Gold: Extreme wirken wieder "bullish"

Was als deprimierender Monat für Goldinvestoren begann, hat sich jetzt zum Positiven gewendet, da die Metalle und Bergbauwerte ihre beste Performance seit August liefern.

Womöglich hatten die Investoren den Monat Oktober aus verschiedenen Gründen gefürchtet - nicht zuletzt wegen des "Shutdowns" des US-Haushalts und des "Showdowns" zur Schuldenobergrenze. Aber wie sich herausstellt, ist dieser "grusligste" Monat nicht mehr als ein Hirngespinst, das sich langsam ausgesponnen hat. In diesem Kommentar werden wir überprüfen, wohin es beim Gold dank der außergewöhnlichen technischen Marktbedingungen (auf die wir in vorhergehenden Kommentaren aufmerksam gemacht hatten) geht.

Die letzte Rally im Edelmetallsektor wurde uns letzte Woche übermittelt, als die Goldaktien-Advance-Decline-Linie (A-D) aus ihren mehrwöchigen Abwärtstrend ausbrach. Mit dem Durchbrechen dieses Abwärtstrends sendete die A-D-Linie ein "positives" Signal - nicht nur für die Goldbergbauwerte, sondern auch für das Metall an sich. Wir betrachten die A-D-Linie weiterhin als den wichtigsten Frühindikator für die Bergbauaktien, da sie sich in diesem Jahr immer wieder als nützlich erwiesen hat.

Am Dienstag erhielt der Goldkurs zudem einen Extraschub von den enttäuschenden US-Arbeitsmarktstatistiken, die den Tradern nahelegten, dass die Federal Reserve ihr Anleihekaufprogramm im Umfang von 85 Mrd. $/ Monat auf absehbare Zeit unangetastet lassen wird. Gold erreichte im Tagesverlauf ein 3-Wochen-Hoch. Auch der sinkende US Dollar Index kam Gold zur Hilfe, welcher die niedrigsten Stände seit dem 4.Februar erreicht hat.

Und endlich ist der Goldkurs auch über seinen 15-Tage-Durchschnitt gestiegen und konnte (nach Stand vom 22.Oktober) zwei Tage mit höheren Ständen über dieser dominanten zwischenzeitlichen Trendlinie schließen. Das ist das erste bestätigte Signal für eine zwischenzeitliche Bodenbildung, die es beim Gold seit August gegeben hat, was an sich schon erstaunlich und toll ist.



Da wieder Lebenszeichen vom Gold und den Bergbauwerten kommen, werden wir wohl als nächstes beobachten können, wie eine wachsende Anzahl von Investmentbanken nach und nach die eigenen Bewertungen des Edelmetallsektors nach oben hin anpasst. Ben Levisohn zufolge (der sich bei Barrons zu Wort meldete) habe die HSBC am 21.Oktober die Bewertungen verschiedener Goldaktien angehoben, da die Bank erneut anziehenden Goldpreisen ausgehe. Patrick Childley, Analyst bei der HSBC, schrieb:

"Trotz des hastigen Ausstiegs der Spekulanten [aus dem SPDR Gold Trust ETF (GLD)], gehen wir weiterhin davon aus, dass die fundamentalen Faktoren für steigende Kurse sprechen. China weist nach wie vor sehr hohe Goldimporte aus (über 130 Tonnen im Monat August allein aus Hongkong). Wir gehen davon aus, dass der Goldpreis in den nächsten Monaten wieder anziehen wird; unsere Annahme stützt sich auf unsere Einschätzung, dass der Druck auf den Goldmarkt nur vorläufigen Charakter hat - und das liegt an einer unverändert starken Nachfrage aus China und aus Indien (trotz der Anhebung der staatlichen Importzölle auf Gold), einer wachsenden Nachfrage aus anderen Schwellenländern, anhaltenden Goldkäufen durch Zentralbanken sowie einer kräftigen Reaktion auf der Angebotsseite einhergehend mit einem Mangel an Großprojekten, die in den nächsten Jahren in nächsten Jahren produktionsfähig sein werden. […].

Also: Angesichts der Prügel, die die Goldaktien bezogen haben, um einen aktuellen Goldpreis von unterhalb 1.300 US $/ oz widerzuspiegeln, und der Ansicht der HSBC, dass Gold innerhalb weniger Monate auf 1.400 US $/ oz zurückklettern kann, erhöhen wir die Bewertungen einer Gruppe von Aktien und halten an einem generell positiven Ausblick auf die kommenden Entwicklungen im Goldsektor fest, obgleich wir einräumen, dass die aktuelle Situation schwierig ist, solange Gold nicht wieder anzieht."

Childley und sein HSBC-Team erhöhten die Bewertung von Agnico-Eagle Mines (AEM) und Yamana Gold (AUY) von Untergewichtung auf neutral. Barrick Gold (ABX), Goldcorp (GG) und Iamgold (IAG) wurden von neutral auf Übergewichtung gesetzt.

Die HSBC ist darüber hinaus der Meinung, dass Asien die führende Triebkraft der Goldnachfrage sein wird. Die Nachfrage nach Schmuck, Barren und Münzen aus Indien, Großchina, Indonesien und Vietnam stieg auf ca. 60% der globalen Gesamtnachfrage von 35% im Jahr 2004, wie Ökonomen, unter anderem Frederic Neumann, in einem Investorenbrief am 18.Oktober schrieben. Wie Neumann unter Bezugnahme auf Daten des World Gold Councils schrieb, werde physisches Gold in diesen Regionen meist als Werterhaltungsmittel genutzt.

"Da sich die Inflation in vielen Märkten immer noch auf hohen Ständen bewegt und die Zinssätze keinen adäquaten Ausgleich bieten, ist davon auszugehen, dass Asiens Heißhunger nach Gold fortdauern wird", so Neumann. “Asien setzt auf Gold; die Nachfrage ist in den letzten Jahren steil angestiegen." Auch für die kommenden Jahre sieht er starke Nachfrage vorher, da der inflationäre Druck in China, Indien und anderen Regionen Asiens steigen werde.

Auch Folgendes gibt den Metallen und Bergbauwerten Auftrieb: Gold überwindet seine technisch überverkauften Extrembedingungen, die es in dieser Form seit Jahren nicht gegeben hatte. Wie wir in einem vorhergehenden Kommentar angemerkt hatten, fiel der 10-Monate-Gold-Oszillator kürzlich erst auf seine niedrigsten Stände seit 10 Jahren. Mit Blick auf die Vergangenheit setzt Gold beim Überwinden derart überverkaufter Marktbedingungen in der Regel zu einer kräftigen Rally an.



Gold hat sich eine dringend benötigte Erholung verdient, und aufgrund der historisch überverkauften Bedingungen dürfte das Metall auch in den Genuss einer solchen kommen. Die Stimmung gegenüber den Metallen und Bergbauwerten ist in den letzten Monaten bis ins Extrem negativ gewesen, da sich eine Investmentbank nach der anderen in den „Verkauf-Zug“ gedrängt hatte. Die Kapitulation war deutlich erkennbar, was - von einem nonkonformistischen Standpunkt aus - für eine Erholung im Sektor spricht.


© Clif Droke
www.clifdroke.com

Dieser Artikel wurde am 23. Oktober 2013 auf www.safehaven.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.