Geld, Gold, Bitcoin
25.11.2013 | Prof. Dr. Thorsten Polleit
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HürdenDie weitere Entwicklung des Bitcoin dürfte entscheidend von der Haltung abhängen, die die Staaten gegenüber einer neuen Währung einnehmen werden. Und der Staat wird die Bitcoin-Entwicklungen aufmerksam beobachten.
Denn schließlich waren und sind Geldfragen - vor allem Fragen der Geldordnung und des Geldwesens - in der Regel immer Machtfragen, sind also geradezu unzertrennlich mit dem Staat verbunden.
Ein Geld, auf das der Staat keinen (beherrschenden) Zugriff hat, wie es die Entwickler des Bitcoin anstreben, könnte daher staatliche Gegenmaßnahmen nach sich ziehen (Beschränkungen, Verbote etc.).
Allerdings lassen sich, und die Geschichte zeigt das nur zu deutlich, marktgetriebene Entwicklungen nicht dauerhaft durch staatliches Gegenhalten unterdrücken, geschweige denn dauerhaft ganz aus der Welt schaffen.
Der "Währungswettbewerb", den das Entstehen des Bitcoin in Gang gesetzt hat, scheint vor allem aufgrund von zwei Faktoren eine konstruktive Entwicklung und damit gesamtgesellschaftlich begrüßenswert zu sein.
Währungswettbewerb
Erstens übt der "Wettbewerb der Geldarten" auf jeden Geldanbieter einen disziplinierenden Druck aus. Gerade Zentralbanken würden nämlich angehalten, für "besseres Geld" zu sorgen.
Ihnen würde es erschwert, die Fiat-Geldmengen ungehemmt zu vermehren und dadurch den Fiat-Geldwert zu schmälern. Denn ansonsten würde die Nachfrage nach Fiat-Geld abnehmen, es würde seine Marktfähigkeit einbüßen.
Zweitens würde ein Wettbewerb der Währungen nicht nur den Bitcoin, sondern vor allem auch andere Geldarten wie insbesondere Edelmetalle aus Sicht der Geldnachfrager attraktiv(er) machen.
Folgender Schluss lässt sich ziehen: Der Bitcoin dürfte umso attraktiver sein (und umso teurer gegenüber dem Fiat-Geld werden), je stärker der Staat einen freien Währungswettbewerb verhindert. Und je umfangreicher sich ein Währungswettbewerb entfalten kann, desto attraktiver dürften aus Sicht der Geldverwender neben Bitcoin auch andere Tauschmittel beziehungsweise Geldarten werden wie zum Beispiel Edelmetalle. So könnten Lagerstellen für Edelmetalle Dienstleistungen für Verwahrung und Zahlungsverkehr anbieten - etwa, indem die Edelmetalllagerung verbrieft und die "Quittungszettel" als Geld(-substitute) verwendbar sind.
Denkbar wäre natürlich auch, dass man über die eingelagerten Edelmetallbestände per Internet-Zahlung verfügen kann, dass sich also zum Beispiel ein "digitalisiertes Goldgeld" herausbildet. Bei einem freien Währungswettbewerb ist sogar vorstellbar, dass die relative Attraktivität des Bitcoin etwa gegenüber Gold und Silber (vom heutigen Stand aus betrachtet) abnimmt. Denn ein Edelmetallgeld, über das sich ungehindert verfügen lässt, und das vor staatlichen Eingriffen geschützt ist, dürfte gegenüber Geldarten wie zum Beispiel Bitcoin sogar entscheidende Vorteile haben - allein schon aufgrund ihrer physischen Beschaffenheit.
Wie auch immer das Ergebnis des Währungswettbewerbs aussehen würde: Der Wettbewerb wäre einverlässliches und wünschenswertes Verfahren, um zu "gutem Geld" zu gelangen, frei gewählt von den Geldnachfragern.
Wie sich der Tauschwert des Bitcoin erklärt
Schaut man in die Währungsgeschichte, so ist Geld stets aus einem Sachgut entstanden. Vor allem Edelmetalle dienten in der Regel als "bevorzugtes" Geld.
Das "moderne" Papiergeld (oder auch Fiat-Geld) konnte nur entstehen, weil die zuvor bestehende Eintauschpflicht von Banknoten und Bankgiroguthaben in Gold durch staatliches Dekret aufgehoben wurden. Es war also nur ein Enteignungsakt, durch den das Papier- beziehungsweise Fiat-Geld entstehen konnte. Banknoten und Giroguthaben verkörperten dabei zunächst ihren Edelmetall-Tauschwert. Schließlich konnte man Banknoten und Giroguthaben bis dato jederzeit zum Nennwert in physisches Gold eintauschen.
Nachdem die Eintauschbarkeit in Gold beendet wurde, behielten Banknoten und Giroguthaben zunächst ihre Tauschfunktion und auch ihren Tauschwert, der ihnen aufgrund der Goldeinlösbarkeit anhaftete. Mit anderen Worten: Sie blieben Geld, auch nachdem sie nicht mehr in Gold eintauschbar waren.
Mittlerweile kann man Fiat-Geld (wie US-Dollar, Euro, Britisches Pfund und japanische Yen, um nur einige zu nennen), in Bitcoin handeln beziehungsweise eintauschen. Der Wechselkurs, der sich zwischen zum Beispiel US-Dollar oder Euro und Bitcoin (erstmalig) ergeben hat, hat gewissermaßen den Tauschwert des US-Dollar auf den Bitcoin übertragen.
Und da der Tauschwert des US-Dollar letztlich vom Gold herrührt, so lässt sich auch der Tauschwert des Bitcoin letztlich auf den Tauschwert des Goldes zurückführen. Ganz ähnlich wie der Übergang vom Gold auf das Papiergeld möglich war, dass also Papiergeld das Gold quasi als Zahlungsmittel abgelöst hat, so wäre auch denkbar, dass Bitcoin das Papiergeld ablösen könnte - zumindest aber, dass Bitcoins eine echte Alternative zu den offiziellen Papierwährungen werden könnten; eine neue Geldart, die nicht auf einen relativ begrenzten Teilnehmerkreis beschränkt ist, sondern letztlich große Breitenwirkung entfaltet.
© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH