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Edelmetalle: "The sky is the limit!" - Interview mit Folker Hellmeyer

30.11.2005  |  Dr. Volkmar Riemenschneider
Folker HellmeyerFolker Hellmeyer (Jahrgang 1961) begann seine Laufbahn 1984 als Devisenhändler bei der Deutschen Bank in Hamburg und London. Seit 1995 arbeitet der gelernte Bankfachwirt bei der Helaba in Frankfurt, seit dem April 2002 ist er Chefanalyst bei der Bremer Landesbank. Folker Hellmeyer ist darüber hinaus gern gesehener Gast in finanzorientierten Fernsehsendungen und Talkrunden, z.B. bei n-tv oder Bloomberg TV.


V. R: Wie ist Ihr allgemeiner Eindruck von der heutigen Messe? Wie beurteilen Sie es vor allem aus Sicht der Anlegerstimmung?

F. Hellmeyer: Ich denke das die Messe ein voller Erfolg ist und zwar aus mehreren Gründen. Einerseits, weil der Besucherandrang sehr gut ist und andererseits weil die Gespräche, die ich hier geführt habe zeigten, dass das Interesse an den Themen sehr groß ist und auch der Wissensstand über die Edelmetallmärkte sehr ausgeprägt ist. Darüber hinaus möchte ich sogar soweit gehen, die Besucher dieser Veranstaltung zu Recht als Elite zu bezeichnen, weil sie in der Lage sind, sich mit der Thematik auseinander zu setzen und über die Fähigkeit verfügen, die Probleme, die in unserem Finanzsystem bestehen, auch so zu erkennen.


V.R: Was waren die Themen, welche die Besucher am meisten bewegten? War es das Thema der ausufernden Staatsfinanzen und der Verschuldung oder die Möglichkeit eines Aktienmarktcrashs? Was treibt die Leute Ihrer Meinung nach in die Edelmetallmärkte?

F.H: Was sehr stark durchdringt, ist eine Befürchtung bzw. zuweilen schon der Wunsch, dass es zu einem Crash kommt, im Hinblick auf die eigene Positionierung. Das scheint mir in der Tat einer der wesentlichen Motivationen zu sein, andererseits aber auch die Frage in welchem Zustand unser Finanzsystem einerseits ist und auch wie sich die Angebots- und Nachfragesituation bei Gold weiterentwickelt. Darüber hinaus war auch sehr großes Interesse an den Minengesellschaften, die hier vor Ort ihre Stände haben.


V.R: Wie schätzten Sie die weitere Entwicklung an den Rohstoff- und speziell an den Edelmetallmärkten ein? Speziell, weil wir heute wieder mal ein neues 17-Jahreshoch beim Gold erreicht haben. Glauben Sie, dass es so weiter gehen wird oder bekommen wir schon bald die Zwischenkorrektur vor der schon viele warnen?

F.H: Also im Moment sehe ich keinen Grund für eine Zwischenkorrektur. Einmal nicht aus fundamentalen Gründen, auf der anderen Seite auch nicht aus Gründen der Positionierung und nicht aus Gründen der Markttechnik. Die Markttechnik sieht noch recht in Ordnung aus. Ich gehe davon aus, dass diese Bewegung bis in den Januar hinein tragen wird und das wir im Zuge dieser Entwicklung Kurse deutlich über USD 500 sehen werden. Aber es gibt keine Einbahnstraße, wir werden dann sicherlich auch wieder Korrekturbewegungen sehen, aber grundsätzlich befinden sich die Edelmetalle ganz klar in einem definitiven Aufwärtstrend und dieser wird noch längere Zeit andauern. Ganz einfach auch wegen der Angebots- und Nachfrage Situation. Nun zum Öl, einem weiteren wesentlichen Rohstoff. Hier sehen wir eine entgegen gesetzte Bewegung, wir haben ja auch eine deutliche Korrektur gesehen. Insbesondere deswegen, weil die staatlichen Ölreserven eingesetzt wurden. Diese Korrektur kann durchaus noch etwas weiter gehen, vielleicht bis in den Bereich Brent Crude Oil bei knapp unter USD 50. Auch Öl ist ein Rohstoff der in den nächsten Monaten wieder deutlich an Wert gewinnen wird.


V.R: Es haben ja bereits mehrere Referenten den großen Impuls durch den Ausbruch bei allen drei großen Währungsblöcken betont. Was ist für Sie der Auslöser für die, vor allem auf Eurobasis, stattgefundene Rallye beim Gold in diesem Jahr? Was war für Sie der ausschlaggebende Punkt, der die Anleger plötzlich global in die Edelmetallmärkte gejagt hat?

