Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Vom Herdentrieb und der Massenpsychologie

03.12.2013  |  Philip Hopf
- Seite 2 -
Es scheint so, dass der Markt diesem Strom eines Pfades entspricht, der durch eine Massenform des Herden-Verhaltens bestimmt wird und dessen Richtung durch die soziale Stimmung vorgegeben wird. Dies erklärt die oft gestellte Frage, warum Märkte steigen, wenn schlechte Nachrichten bekannt gegeben werden oder umgekehrt.

Es zeigt die Sinnlosigkeit, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, ob das nächste "Nachrichtenereignis" die Märkte positiv oder negativ beeinflussen wird oder nicht. Das ist der Grund, weshalb ich auch nie auf irgendwelche Nachrichtenereignisse verweise, wie es beispielsweise 99% aller Marktanalysten tun. Wenn man Berichterstattungen und ihre angenommene Wirkung auf die Märkte verfolgen will, gibt es hunderte von Autoren, die darauf eingehen werden. Aber genau diese lagen mehrheitlich falsch und wurden gerade in den letzten zwei Jahren von ihren eigenen Prognosen überrollt.

Die natürliche Tendenz, der Gruppe - also der Herde - zu folgen, veranlasst viele, die Meinung und Ansichten der Herde zu übernehmen und damit auch ihre Emotionen. Auf den Markt übertragen heißt das: Da die meisten Marktteilnehmer keine Experten sind, wird ihr wesentlicher Überlebensinstinkt sie dazu verleiten, anderen, "angeblichen" Experten im Markt zu folgen. Dieser Wunsch, ihre Ansichten auf die Menge auszurichten, schafft solch ein starkes Gefühl, dass es Logik und Realität überbieten kann.

Weil dieser Instinkt so stark ist, kann ein kleiner Kreis von Individuen in der Herde Momente der Angst in einer Panik und Habgier in einer Rallye hervorrufen, woraufhin alle restlichen Mitglieder der Masse oder Herde bereitwillig folgen. Gier und Angst stellen in der Herden-Psychologie die zwei entscheidensten Faktoren des Handelns dar.

Warum folgen sich die Menschen oft in den Untergang oder tun zumindest Dinge, die bar jeglicher Logik sind?

Friedrich Nitzsche schrieb dazu: "Der Irrsinn ist bei einzelnen etwas Seltenes, aber bei Gruppen, Parteien und Völkern die Regel.“

Befindet sich der Markt, wie bei den Metallen seit 2011 in einer korrektiven Phase, ist er viel schwieriger auszurechnen. Es gibt unvorhersehbare Marktbewegungen; der Markt dreht oder fällt oft ohne Vorwarnung und verhält sich nicht linear. Die meisten Variablen aller Marktgeschehen entstehen immer in der korrektiven Phase des Marktes. Auch hier der Verweis zum Herden-Phänomen.

Beobachtet man Menschen, wie sie in Massen bei einer Demonstration aufmarschieren, so ist oft in der Drangphase eine Organisation zu erkennen: Die Menschen lassen sich führen, sind zuversichtlich in ihrem Tun und davon überzeugt. Ich wähle ganz bewusst diese Worte, weil sie auch für den Markt eine signifikante Rolle spielen. Setze ich diese Gruppe nun einem Stimulus aus, z.B. durch das Auftreten der Polizei, die anfängt Druck auf die Demonstranten auszuüben, so passiert es oft, dass die Gruppe auseinander bricht - es macht sich Panik bemerkbar. Wenn nun eine von Angst geleitete Menschenherde die Flucht antritt, ist dies ein vollkommen unberechenbarer Prozess ohne Richtungsvorgabe und ohne Organisation. Der Verstand der Masse setzt dann oft aus. Im Tierreich, gerade bei Büffelherden, ist gleiches zu beobachten; wenn die Herde einer für sie nicht einschätzbaren Gefahr ausgesetzt ist, tritt Panik und Verwirrung auf, die Herde verfolgt dann kein klares Ziel mehr und die Variablen verändern sich ständig.

Deshalb ist es in einer korrektiven Marktphase so wichtig (in der wir uns im Gold und Silber noch befinden), außerordentlich beweglich und anpassungsfähig zu sein.

Gerade deshalb sind so viele Investoren und Analysten auch so heftig in den letzten zwei Jahren unter die Räder gekommen, seit der Markt 2011 sein Top gefunden hatte. Seitdem gab es mehr Prognosen von "sogenannten" Experten, die behauptet haben, der Boden bei Gold und Silber sei drin, als ich Haare auf meinen Kopf habe. Die meisten Analysten sehen den größeren Rahmen nicht, in dem sich Metalle bewegen und noch weniger den Einfluss von Marktstimmungen auf die Kurse. Vielmehr suchen sie händeringend nach "News", also nach irgendwelchen (für sie passenden) Nachrichten, die ihrem Bild entsprechen und auf die sie ihre bestehende Prognose stützen können - wenn auch nur noch zum Zwecke der Selbstüberzeugung.

Schlagen all diese Versuche zur Analyse fehl, verschanzt man sich in die letzte Bastion und verkündet, wie sicher es doch sei, dass die Märkte komplett manipuliert sind. Die "schwarze Hand der Verschwörer" hat sich dann über die Märkte gelegt und sie somit unprognostizierbar gemacht.

Dieses Thema, liebe Leser, habe ich allerdings bereits behandelt und meine Meinung dazu ist hinlänglich bekannt.


© Philip Hopf
Hopf-Klinkmüller Capital Management KG



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"