheiratet ist. Viel interessanter aber ist die Frage: Was bedeutet diese Nominierung eigentlich, und welche Auswirkungen wird sie auf die größte Wirtschaft der Welt haben?


Was man über die Fed wissen sollte

In der Vergangenheit hat es immer eine gerechte Verteilung der Vertretung von Demokraten und Republikanern in der Leitung der Fed gegeben. Neue Mitglieder konnten nur vorgeschlagen werden, wenn alte Mitglieder freiwillig zurücktraten. Aber in der letzten Periode sind dort viele Republikaner ausgetreten, und damit geriet das Verhältnis zwischen den beiden politischen Lagern aus dem Gleichgewicht. Dies führte dazu, dass das Hickhack über die Obergrenze der Verschuldung nicht das einzige Gefecht war, das Republikaner und Demokraten gegeneinander austrugen.

Die Nominierung eines neuen Vorsitzenden (bzw. einer neuen Vorsitzenden) ist deshalb eine der wichtigsten wirtschaftlichen Entscheidungen, die Obama in seiner zweiten Amtszeit treffen muss. Denn die Vorsitzende wird für mindestens vier Jahre gewählt. Das sind vier Jahre, in denen sie nicht entlassen werden kann, und vier Jahre, in denen nur eine Demokratin oder eine Republikanerin an der Spitze steht, und die versuchen wird, die Vorstellungen der eigenen Partei umzusetzen.

Es ist wohl bekannt, dass die Demokraten große Befürworter einer Verstärkung der Inflation durch die Druckpresse der Notenbank sind. Wenn jetzt fast nur Demokraten an der Spitze der US-Zentralbank stehen, kann davon ausgegangen werden, dass wir in den nächsten vier Jahren eine Zunahme der damit verbundenen Risiken erleben werden.


Flugzeugflotten an Liquidität einsatzbereit

Yellen tritt zu einem Zeitpunkt ein, wo die Bilanz der Fed fast 3.700 Milliarden USD beträgt (einschließlich der Staatspapiere im Wert von 2.070 Milliarden USD). Die Anleger sollten aber nicht traurig sein. Denn während Bernanke nur als "Helicopter Ben" bezeichnet wurde, geht man davon aus, dass Yellen ganze Flugzeugflotten an Liquidität einsetzen wird. Es wird erwartet, dass Yellen dem Zurückdrängen der Arbeitslosigkeit mehr Aufmerksamkeit schenken wird als Bernanke, der sich mehr um die Inflation Sorgen machte.

Yellen vertritt ihr Konzept sehr offen. In einem Interview mit Reuters hat sie kürzlich wissen lassen, dass wenn bestimmte Entscheidungen mit den beiden wichtigsten Zielen der Fed in Konflikt geraten - nämlich einerseits die Wirtschaft zu stimulieren und andererseits die Inflation im Griff zu behalten - sie sich immer für die Stimulierung der Wirtschaft entscheiden werde. Nach ihrer Meinung ist es immer gut, die Inflation steigen zu lassen - auch nach dem Erreichen der gewünschten Zielsetzung.

Wie wir es auch drehen und wenden, eines ist sicher, es können nicht jedes Jahr 1.000 USD Milliarden neue Schulden angehäuft werden, ohne dass dies negative Auswirkungen hat: eine Zunahme der Inflation bzw. ein schwächerer Dollar.


Was können wir für das Gold erwarten?

Mit den anstehenden Veränderungen in der Fed und mit dem künftigen Schwerpunkt auf der Reduzierung der Arbeitslosigkeit wird der Abbau von QE3 erst mal noch wesentlich länger auf sich warten lassen. Für das Gold wird sich das längere Dasein von QE3 positiv auswirken, weil dies die Inflationsrisiken deutlich verstärken wird. Seit dem Beginn des QE3-Programms (2008) und seitdem die Fed über 2 Billionen USD in das System gepumpt hat, ist der Goldpreis um gut 70% gestiegen, und er hat im Oktober 2012 ein "All Time High" erlebt.

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Wie auch immer, im aktuellen Klima der anhaltenden monetären Unruhe besteht eine ständig größer werdende Gefahr, dass die Anleger ihr Vertrauen in das Finanzsystem verlieren. Und die Beibehaltung einer Politik des "leichten Geldes" wird eine stimulierende Auswirkung auf das Gold haben: als sicherer Hafen und Inflationsschutz.


© Nadine Smeding
www.goldrepublic.com



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