Monetisiert die Fed verstärkt Staatsschulden?
05.12.2013 | Axel Merk
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Wie geht es mit der Schuldenmonetisierung weiter? So wie sich die Dynamiken unserer Ansicht nach entwickeln, wird dieses Spiel mit dem Vertrauen noch eine Zeit lang so weitergehen, dennoch könnte das Konstrukt immer rissiger werden. Sinkende US-Defizite werden wohl ein kurzfristiges Phänomen bleiben, denn auf lange Sicht werden die staatlichen Leistungsansprüche und Zinszahlungen erheblich steigen - und wieder deutlich machen, dass die Defizite nicht tragfähig sind.
Laut Schätzungen des Congressional Budget Office (CBO, parlamentarische Haushaltsbehörde in den USA) wird der Staat in 10 Jahren allein für seine Zinsleistungen wahrscheinlich zusätzliche 600 Mrd. $ pro Jahr aufwenden müssen; sollte die Verzinsung allerdings wieder auf den seit den 1970ern gehaltenen Durchschnittszins steigen, müssten die USA pro Jahr zusätzlich 1 Billion $ allein für den Schuldendienst aufwenden. Aus unserer Sicht dürfte das Wirtschaftswachstum dabei der größte Risikofaktor werden. Denn am empfindlichsten reagiert der Anleihemarkt auf gute Wirtschaftsdaten; sollte es aber massive Kursverluste am Anleihemarkt geben (die die Zinskosten steigen lassen), dann könnten die staatlichen Finanzierungskosten in den USA eskalieren.
Schon jetzt hat die Fed angedeutet, dass die Zinssätze über einen ausgedehnten Zeitraum hinweg niedrig bleiben werden. In gewisser Hinsicht hat die Fed sozusagen schon garantiert, dass sie die Zinssätze nur langsam anheben wird. Wir interpretieren das dahingehend, dass die Fed nur langsam auf steigenden Inflationsdruck reagieren wird, der wahrscheinlich wachsen wird, sollte die Wirtschaft jemals wieder in Fahrt kommen.
Das ist alles zu abstrakt - was wird am Ende nun passieren?
Wenn Ihnen das zu abstrakt ist, dann denken Sie an Japan. Sagen wir die Japaner sind erfolgreich mit ihren Maßnahmen, sagen wir, sie erreichen nachhaltiges Wirtschaftswachstum. Was wird dann Ihrer Meinung nach mit den japanischen Staatsanleihen passieren? Sie könnten einbrechen, wodurch sich die Finanzierung Japans enormer Staatsschuldenlast schwierig, wenn nicht unmöglich gestalten würde. Nur wenige Beobachter würden daran zweifeln, dass die Bank of Japan dann einspringen und bei der Finanzierung der staatlichen Defizite helfen würde. Das ist dann Schuldenmonetisierung.
Wir denken, dass dafür im Gegenzug der Yen zugrunde gehen wird. Wie sich in unseren Diskussionen mit Investoren gezeigt hat, gehen die meisten ebenfalls davon aus, dass dies ein reales Risiko für Japan darstellt. Aber machen wir uns doch nichts vor: Auch wenn es uns hier in den USA gelingen sollte, auf Zeit zu spielen, so würden wir doch unser Vermögen gefährden, wenn wir alle Risiken ignorieren, mit denen auch der Dollar aufgrund der toxischen Mischung aus Geld- und Fiskalpolitik konfrontiert ist.
Wie kann ich mich als Anleger vorbereiten?
Wir betrachten die Welt in Form von Szenarien: Wenn ein Szenario ausreichend wahrscheinlich ist, sollten die Investoren diesem auch in ihren Portfolios Rechnung tragen; für Berufsanleger dürfte das sogar eine Frage der unternehmerischen Fürsorgepflicht sein. Unsere Einschätzung lautet kurz und knapp, dass es so etwas wie ein risikoloses Investment nicht mehr gibt, und dass Anleger durchaus auch bei einer so banalen Sache wie ‘Geld' einen diversifizierten Ansatz verfolgen mögen. Investoren sollten vielleicht auch daran denken, die risikofreie Komponente aus ihrer Vermögensverteilung zu werfen. Denn die Kaufkraft des US-Dollar könnte in Gefahr sein.
