Goldmarkt: Nimmt JP Morgan die Daumenschrauben ab?
20.12.2013 | Theodore Butler
In diesem Auszug, schildert der Edelmetallmarktanalyst Ted Butler eine wichtige Entwicklung im Goldmarkt. Sie kann potentiell bahnbrechend sein, falls sich dieser Trend fortsetzen würde; zumindest ist sie ein ermutigendes Signal für Edelmetalloptimisten. Dieser Artikel wurde in Ted Butlers jüngsten Newsletter für Abonnenten veröffentlicht.
Eines verwirrt mich in der Meinungslandschaft der letzten Zeit. So sachlich und anschaulich die Darstellungen der extremen Veränderungen bei den COT-Positionen an den COMEX-Gold-und Silbermärkten (besonders dieses Jahr) auch sind: Ein wenig stört mich die fehlende Diskussion über die Gründe dieser extremen Veränderungen. Es ist eine Sache, die Positionsveränderungen akkurat darzustellen und die aktuelle Grundkonstellation sogar als überaus positiv für die zukünftigen Kurse zu bezeichnen - doch offenbar ist es eine ganz andere Sache, zu erklären, warum es zu diesen Veränderungen kommt. Denn erst mit dem “Warum” fügt sich das Gesamtbild zusammen.
Keiner bestreitet beispielsweise, dass die Commercials (in erster Linie Banken) dieses Jahr und auch letzten Monat - und zwar bei fallenden Kursen - die großen Käufer sind. Die technischen Fonds waren hingegen die großen Verkäufer. Die Statistiken werden korrekt dargestellt und auch die Rekordextreme in den verschiedenen Kategorien erhalten die nötige Aufmerksamkeit. Nur eines fehlt: Eine Erklärung, wie diese extremen Positionen zustande kamen, oder eine einfache, logische Gesamtdarstellung.
Am meisten vermisst man aber die Frage: Wie zum Teufel konnten es die Commercials nur fertigbringen (meistens JP Morgan, mit Ausnahme von Gold in diesem Monat), beim größten Kursverfall der Geschichte mehr Gold- und Silberkontrakte zu KAUFEN als jemals zuvor? Eine Bank (JP Morgan) kaufte 150.000 COMEX-Goldkontrakte - und verwandelte damit eine “Short Market Corner“, die vor einem Jahr noch mit 75.000 Kontrakten betrieben wurde, in eine “Long Market Corner“ ganz ähnlicher Größe; darüber hinaus wurden 25.000 Silber-Kontrakte beim schwersten Kursverlust seit Jahrzehnten gekauft. Falls JP Morgan nicht der hervorragendste Trader der Weltgeschichte ist (eine Behauptung, die sich mit Blick auf den Fall des Londoner Wals zerschlägt), dann zwingt uns die Logik zur Annahme, dass die Bank in irgendeiner Weise geschummelt hat. Und trotzdem wird die Frage, wie das nur möglich war, niemals gestellt - selbst dann nicht, wenn die Manipulation im Detail beschrieben wird.
Die gute Nachricht ist aber, dass die Frage, wie JP Morgan es schaffte, den Gold- und Silbermarkt zu dominieren, in Zukunft wohl häufiger gestellt werden wird; denn irgendjemand muss sie ja stellen - zumindest jeder, der noch sich noch ein klein wenig um das Ursache-Wirkung-Prinzip schert. Und dann wird man ganz schnell erkennen, dass es darauf keine legitimen, gesetzeskonformen Antworten gibt. Klar gibt es darauf eine Antwort - bloß keine rechtmäßige. Das ist meiner Meinung nach auch der Grund, warum JP Morgan zu all dem Stillschweigen bewahrt, obgleich die Bank immer häufiger der Rechtverletzung beschuldigt wird. Deswegen bin ich auch so hellhörig, wenn JPM in diesem Monat keine Goldkontrakte mehr kauft. Denn das legt nah, dass wir möglicherweise im Endspiel stehen, wo die Bank - die ihre Positionen nicht mehr rechtfertigen kann - schließlich versucht, die Sache zu Ende zu bringen und die Daumenschrauben abzunehmen. Aber Totgesagte leben länger?