F.H: Ganz wesentlich ist für mich, dass neue Investorengruppen das Edelmetall entdeckt haben. Das können wir daran festmachen, dass sich die Handelsmodalitäten bei den Edelmetallen in den letzten Monaten nachhaltig verändert haben. Obwohl wir nach wie vor große Positionen bei den Futures haben, kommt es nicht mehr zu nachhaltigen Korrekturbewegungen. Diese sind im besten Fall halbherzig. Das heißt, gerade der Zustrom neuer Interessenten für den Edelmetallmarkt ist ein ganz wesentlich treibender Faktor. Es bleibt dabei, dass latent die physische Nachfrage sehr stark ausgeprägt ist und das sind für mich die wesentlichen Katalysatoren, die auch im nächsten Jahr hier weiter den Markt antreiben werden. Der Edelmetallmarkt wird sich neue Freunde und vor allem sehr kapitalstarke Freunde erschließen


V.R: Sie haben die physische Nachfrage angesprochen. Nun stehen wir vor dem Faktum, dass der Großteil der Rohstoffinvestments, vor allem in Deutschland, in den Zertifikatemarkt geflossen ist. Sehen Sie nun auch eine verstärkte Bewegung hin in die physische Anlage oder sehen Sie den Trend nach wie vor auf den Zertifikatemarkt und einige Aktien bezogen?

F.H: Wenn wir von Westeuropa sprechen, dann sehen wir ganz deutlich eine Präferenz hin zum Papier. Wenn wir jedoch die globalen Märkte beobachten und hier vor allem die Schlüsselteilnehmer betrachten, dann sehen wir dort eher eine Hinwendung zum physischen Metall. Ich denke, dass dieser Ansatz, den wir in Westeuropa haben, primär im Bereich des Papier tätig zu sein, oberflächlich ist. Die Mischung Zwischen Papier und physischer Anlage ist der richtige Ansatz.


V.R: In welcher Höhe sollte man als gewöhnlicher Anleger Ihrer Meinung nach physische Anlagen beimischen?

F.H: Ich preferiere einen Drittelansatz. Ein drittel physisch, ein Drittel über Aktien von Minengesellschaften und ein Drittel über Hebelprodukte.


V.R: Wie lange glauben Sie, wird die Rohstoffrallye noch anhalten, nachdem wir von Rohstoffbullen wie Jim Rogers, schon gehört haben, dass der Zyklus zwischen 15 und 70 Jahren dauern soll?

F.H: Lassen Sie mich hier auf die Edelmetalle fokussieren. Ich gehe davon aus, dass wir eine Hausse haben, die mindestens die nächsten sieben Jahre weitergeht. Warum? Weil es einfach zu wenig Exploration gibt. Voraussichtlich werden wir aber einen Zyklus bekommen, der im Zeitraum der vergangen liegt, also 20 bis 25 Jahre dauert. Wenn wir also davon ausgehen, dass die Bewegung 2000 angefangen hat, dann haben wir noch Luft bis 2020 bis 2025. Nur das ist für mich etwas weit gestreckt. Fakt ist, dass wir in den kommen fünf bis sieben Jahren Produktionsdefizite sehen werden, es wird auch der Rückgang der Produktion zunehmen. Das wird bei den Edelmetallen in den nächsten Jahren zu steigenden Kursen führen. Es handelt sich hierbei um einen überschaubaren Zeitrahmen auf den ich mich auch festlegen will.


V.R: Bis wohin kann die Reise bei Gold und Silber gehen?

F.H: "The sky is the limit!", heißt es und das gilt auch für Edelmetalle. Ich möchte hier keinen Wert in den Raum stellen, weil ich es gegenüber dem Dollar darstellen müsste. Ich könnte jetzt sagen 1.000, 1.500, 2.000, 2.500 US-Dollar, aber wer sagt uns denn, wo 2010 oder 2012 der Dollar steht? Insoweit kann man sagen, dass der Edelmetallmarkt in den nächsten fünf bis sieben Jahren überproportionale Renditen abwerfen wird und damit sehr viele andere Anlageklassen in den Schatten stellen wird.


V.R: Vielen Dank, dass Sie sich Zeit für dieses Interview genommen haben.

Das Interview wirde am 17. November 2005 am Rande der 1. Fachmesse für Edelmetalle & Rohstoffe in München geführt.


© Baldur



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