Ist Gold die Lösung?
Gold hat sich dieses Jahr ziemlich dürftig entwickelt und wird zunehmend abgeschrieben. Wer Gold aber abschreibt, sollte noch einmal darüber nachdenken, wohin er oder sie die Wirtschaft und die Fed steuern sieht. Wer glaubt, dass wir wieder zu einer “normalen" Umgebung zurückkehren werden und anschließend alles rosig aussähe, der fände bei den Gold-Pessimisten durchaus einige Argumente. Vergessen Sie aber bitte nicht, dass die angehende Fed-Chefin Janet Yellen in ihren Anhörungen zur Amtsübernahme sagte, dass die Fed zu einer normalen Geldpolitik zurückkehren werde, sobald sich auch die Wirtschaft wieder normal entwickle.
Für uns klingt das nach einem Widerspruch in sich: Wir können zu keiner normalen Wirtschaft zurückkehren, wenn die Fed verhindert, dass Marktkräfte die Risiken einpreisen. Für uns ist Gold mehr als eine "Versicherung" für ungünstige Szenarien, wie manchen meinen, weil wir uns nur schwer vorstellen können, wie die USA in den nächsten 10 Jahren über einen ausgedehnten Zeitraum hinweg positive Realzinsen überstehen sollte.
Ist ein Währungskorb die Lösung?
Die chinesische Regierung diversifiziert ihre Reserven über einen Währungskorb, womit sie sich auch noch Währungsrisiken in ihr Portfolio holt. Es steht allerdings zur Frage, ob umgekehrt US-Investoren darüber nachdenken könnten, sich mithilfe eines Währungskorbes zu diversifizieren - und zwar dann, wenn sie überzeugt sind, dass die USA eine bessere “Druckerpresse“ als der Rest der Welt haben.
Ist alles nicht doch ein weniger komplexer?
In gewissen Hinsichten schon. Die Staaten und Regierungen werden den Kampf nicht einfach aufgeben. Wir sind überzeugt, dass Politiker alles richtig machen wollen, das Problem ist nur, dass der Weg zur Hölle mit guten Absichten gepflastert ist. Stellen Sie sich nur vor, Japan würde wirklich in große Schwierigkeiten geraten. Japan ist nicht Zypern; die Schockwellen eines aufgebrachten japanischen Staates würden auf der ganzen Welt zu spüren sein. Abgesehen davon, dass Geld nicht “sicher” ist, könnte sich auch die politische Stabilität in der ganzen Welt weiter zersetzen, weil Bürger, die unzufrieden sind, dass ihre Löhne nicht mit den steigenden Lebenshaltungskosten Schritt halten, immer auch zur Wahl noch populistischerer Politiker tendieren, egal in welchem Land.
Eine gute Nachricht dürfte es dennoch geben: Unsere politischen Entscheidungsträger scheinen berechenbar zu sein. Eine Anlagestrategie, die den Entscheidungen der Politiker einen Schritt voraus ist, könnte also lohnenswert sein. Bedenken Sie Währungskriege, und denken Sie an vorausschauende und vorauseilende Diversifizierung. Wir schlagen zwar nicht vor, dass der Anleger zum Daytrader werden sollte, wir denken dennoch, dass sich der Währungsmarkt für eine Positionierung anbieten würde, je nachdem, wohin sich diese Dynamiken Ihrer Einschätzung nach entwickeln werden.
© Axel G. Merk
Founder, Portfolio Manager at Merk Investments LLC
www.merkfund.com
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Dieser Artikel wurde am 03.12.2013 auf http://news.goldseek.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.