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Ist Bernanke eine gute Nachricht für die Aktien- und Rentenmärkte?

29.11.2005  |  Dr. Marc Faber
Mittelfristig wird Bernanke das Geld wahrscheinlich etwas knapper halten als es Greenspan getan hat, weil er seine Reputation als Verfechter des Gelddruckens aufbessern und an Glaubwürdigkeit gewinnen will.

Das Wachstum der ausländischen Dollarreserven geht immer noch zurück. Dies ist negativ für das globale Wirtschaftswachstum, die Aktienmärkte der Emerging Markets sowie die Preise der Industrierohstoffe, aber sehr günstig für den US-Dollar.

Daher könnten die Anleihen, wenn es - sogar für die ewig optimistische Fed - offensichtlicher wird, dass die amerikanische Wirtschaft sich auf Grund des knapperen Geldes verlangsamt, vom aktuell etwas überverkauften Niveau massiv ansteigen.

Aber irren Sie sich nicht! Sobald Herr Bernanke realisiert, dass die produktivste Wirtschaft der Welt nicht so läuft wie er glaubt und bemerkt, dass die steigenden Zinsen die Anlagemärkte drücken - vor allem Eigenheimpreise und Aktien -, dann wird er Geld drucken, als gäbe es kein morgen. Sicherlich deuten die aktuell schwachen Autoverkäufe und die kollabierenden Konsumentenvertrauensindizes darauf hin, dass die amerikanische Wirtschaft bereits weit schwächer ist, als die Investment Community allgemein erwartet.

Somit würde ich erwarten, dass Bernanke spätestens Mitte nächsten Jahres die Gelddruckmaschine auf einen höheren Gang schaltet. Dies sollte zu einer verstärkten Konsumentepreisinflation, einem schwächeren US-Dollar und taumelnden Anleihenpreisen führen. Aus langfristiger Perspektive erwarte ich, dass Herr Bernanke das größte Desaster sein wird, das den amerikanischen Rentenmarkt jemals in der 200jährigen Geschichte des Kapitalismus getroffen hat.


Portfolioanpassungen

Wie sollte man als Investor nun im Lichte der Nominierung von Bernanke sein Portfolio anpassen? Ich werde gewöhnlich gefragt, was die besten Anlagemöglichkeiten sind. Manchmal ist es besser zu fragen, was das schlechteste Investment sein wird. Ich glaube, dass die schlechteste langfristige Anlage eine 30jährige amerikanische Staatsanleihe sein wird, mit der Absicht diese 30 Jahre zu halten.

Ich räume ein, dass langlaufende Anleihen von jetzt an die nächsten Monate aus den genannten Gründen haussieren könnten, aber neue Zinstiefs sind sehr unwahrscheinlich. Mit Herrn Bernanke an der Spitze der Fed wird das Desaster früher oder später eintreten und die langlaufenden Anleihen werden steil abstürzen sobald der Markt realisiert, dass Herr Bernanke dazu tendiert, Geld zu drucken und wenn außergewöhnliche Umstände es verlangen, sogar Dollarscheine mit dem Hubschrauber über den USA abwerfen würde, um die von Greenspan begonnene unverantwortliche Politik des ultra leichten Geldes und die durch Kredit getriebenen Vermögenspreisinflation weiter am laufen zu halten.

Letzten Endes war es die durch exzessives Kreditwachstum getriebene Vermögenspreisinflation, welche seit 2001 die konsumgetriebene wirtschaftliche Erholung anheizte. Durch das shorten von langlaufenden amerikanischen Regierungsanleihen verkauft ein Investor ein fixiertes Zinspapier leer, dass an Wert verliert, sobald die Kaufkraft des US-Dollar sinkt - auf Grund der externen Defizite des Landes - einer strukturell sehr schwachen Währung und in einem Land, dessen Regierung als lebendes Desaster aus jeder Perspektive betrachtet werden muss. Was wäre besser leer zu verkaufen?

In Abhängigkeit von der Menge an Geld, welche die Fed drucken wird, werden die Aktien langfristig steigen, aber genau wie bei den Eigenheimpreisen werden sie real an Wert verlieren. Sollten also die Vorherseher Recht behalten, die 1999 einen Dow bei 36.000, 40.000 oder 100.000 gesehen haben, dann wird der Dow höchstwahrscheinlich gegenüber Gold verlieren. Wen wir also annehmen, dass der Dow dank der Gelddruckmaschine auf 36.000 Punkte steigen wird, dann können wir ebenfalls erwarten, dass der Goldpreis auf USD 3.600 oder sogar höher steigt.


Eine Politik der flachen Erde

Aber was ist mit dem "formalen Inflationsziel" als geldpolitisches Instrument von Herrn Bernanke? Bernanke ist der Inbegriff des amerikanischen Wirtschaftsdenkens. Er ist wie ein Navigator im 16. Jahrhundert, der nicht glaubte, dass die Erde rund ist. Es gibt nichts wie ein "Inflationsziel", außer der Ausweitung der jährlichen Geldmenge, welche die Fed kontrolliert. Die Ausweitung in der Geldmenge ist Inflation und nicht der Konsumentenpreisindex, an welchem die USA sowieso die ganze Zeit herumdoktert.

Wie kann sich also der gute Dr. Bernanke so ein Inflationsziel wünschen? Sind steigende Öl- und Rohstoffpreise, die bequemerweise aus der Kernkonsumentepreisinflation ausgenommen sind, keine Inflation? Das "Anzielen von Inflation" durch Herrn Bernanke zentriert sich meiner Meinung nach auf eine fehlerhafte Theorie und ist eine der größten wirtschaftlichen Trugschlüsse.

