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Was Goethe in Papier gedacht wird heute virtuell nachgemacht

10.12.2013  |  Prof. Dr. Eberhard Hamer
In Faust II hat Mephisto dem Kaiser aus seiner Finanzmisere geholfen, indem er statt der üblichen Gold- und Silbermünzen Gutscheine ausgab.

Kanzler: "So hört und schaut das schicksalsschwere Blatt,
das alles Weh in Wohl verwandelt hat."
Er liest: "Zu wissen sei es jedem, der’s begehrt:
Der Zettel hier ist tausend Kronen wert.
Ihm liegt gesichert als gewisses Pfand,
Unzahl vergrabnen Guts im Kaiserland.
Nun ist gesorgt, damit der reiche Schatz,
sogleich gehoben, diene zum Ersatz."

Der Kaiser zweifelt: "Ich ahne Frevel, ungeheuren Trug!
Wer fälschte hier des Kaisers Namenszug?
Ist solch Verbrechen ungestraft geblieben?"

Der Schatzmeister entgegnet ihm aber: "Erinnere dich! Hast selbst es unterschrieben,
erst heute Nacht. Du standst als großer Pan.
Der Kanzler sprach mit uns zu dir heran:
"Gewähre dir das hohe Festvergnügen,
des Volkes Heil mit wenig Federzügen."
Du zogst sie rein, dann ward’s in dieser Nacht
durch tausend Künstler schnell vertausendfacht.
Damit die Wohltat allen gleich gedeihe,
so stempelten wir gleich die ganze Reihe.
10, 30, 50, 100 sind parat.
Ihr denkt euch nicht, wie wohl’s dem Volke tat."

Der Kaiser zweifelt weiter: "Und meinen Leuten gilt’s für gutes Gold?
Dem Heer, dem Hofe genügt’s zu vollem Sold?
So sehr mich’s wundert, muss ich’s gelten lassen."

Marschalk berichtet: "Mit Blitzes Wink zerstreute sich’s im Lauf,
Die Wechlserbänke stehen sperrig auf:
Man honoriert daselbst ein jedes Blatt
durch Gold und Silber, freilich mit Rabatt.
Nun geht’s von da zum Fleischer, Bäcker, Schenken;
die halbe Welt scheint nur an Schmaus zu denken".

Faust stellt dann die Verbindung zwischen den herausgegebenen Papieren und einem, festen Wert dar:
"Das Übermaß der Schätze, das, erstarrt
in deinen Landen tief im Boden harrt,
liegt ungenutzt. Der weiteste Gedanke
ist solchen Reichtums kümmerlichste Schranke.
Die Phantasie in ihrem höchsten Flug,
sie strengt sich an und tut sich nie genug.
Doch fassen Geister, würdig, tief zu schauen,
zum Grenzenlosen grenzenlos Vertrauen."

Mephisto erläutert weiter: "Ein solch Papier, an Gold und Perlen statt,
ist so bequem, man weiß doch, was man hat;
Man braucht nicht erst zu markten noch zu tauschen,
kann sich nach Lust in Lieb’ und Wein berauschen.
Will man Metall, ein Wechlser ist bereit,
und fehlt es da, so gräbt man eine Zeit.
Lokal und Kette wird verauktioniert,
und das Papier, sogleich amortisiert,
beschämt den Zweifler, der uns frech verhöhnt.
Man will nichts andres, ist daran gewöhnt.
So bleibt von nun an allen Kaiserlanden
an Kleinod, Gold, Papier genug vorhanden".

Der Kaiser fragt dann seine Leiter, was sie mit diesem durch die Papiere geschaffenen neuen Wohlstand machen würden. Sie wollten sofort ihren Konsum erhöhen. Nur der Narr war skeptisch:
"Da seht nur her, ist das wohl Geldes wert?"
Mephisto: "Du hast dafür, was Schlund und Bauch begehrt".
Narr: "Und kaufen kann ich Äcker, Haus und Vieh?"
Mephisto: "Versteht sich! Biete nur, das fehlt dir nie!"
Narr: "Heut Abend wieg ich mich im Grundbesitz."
Mephisto: "Wer zweifelt noch an unsres Narren Witz!"


Schon Goethe hat das Volk wie heute die Banker und Politiker über hemmungslose Geldschöpfung auf Papier jubeln lassen. Unsere Bevölkerung glaubt immer noch, dass die Papierscheine einen Wert hätten. Nur der Narr durchschaute bei Goethe, dass dieses Papier nur scheinbar etwas wert, nicht gedeckt sei und deshalb schleunigst in Sachwerte umgetauscht werden müsse.

Wie weise hat Goethe die Zukunft vorausgesehen - auch wenn er an das Scheingeld und die damit verbundene Scheinblüte auf Papieren noch nicht virtuell dachte!

Mehr zu diesem Thema: "Der Welt-Geldbetrug" (bei: www.amazon.de)


© Prof. Dr. Eberhard Hamer
www.mittelstandsinstitut-niedersachsen.de



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