Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Wie Goldpreis, Zins und Geldmenge zusammenhängen

09.12.2013  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
- Seite 2 -
Die jüngst wiedergekehrten Zinssteigerungserwartungen belasten daher auch die Edelmetallpreise. Nicht nur wird das Halten von Gold teurer angesichts (wenn auch nur leicht) höherer Zinsen.

Auch kehrt mit der Erwartung steigender Zinsen die Zuversicht zurück, die Volkswirtschaften hätten die Krise überwunden - und folglich nimmt die Nach-frage nach Gold zu Absicherungszwecken ab.


Was sich hinter dem "Taylor-Zins" verbirgt

Der "Taylor-Zins" ist ein Maß, das "Mainstream-Ökonomen" verwenden, um den geldpolitischen Kurs der Zentralbank zu beurteilen. Entspricht der Leitzins dem Taylor-Zins, so spricht man üblicherweise davon, dass die Geldpolitik "angemessen" ist. Ist der Taylor-Zins höher als der tatsächliche Leitzins, so ist die Geldpolitik zu locker; ist er niedriger als der aktuelle Zins, ist die Geldpolitik zu restriktiv.

Der Taylor-Zins wird errechnet, indem man von einem Realzins ausgeht (in Höhe von zum Beispeil 2,0 bis 2,5 Prozent), die aktuelle Inflationsrate hinzurechnet sowie das Ganze um Abweichungen (1) der tatsächlichen Produktion von ihrem Trendwert und (2) der tatsächlichen Inflation von ihrem Zielwert bereinigt. Obwohl er häufig angewandt wird, ist der Taylor-Zins im Grunde ein sehr fragwürdiges Konzept. Der Grund ist der Folgende: In einem Papiergeldsystem weiten Banken das Kreditangebot aus, und diese Kredite sind nicht durch "echte Ersparnis" gedeckt. Das wiederum senkt den Kreditzins im Markt unter dasjenige Niveau, das bestehen würde, wenn die Kreditvergabe nicht künstlich ausgeweitet worden wäre.

Mit anderen Worten: In einem Papiergeldsystem ist der Zins immer niedriger, ist immer künstlich herabgesenkt und sorgt auf diese Weise für Fehlentwicklungen. Hierzu gehören vor allem Preisblasen, Fehlinvestitionen und die gefürchteten "Boom-und-Bust"-Zyklen. Die Zinspolitik der Zentralbanken führt folglich notwendigerweise zu einer Situation, in der die Marktzinsen unter ihr natürliches Niveau abgesenkt werden. Aus diesem Grund sorgt die Zinspolitik der Zentralbanken auch stets für Ungleichgewichte, die sich in Spekulationsblasen und Konjunkturschwankungen zeigen und sich in Finanz- und Wirtschaftskrisen entladen.

Daher sollte man selbst dann nicht den Schluss ziehen, die Geldpolitik sei richtig, wenn der Leitzins der Zentralbank mit dem Taylor-Zins übereinstimmt. Das Verwenden von Papiergeld, geschaffen durch Bankkreditvergabe, führt notwendigerweise zu Krisen.


Geldmenge

Während in der kurzen Frist der Zins sehr bedeutsam für den Goldpreis zu sein scheint, hat langfristig betrachtet die Entwicklung der Geldmenge ganz offensichtlich einen weitaus bedeutsameren Einfluss.

Die Richtung des Goldpreises (wie im Grunde alle anderen Preise auch) wird längerfristig - und das ist vermutlich wenig überraschend - von der Ausweitung der Geldmenge bestimmt.

Der aktuelle Goldpreis liegt mittlerweile merklich unter dem Wert von etwa 1.300 USD/oz, den die Langfristbeziehung zwischen Goldpreis und Geldmenge nahelegt.

Open in new window
Quelle: Thomson Financial. *Auf Basis einer KQ-Schätzung (Goldpreis in Abhängigkeit von der Geldmenge M2 und dem Kurzfristzins). Periode: August 1971 bis Oktober 2013.


Ein aktueller Zinsauftrieb kann natürlich weiteren Abwärtsdruck auf den Goldpreis ausüben. Doch wenn sich das bisherige Geldmengenwachstum fortsetzt, spricht dies für einen längerfristig wieder höheren Preis.

Mit Blick auf die fortgesetzte Tiefzinspolitik ist gewiss, dass die Zentralbanken dabei sind, die Saat für die nächsten Ungleichgewichte zu säen. Die nächste Krise kommt also bestimmt.


Wie Goldpreis und Kurz- und Lang-fristzinsen zusammenhängen

Open in new window
Quelle: Thomson Financial


Der Zusammenhang zwischen Goldpreis und der langfristigen Zinsentwicklung ist recht eindeutig: Sinkende Langfristzinsen sind bislang mit einem steigenden Goldpreis verbunden gewesen. Der Zusammenhang zwischen Kurzfristzins und Goldpreis ist hingegen weniger eindeutig. So ist der Goldpreis von Ende 2004 bis zum Sommer 2006 weiter angestiegen, obwohl in dieser Zeit die Leitzinsen von 1,0 auf 5,25 Prozent angehoben wurden. Der Goldpreisanstieg setzte sich fort, als die amerikanische Zentralbank ab August 2007 begann, die Leitzinsen abzusenken.

Der bisherige Höchstpreis des Goldes wurde Anfang September 2011 erreicht - bei etwas mehr als 1.900 USD/oz. Von Mitte 2012 bis heute hat der Goldpreis um gut 24 Prozent nachgegeben. Der Leitzins war zwar unverändert geblieben, aber der Langfristzins stieg von etwa 1,4 auf 2,8 Prozent.

Die Erklärung dafür ist, dass die Langfristzinsen die Erwartung der Marktteilnehmer widerspiegeln, wie sich die Kurzfristzinsen künftig entwickeln werden. Wird zum Beispiel eine Zinsanhebung erwartet, kann der Langfristzins bereits ansteigen, ohne dass der Kurzfristzins angehoben wird. Der Langfristzins stieg von Ende 2004 bis Sommer 2006 kaum, vermutlich weil die Marktteilnehmer davon ausgingen, dass die Leitzinserhöhung nur von kurzer Dauer sein würde. Das mag erklären, warum der Goldpreis enger mit dem Langfristzins reagiert als mit dem Kurzfristzins.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"