Der entscheidende Punkt ist, dass wir hier eine spektakuläre Grundkonstellation für zukünftig steigende Kurse haben. Die Kursverluste dauern nun schon so lange an, dass der Markt auf weitere Selloffs konditioniert zu sein scheint. Der überwiegende Teil ist besorgt, dass es wieder einen Dollar (etc.) nach unten geht, anstatt an die nächsten 10 $ oder 20 $ nach oben zu denken. Fakt ist, dass es strukturell betrachtet, heftig nach oben und nicht heftig nach unten gehen wird - gerade wenn man bedenkt, was JP Morgan und die Commercials in diesem Jahr und auch in diesem Monat schon vollbracht haben; ganz davon zu schweigen, dass wir uns schon jetzt unterhalb der realistischen Produktionskosten vieler Silberbergbauunternehmen bewegen.
Die technischen Fonds, die aktuell massiv short sind, haben ihre Rekord-Leerverkaufspositionen im Gold- und Silbermarkt zu Kursen angehäuft, die nicht weit über den aktuellen Kursniveaus liegen. Jene 62.000 Gold-Short-Kontrakte und jene 20.000 Silber-Short-Kontrakte, die seit dem 29.Oktober verkauft wurden, liegen im Durchschnitt um 40 $-50 $ über dem Handelsschlusskurs vom letzten Freitag (13.12.2013) - beim Gold, beim Silber um rund einen Dollar. Das sind keine enormen Kursspannen, so dass sich, angesichts der jüngsten Kursvolatilität, die profitablen, offenen Positionen der Techfonds in Verluste verwandeln könnten. Eine Kursbewegung auf die Stände vom 29.Oktober (1.340 $ beim Gold und 22,50 $ beim Silber) würde mit größter Sicherheit dazu führen, dass all die seither aufgestockten, neuen Short-Positionen der Techfonds glattgestellt werden würden, oder dass die Techfonds (mit Blick auf deren Verhalten in der Vergangenheit) das zumindest versuchen würden. Ich rede hier nicht von einem Riesending; nur von einer Bewegung auf die Stände, die wir vor 5 Wochen hatten.
Deswegen mache ich mir auch viel mehr Gedanken darum, wie sich JP Morgan bei der nächsten Rally verhalten wird. Da JPM bei der Abwärtsbewegung runter von 1.340 $ überhaupt kein Gold nachgekauft hat, wird die Bank wohl erst dann wieder mit dem Verkaufen anfangen, wenn diese Kurse wieder erreicht sind. Und beim Silber? Wie immer wird die nächste Silber-Rally (wie auch schon alle vorhergehenden) davon abhängen, inwieweit JPM neue Silber-Leerverkaufspositionen etabliert. Das ist die einzige entscheidende Frage, mehr als jemals zuvor. Es könnte vorübergehende noch weiter nach unten gehen, aber anstatt sich darauf zu konzentrieren, wäre es, so denke ich, sinnvoller, ein Verständnis dafür zu entwickeln, wie mächtig die nächste Rally sein könnte.
Sie lasen einen Auszug aus Ted Butlers Newsletter-Abo. Den Lesern wird empfohlen, dieses unter www.butlerresearch.com zu erwerben; die Newsletter enthalten qualitativ höchstwertigste Gold- und Silbermarktanalysen. Ted Butler ist seit 4 Jahrzehnten Spezialist für Edelmetallmarktanalysen.
