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Verzerrte Preise

23.12.2013  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
- Seite 2 -
Verkaufsdruck durch ETFs hält an

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Quelle: Bloomberg


Die Goldbestände der Exchange Traded Funds (ETFs) gehen weiter zurück. Derzeit betragen sie nur noch etwa 57,5 Millionen Feinunzen. In der Spitze lagen sie am 20. Dezember 2012 bei knapp 85 Millionen Feinunzen. Durch den Bestandsabbau erhöhte sich das physische Marktangebot folglich um etwa 855 Tonnen Gold allein in den letzten 12 Monaten.

Mit Blick auf diese Entwicklung lassen sich zwei wichtige Aspekte hervorheben:

(1) ETFs sind ein Vehikel, mit dem vor allem institutionelle Investoren (Hedge Funds etc.) kostengünstig und schnell relativ große Positionen im Goldmarkt eingehen können. Der Aufbau dieser Positionen kann mit merklichen Preissteigerungen einhergehen - und der Abbau mit entsprechend großen Preisrückgängen -, weil sich auf diese Weise in kurzer Zeit erhebliche Geldbeträge in Gold investieren und des - investieren lassen.

(2) Der Abbau der ETF-Goldbestände trifft derzeit auf die Nachfrage von Käufern vor allem aus aufstrebenden Regionen (Asien beziehungsweise China). Der "Fluss des Goldes nach Osten" erfolgt jedoch - wegen des kurzfristig hohen physischen Angebots - im Zuge eines merklich gesunkenen Goldpreises.

Der wachsende Goldbestand in den aufstrebenden Volkswirtschaften relativ zur westlichen Welt wird das gelbe Metall in tendenziell "stabilere Hände" überführen, und das sollte sich als förderlich für den Goldmarkt erweisen; die Nachfrageseite sollte stabiler werden.

Gleichzeitig spricht einiges dafür, dass ein wiederkehrendes Anlageinteresse zu einer raschen Preiserholung des Goldes führen kann - und zwar vor allem dann, wenn institutionelles Geld wieder über ETFs in den Goldmarkt strömen sollte.


Zur Fed-Politik

Am 18. Dezember verkündete die amerikanische Zentralbank (Fed), ihre Anleihekäufe von bisher 85 Mrd. US-Dollar auf 75 Mrd. US-Dollar pro Monat zu reduzieren. Die Leitzinsen blieben unverändert. Die unmittelbare Reaktion der Finanzmärkte auf die Fed-Entscheidung zeigte, dass die Akteure nicht wirklich mit einem Ende der extrem expansiven Geldpolitik rechnen.

Ein Grund mag sein, dass die Nachfolgeregelung des Ende Januar 2014 scheidenden Notenbankchefs Ben S. Bernanke auf ein Fortsetzen der Anleiheaufkauf- und Nullzinspolitik hindeutet. Die bisherige Vize-Chefin der Fed, Janet Yellen, wird den Vorsitz übernehmen. Sie gilt als Befürworterin einer Geldpolitik, die mit tiefen Zinsen - sogar mit negativen Realzinsen - und Ausweitungen der Geldmenge für Wirtschaftswachstum sorgen will.

Die Verminderung der Anleiheaufkäufe um 10 Mrd. US-Dollar pro Monat ist in der Tat noch kein überzeugender Schritt, dass die amerikanische Volkswirtschaft auf dem Weg ist, von der "Liquiditätsdroge" entwöhnt zu werden. Nach wie vor hängt der Zuwachs der US-Geldmenge M2 von der Ausweitung der monetären Basis ab. Und Letztere wächst aufgrund der Anleihekäufe, schließlich bezahlt die Fed die Käufe mit neu geschaffenem Basisgeld.

Gleichzeitig hat der Zuwachs der Bankkredite, der in "normalen Zeiten" die Hauptquelle für die M2-Ausweitung ist, merklich nachgelassen. Eine weitere Rückführung oder gar ein Beenden der Fed-Anleihekäufe hätte derzeit politisch unerwünschte Folgen. Es würde zu einem absehbaren Abflauen der Zunahme der M2-Geldmenge führen. Und das wiederum würde die Konjunkturlage in den USA (und damit auch weltweit) belasten und vor allem auch die Aktien- und Anleihemärkte unter Druck setzen.

Und genau diese "Anpassungsreaktion" scheint die Geldpolitik zu scheuen. Solange die Bankkreditvergabe nicht merklich anzieht, ist daher ein wirklicher Ausstieg aus den Anleihekäufen und der Tiefzinspolitik unwahrscheinlich. Allerdings werden die langfristigen US-Marktzinsen vermutlich leicht ansteigen, und bekanntlich bedeuten steigende Zinsen zumindest in der kurzen Frist "Gegenwind" für die Edelmetallpreise.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH



(1) Siehe hierzu den Degussa Marktreport vom 6. Dezember 2013



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