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QE-Politik gescheitert?

02.11.2013  |  Klaus Singer
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Das bestätigt auch die These von Hall, dass durch Überschussreserven steigende Aktienkurse für wirtschaftliches Wachstum benötigte Mittel von Krediten abziehen. Allerdings ist es nicht ganz einfach, diesen Zusammenhang zu belegen. Eine Möglichkeit ist die Analyse des Verlaufs des Geld-Multiplikators, der die Verbindung zwischen Geldbasis und Geldversorgung darstellt. Er steht aktuell mit 3,1 auf dem tiefsten Stand in der 100-jährigen Geschichte der Fed. 1940 hatte er bei 4,5 den zuvorigen Tiefstand markiert. Bevor die Fed mit ihrer QE-Politik begann, stand er bei 9,32. Die Geldbasis umfasste damals 850 Mrd. Dollar, heute sind es 3,5 Bill. Dollar.

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Wenn die im Zuge der QE-Politik geschaffenen Reserven wie früher in die Wirtschaft gingen, sollte der Multiplikator höher liegen, schreibt Hoisington. Da diese Reserven spekulative Aktivitäten, aber kaum Kredite finanzieren, verbleiben sie bei den großen Banken und lassen den Multiplikator sinken. Damit ist eine der unbeabsichtigten Konsequenzen der QE-Politik, dass sie das Wachstum schwächt, wie Hall ausführt. Aktionäre haben profitiert, ein durch den Wohlstandseffekt herbeigeführter Nachfrageimpuls ergab sich aber kaum. Das ist auch besonders dann nicht verwunderlich, wenn Aktien vor allem von institutionellen Anlegern gehalten werden.

Die Nominalzinsen sind in diesem Jahr angestiegen, die Realzinsen sogar noch stärker wegen der schwachen Teuerungsrate. Das Wachstum dürfte für den Rest des Jahres kaum über 1% kommen, also weniger als die 1,6% in den zürückliegenden vier Quartale. Eine spürbare Verbesserung in 2014 ist zweifelhaft: Wegen Zeitverzögerungen wird etwa die Hälfte der diesjährigen Steuererhöhung in Höhe von 275 Mrd. Dollar erst nächstes Jahr wirksam, zudem werden die finanziellen Konsequenzen von "Obamacare" zurzeit von den Unternehmen auf die Haushalte transferiert und wirken dann als eine de-facto Steuererhöhung. In einem solchen Szenario ist kaum zu erwarten, dass die Inflation zulegt. Der Abwärtstrend bei langfristigen Zinsen sollte daher bald wieder aufgenommen werden, glaubt Hoisington.

Hoisingten stellt plausibel dar, dass die Möglichkeiten der Zentralbanken asysmmetrisch sind. je weiter sich die Leitzinsen gegen Null absenken, je ohnmächtiger werden sie. Hinzu kommt, dass die Geldflut Banken einen zusätzlichen Anreiz gibt, ihre Kredittätigkeit einzuschränken und den Eigenhandel zu präferieren - sichtbar am Geld-Multiplikator. Die Geldumlaufgeschwindigkeit ist Anzeichen für erlahmende wirtschaftliche Aktivität und überbordende Schuldenlast.

Im folgenden Chart sind Geldbasis, Umlaufgeschwindigkeit und Multiplikator zusammengefasst. Phasen problematischer wirtschaftlicher Entwicklung zeichnen sich dadurch aus, dass eine sinkende Umlaufgeschwindigkeit zusammentrifft mit einer aufgehenden Schere zwischen Geldbasis und Multiplikator. In diesem Sinne "gesunde" Phasen gab es dementsprechend in der ersten Hälfte der 1990er Jahre, zwischen Mitte 2003 und Mitte 2006, sowie zwischen August 2009 und September 2010.

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© Klaus G. Singer
www.timepatternanalysis.de



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