© Theodore Butler
(Diese Abhandlung wurde vom Silberanalysten Theodore Butler, einem unabhängigen Berater, verfasst. Investment Rarities teilt seine Ansichten nicht notwendigerweise, diese können sich als richtig oder falsch herausstellen.) Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de. Das Original wurde am 17.12.2013 auf der Website http://goldsilverworlds.com veröffentlicht.
Informationen zum Abonnement finden Sie unter www.butlerresearch.com.
Eines verwirrt mich in der Meinungslandschaft der letzten Zeit. So sachlich und anschaulich die Darstellungen der extremen Veränderungen bei den COT-Positionen an den COMEX-Gold-und Silbermärkten (besonders dieses Jahr) auch sind: Ein wenig stört mich die fehlende Diskussion über die Gründe dieser extremen Veränderungen. Es ist eine Sache, die Positionsveränderungen akkurat darzustellen und die aktuelle Grundkonstellation sogar als überaus positiv für die zukünftigen Kurse zu bezeichnen - doch offenbar ist es eine ganz andere Sache, zu erklären, warum es zu diesen Veränderungen kommt. Denn erst mit dem “Warum” fügt sich das Gesamtbild zusammen.
Keiner bestreitet beispielsweise, dass die Commercials (in erster Linie Banken) dieses Jahr und auch letzten Monat - und zwar bei fallenden Kursen - die großen Käufer sind. Die technischen Fonds waren hingegen die großen Verkäufer. Die Statistiken werden korrekt dargestellt und auch die Rekordextreme in den verschiedenen Kategorien erhalten die nötige Aufmerksamkeit. Nur eines fehlt: Eine Erklärung, wie diese extremen Positionen zustande kamen, oder eine einfache, logische Gesamtdarstellung.
Am meisten vermisst man aber die Frage: Wie zum Teufel konnten es die Commercials nur fertigbringen (meistens JP Morgan, mit Ausnahme von Gold in diesem Monat), beim größten Kursverfall der Geschichte mehr Gold- und Silberkontrakte zu KAUFEN als jemals zuvor? Eine Bank (JP Morgan) kaufte 150.000 COMEX-Goldkontrakte - und verwandelte damit eine “Short Market Corner“, die vor einem Jahr noch mit 75.000 Kontrakten betrieben wurde, in eine “Long Market Corner“ ganz ähnlicher Größe; darüber hinaus wurden 25.000 Silber-Kontrakte beim schwersten Kursverlust seit Jahrzehnten gekauft. Falls JP Morgan nicht der hervorragendste Trader der Weltgeschichte ist (eine Behauptung, die sich mit Blick auf den Fall des Londoner Wals zerschlägt), dann zwingt uns die Logik zur Annahme, dass die Bank in irgendeiner Weise geschummelt hat. Und trotzdem wird die Frage, wie das nur möglich war, niemals gestellt - selbst dann nicht, wenn die Manipulation im Detail beschrieben wird.
Die gute Nachricht ist aber, dass die Frage, wie JP Morgan es schaffte, den Gold- und Silbermarkt zu dominieren, in Zukunft wohl häufiger gestellt werden wird; denn irgendjemand muss sie ja stellen - zumindest jeder, der noch sich noch ein klein wenig um das Ursache-Wirkung-Prinzip schert. Und dann wird man ganz schnell erkennen, dass es darauf keine legitimen, gesetzeskonformen Antworten gibt. Klar gibt es darauf eine Antwort - bloß keine rechtmäßige. Das ist meiner Meinung nach auch der Grund, warum JP Morgan zu all dem Stillschweigen bewahrt, obgleich die Bank immer häufiger der Rechtverletzung beschuldigt wird. Deswegen bin ich auch so hellhörig, wenn JPM in diesem Monat keine Goldkontrakte mehr kauft. Denn das legt nah, dass wir möglicherweise im Endspiel stehen, wo die Bank - die ihre Positionen nicht mehr rechtfertigen kann - schließlich versucht, die Sache zu Ende zu bringen und die Daumenschrauben abzunehmen. Aber Totgesagte leben länger?
