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Irrtum und Irrglaube

28.10.2013  |  Philip Hopf
Beim Lesen einiger Kommentare auf den Goldseiten Blogs, fiel mir auf, dass immer wieder darauf hingewiesen wurde wie wichtig doch die traditionelle Fundamental Analyse sei. Wichtiger noch als Marktstimmung, also Sentiment, sei es, sich Gedanken über das Verhältnis der Metalle zum US Dollar zu machen, als über neue Quantitative Lockerungen der Fed, den Effekt des "US Government Shutdown", oder über sonstige Dinge zu sinnieren, welche scheinbar einen Einfluss auf die Bewegungen der Metalle haben.

Aber kann man wirklich von der Analyse dieser eben genannten Punkte, hilfreiche Informationen erlangen , welche einem eine Direktive für die Bewegungen der Metalle geben?

Ich denke nein! Gerade dieser Trugschluss hat Investoren in den letzten zwei Jahren in die Irre geführt.

Als erstes denken viele Investoren der Dollar und die Metalle haben eine Art inversive Korrelation; wird der Dollar schwächer, steigen die Metalle, so die einhellige Meinung Vieler. Nur hat irgendjemand mal in den letzten 2 Monaten einen Blick auf die jeweiligen Charts geworfen? Beide sind in einem Abwärtstrend.

Und? Hört man nun als Reaktion darauf die "Fundamentalisten" darüber diskutieren? Ich kann keine Diskussion erkennen. Es passiert das, was immer in solchen Situationen passiert. Die Fakten werden unter den Teppich gekehrt, da sie nicht in die allgemeine Perspektive passen, und es dafür keine vernünftige Erklärung gibt. Das liegt daran, dass die Märkte nicht nach Vernunft handeln und damit weder zu erklären noch zu analysieren sind.

Märkte werden durch Massenemotionen geleitet, durch "Sentiment" und wenn man sich auf sogenannte Korrelationen verlässt werden diese einen genauso schnell im Regen stehen lassen und verschwinden wie sie davor scheinbar aufgetaucht sind. Korrelationen, die nur manchmal da sind und dann wieder nicht, sind keine gleichlaufende Konstante, sondern nichts als Zufall oder um es deutlicher zu machen, ein Irrglaube.

Was wenn nun die Metalle gleichzeitig mit dem Dollar beginnen zu steigen? Denken sie mal darüber nach.

Als nächstes waren und sind einige Investoren immer noch der verbreiteten Meinung, dass weitere Quantitative Lockerungen der Fed, die Edelmetalle durch die Decke schießen lassen. Wie oft konnte man solche Behauptungen, selbst von so honorigen Autoren wie Adam Hamilton und Clive Maund gelesen. Ich hoffe, die meisten von uns haben schnell die Fehlerhaftigkeit dieser Argumentation erkannt.

Bis vor kurzem war es einhellige Meinung, der Government Shutdown in den USA, welcher in einer möglichen Zahlungsunfähigkeit hätte enden können, würde die Anleger scharenweise in die Edelmetalle treiben und dadurch den Preis steigen lassen. Der Staatsbankrott wurde erst in letzter Minute abgewendet, tausende Beamte befanden sich Wochen im Zwangsurlaub, bei den Metallen aber konnte ich beim besten Willen keine Preissteigerung ausmachen.

Doch trotzdem wollen alle über diese "Schein-Faktoren" reden. Aus irgendeinem, mir nicht erklärbaren Grund, denkt der Mainstream, dass sie anhand von Fundamentaldaten den Heiligen Gral ausgraben, mit dem sie die zukünftigen Bewegungen am Edelmetallmarkt erkennen. Fakt jedoch ist, viele Autoren reden über dieses Thema ad nauseam, spinnen und drehen die Daten solange, bis sie jeweils in ihr vor prognostiziertes Szenario passen.

Aber sie als Anleger bringt das keinen Schritt weiter, und ich weigere mich eine Fundamentale Analyse zu betreiben von der klar ist, dass diese niemand dabei geholfen hat die unmittelbaren Bewegungen an den Edelmetallmärkten vorherzusehen. Ganz im Gegenteil, wer in den letzten 2 Jahren der Fundamental Analyse gefolgt ist, wurde nur zu oft bitter dafür bestraft und stand meist auf der falschen Seite des Marktes.

Ich gehe sogar noch weiter und behaupte: Wenn sie auf die letzten 2 Jahre zurückblicken, selbst wenn sie die Nachrichten gekannt hätten noch bevor sie öffentlich wurden, sie wären in ihren Entscheidungen bezüglich der nächsten Trendrichtung höchstwahrscheinlich falsch gelegen. Da die Kurse in den meisten Fällen keiner "Logik" gefolgt sind! Denken sie darüber nach.

Wenn sie die neusten Headlines und Nachrichten besprochen haben wollen und deren Effekt auf die Metalle, empfehle ich ihnen die vielen anderen Autoren zu lesen, die darüber schreiben. Mich interessieren zur Marktanalyse nur die "Fundamentaldaten" der Markstimmung, also des öffentlichen Sentiments und ihr Effekt auf die Metalle.

Es ist mir vollkommen gleichgültig, ob die Quantitative Lockerung Runde 3, 4, 5, oder bis in die Unendlichkeit kommt. Im Gegenteil ich erwartete seit QE 3 stark fallende Preise und wurde in Gesprächen von sogenannten Experten für verrückt gehalten, und was passierte nach den massiven Geldspritzen mit denen der Markt geflutet wurde? Die Metalle gingen eben nicht durch die Decke, sondern liefen durch massive Korrekturen.

Und jetzt? Ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, ist der Boden im Silber und Gold etabliert?

Ein klares Nein!

Ich gehe von einem weiteren starken Abverkauf und einer Bodenbildung im Silber bei ca. 17,76 $ und Gold bei ca. 1160 $ aus. Ich kann mir jedoch gut vorstellen, dass wir beim Gold noch tiefer fallen und die 1050 $ sehen werden und beim Silber zwischen 12$ und 15$ einen Boden finden werden. Nun in welchem Zeitrahmen könnte dies geschehen?

Das wahrscheinlichste Szenario welches ich kommen sehe ist, dass die Metalle noch einmal eine kleine Rallye hinlegen, bis leicht über die August Hochs von diesem Jahr. Im Gold auf ca. 1450 $ und Silber zwischen 24 $ und 25 $, darauf folgend erwarte ich neue Tiefstände, dies würde eine Bodenbildung auf Anfang 2014 hinausschieben. Ich würde das Szenario einer noch nicht vorhandenen Bodenbildung erst dann revidieren, wenn wir Kurse im Silber über 26,75 $ und Gold 1550 $, auf Wochenschlussbasis etabliert sehen.

Sie halten meine Einschätzung der Gold und Silbermärkte möglicherweise für verrückt, übertrieben, oder schlichtweg nicht realistisch?

Ich bin mir sicher, dass dachten sich die meisten auch noch kurz bevor wir im Januar diesen Jahres, kommend von 31 $ die Silberunze, einen Abverkauf bis auf den bisherigen Tiefstand bei knapp über 18 $ im Juni erlebten. Die überverkauften Zustände, sprechen für eine kurzfristige Erholung vor dem nächsten Einbruch, von der man sich nicht täuschen lassen sollte.


© Philip Hopf
Hopf-Klinkmüller Capital Management KG



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