Wird Bernanke mehr als Greenspan versuchen die globalen finanziellen Ungleichgewichte anzugehen? Das ist ein Wunschdenken. Seit der Gründung des amerikanischen Federal Reserve Board im Jahr 1913 hat der US-Dollar 92% seiner Kaufkraft verloren. Dies geschah nachdem der US-Dollar zwischen 1792, als der Mine Act beschlossen wurde, und 1913, als die Fed gegründete wurde, seine Kaufkraft erhalten hatte. Seit 1980 ist das Vermögen der amerikanischen Haushalte getrieben durch leichtes Geld und Kredit von 7 USD Billionen auf 49,8 USD Billionen gestiegen, während die totale Kreditmarktverschuldung von 120 % des BIP im Jahr 1980 auf heute über 320% des BIP explodiert ist.

Die USA hat keine andere Möglichkeit als Geld zu drucken. Ansonsten würde ihr illusionäres Vermögen kollabieren und die Wirtschaft mitreißen. Dies als Randbemerkung neben der Tatsache, dass Bernanke seiner Ansicht Ausdruck verliehen hat, dass Defizite keine Rolle spielen oder in Zusammenhang mit einer globalen Ersparnisflut stehen.


Voll und ganz der Mann des Präsidenten

Werden sich Bernanke und die amerikanische Regierung über die Fiskalpolitik auf Grund der massiven Steigerung der Staatsausgaben und radikalen Steuersenkungen streiten? Selbstverständlich nicht! Vergangen Juni holte Bush Bernanke aus dem Direktorium der Fed um Vorsitzender des Council of Economic Advisors im Weißen Haus zu werden.

Dies brachte Bernanke für eine Zeit lang in das Weiße Haus, sodass der Präsident mit ihm Vertraut wurde und das er sichergehen konnte, dass er es erst meint, Geld zu drucken um die vom Unglück verfolgten militärischen Verrücktheiten und alarmierend steigenden Schulden, welche die Vermögenspreisinflation und den exzessiven amerikanischen Konsum treiben, zu finanzieren. Herr Bernanke bestand seinen Test offensichtlich und wird nun der neue Vorsitzende der Fed.

Wird Bernanke mehr vorbeugende Geldpolitik anwenden um die Vermögenspreisinflation abzuwehren? Ich betrachte diese Annahme als Wunschdenken. Herr Bernanke hat selbst seine Meinung verkündet, dass die Fed nicht versuchen sollte die Vermögenspreisanstiege anzuvisieren. Des Weiteren sollte man niemals den Intellekt von Zentralbankern überschätzen. Hier finden wir eine Gruppe von Menschen, die 1980 Gold um mehr als 800 USD verkaufen und Anleihen mit 14% kaufen hätte könnten. Aber nein, stattdessen warteten sie fast 20 Jahre bevor sie Gold unter 300 USD verkaufen und Anleihen mit weniger als 4,5% Rendite kauften.

Zur selben Zeit sahen wir über die vergangenen 24 Jahre eine Vermögenspreisinflation und Bingo, plötzlich wurde Greenspan, durch eine leichte Geldpolitik und durch das Tolerieren von sinkenden Schuldnerstandards, mit der er die Vermögenspreisinflation antrieben wie niemand vor ihm und dies weltweit, zu einer Größe auf dem Gebiet der Vermögenspreisinflation. Es wäre komisch, wenn es nicht so tragisch wäre, weil die Konsequenz aus dem Wertverlust des Papiergeldes politischer und sozialer Schrecken sein wird. Wenn es ein Verbrechen für Zentralbanker wäre, den Geldwert zu zerstören, dann würden Greenspan und alle Mitglieder des Aufsichtsrates in der Tat zum Tode verurteilt werden.


Japanische Aktien sind attraktiv

Sind irgendwelche Aktien es Wert gekauft zu werden? Wie ich bereits die letzen zwei Jahre betonte, denke ich, dass der japanische Aktienmarkt den amerikanischen über die nächsten fünf bis zehn Jahre signifikant outperformen wird. Und während steigende Konsumentenpreise für die amerikanischen Finanzanlagen negativ sein werden, wird ein Hauch an Inflation sehr günstig für die japanischen Aktien, da Privatpersonen und Finanzinstitute dazu gezwungen werden sich aus den Anleihen in die Aktien zu bewegen.

In der Tat scheint e seine enge Korrelation zwischen dem Nikkei und sowohl den japanischen als auch den amerikanischen Zinsen zu geben. Der japanische Aktienmarkt bildete im April 2003 sein Tief bei weniger als 8.000 Punkten aus und sowohl die amerikanischen als auch die japanischen Zinsen markierten im Juni 2003 ihr Tief.

Seitdem befinden sich sowohl der Nikkei als auch die Zinsen im Aufwärtstrend. Wir erwarten das sich dieser Trend fortsetzt wobei der japanische Aktienmarkt kurzfristig überkauft erscheint. Daher raten wir Investoren eine Korrektur abzuwarten um dann japanische Aktien zu kaufen.


© Dr. Marc Faber



Der Originaltext ist am 20. November 2005 auf www.ameinfo.com erschienen. Diese Übersetzung wurde mit freundlicher Genehmigung von Dr. Marc Faber (Marc Faber Ltd. / Hong Kong ) auf GoldSeiten.de veröffentlicht.



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