Der entscheidende Punkt ist, dass wir hier eine spektakuläre Grundkonstellation für zukünftig steigende Kurse haben. Die Kursverluste dauern nun schon so lange an, dass der Markt auf weitere Selloffs konditioniert zu sein scheint. Der überwiegende Teil ist besorgt, dass es wieder einen Dollar (etc.) nach unten geht, anstatt an die nächsten 10 $ oder 20 $ nach oben zu denken. Fakt ist, dass es strukturell betrachtet, heftig nach oben und nicht heftig nach unten gehen wird - gerade wenn man bedenkt, was JP Morgan und die Commercials in diesem Jahr und auch in diesem Monat schon vollbracht haben; ganz davon zu schweigen, dass wir uns schon jetzt unterhalb der realistischen Produktionskosten vieler Silberbergbauunternehmen bewegen.
Die technischen Fonds, die aktuell massiv short sind, haben ihre Rekord-Leerverkaufspositionen im Gold- und Silbermarkt zu Kursen angehäuft, die nicht weit über den aktuellen Kursniveaus liegen. Jene 62.000 Gold-Short-Kontrakte und jene 20.000 Silber-Short-Kontrakte, die seit dem 29.Oktober verkauft wurden, liegen im Durchschnitt um 40 $-50 $ über dem Handelsschlusskurs vom letzten Freitag (13.12.2013) - beim Gold, beim Silber um rund einen Dollar. Das sind keine enormen Kursspannen, so dass sich, angesichts der jüngsten Kursvolatilität, die profitablen, offenen Positionen der Techfonds in Verluste verwandeln könnten. Eine Kursbewegung auf die Stände vom 29.Oktober (1.340 $ beim Gold und 22,50 $ beim Silber) würde mit größter Sicherheit dazu führen, dass all die seither aufgestockten, neuen Short-Positionen der Techfonds glattgestellt werden würden, oder dass die Techfonds (mit Blick auf deren Verhalten in der Vergangenheit) das zumindest versuchen würden. Ich rede hier nicht von einem Riesending; nur von einer Bewegung auf die Stände, die wir vor 5 Wochen hatten.
Deswegen mache ich mir auch viel mehr Gedanken darum, wie sich JP Morgan bei der nächsten Rally verhalten wird. Da JPM bei der Abwärtsbewegung runter von 1.340 $ überhaupt kein Gold nachgekauft hat, wird die Bank wohl erst dann wieder mit dem Verkaufen anfangen, wenn diese Kurse wieder erreicht sind. Und beim Silber? Wie immer wird die nächste Silber-Rally (wie auch schon alle vorhergehenden) davon abhängen, inwieweit JPM neue Silber-Leerverkaufspositionen etabliert. Das ist die einzige entscheidende Frage, mehr als jemals zuvor. Es könnte vorübergehende noch weiter nach unten gehen, aber anstatt sich darauf zu konzentrieren, wäre es, so denke ich, sinnvoller, ein Verständnis dafür zu entwickeln, wie mächtig die nächste Rally sein könnte.
Sie lasen einen Auszug aus Ted Butlers Newsletter-Abo. Den Lesern wird empfohlen, dieses unter www.butlerresearch.com zu erwerben; die Newsletter enthalten qualitativ höchstwertigste Gold- und Silbermarktanalysen. Ted Butler ist seit 4 Jahrzehnten Spezialist für Edelmetallmarktanalysen.
© Theodore Butler
(Diese Abhandlung wurde vom Silberanalysten Theodore Butler, einem unabhängigen Berater, verfasst. Investment Rarities teilt seine Ansichten nicht notwendigerweise, diese können sich als richtig oder falsch herausstellen.) Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de. Das Original wurde am 17.12.2013 auf der Website http://goldsilverworlds.com veröffentlicht.
Informationen zum Abonnement finden Sie unter www.butlerresearch.com.