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Warum der Goldpreis schwankt - und gerade jetzt zum Kaufen einlädt

05.01.2014  |  Manfred Gburek
Warum die Wende des Gold- und des Silberpreises nach oben zuletzt überreif war, habe ich an dieser Stelle in den beiden vorangegangenen Beiträgen begründet. Jetzt ist die Wende gelungen, und es wird Zeit für einige grundsätzliche Anmerkungen. Zunächst stellen sich viele Anleger noch einmal die Frage nach dem Warum, auch wenn sie den größten Teil der Antworten in jenen Beiträgen schon gefunden haben müssten. Fügen wir also eine ganz einfache Antwort hinzu, die alles, was ich zum Thema Wende geschrieben habe, gut zusammenfasst: Die beiden Edelmetalle sind zu Schnäppchenpreisen zu haben, besonders im Vergleich zu dem vielen Papiergeld, mit dem ihre Preise gemessen werden.

Wendemanöver an Börsen fallen unterschiedlich aus. Erfahrene Chartisten, die sie deuten, wissen das zu interpretieren. In den kommenden Wochen und Monaten werden sie wahrscheinlich hin und her überlegen, ob die Preise von Gold und Silber eher eine W-Formation, eine Untertasse oder eine umgekehrte Kopf-Schulter-Formation bilden. Auch Sie können sich an der Interpretation beteiligen, doch Sie sollten dann vor allem eines nicht vergessen: Die beiden Edelmetalle halten, falls Sie schon voll in ihnen investiert sind, und unabhängig von den denkbaren Formationen bei zwischenzeitlichen Preisrücksetzern konsequent (nach)kaufen. Das gilt natürlich auch für Gold- und Silberaktien, von denen ich Ihnen hier vor zwei Wochen eine ganze Reihe vorgestellt habe.

In den vergangenen Wochen sind mir immer wieder Kommentatoren auf die Nerven gegangen, darunter auch Vermögensverwalter und Fondsmanager, die von Edelmetallzyklen offenbar keinen blassen Schimmer haben. Doch sie durften in allen erdenklichen Medien ihre unmaßgebliche Meinung zu Gold, Silber, Rohstoffen, Aktien, Anleihen und so weiter äußern, als wüssten sie über all diese Anlageklassen Bescheid. Die Edelmetalle schnitten bei ihnen besonders schlecht ab; die überwiegend dümmlichen Begründungen lasse ich weg.

Stattdessen folgt hier die Antwort auf die Frage, warum Medien sich auf so etwas einlassen. Die Antwort ist verblüffend einfach: Weil sie erstens dem Proporzdenken verhaftet sind (so wie die Politikredakteure des öffentlich-rechtlichen Fernsehens, die zu jedem größeren Ereignis alle im Bundestag vertretenen Parteien zu Wort kommen lassen). Und weil sie zweitens die wahren Edelmetallprofis schon so oft interviewt hatten, dass ihr Chefredakteur sie auf die Suche nach neuen Antwortgebern geschickt hat.

Wie kann es sein, dass insbesondere Gold als stabilisierendes Element der Währungen, als Versicherung gegen deren immer geringer werdende Kaufkraft und als Schutz vor den international ausufernden ungelösten Schuldenproblemen im Preis derart schwanken kann wie seit 2011? Eine plausible Antwort findet sich im vor Kurzem neu aufgelegten und aktualisierten Buch "Geheime Goldpolitik" von Dimitri Speck. Eine andere, nicht minder plausible Antwort besteht darin, dass spekulative Anleger für Preisbewegungen sorgen, die ohne sie erst gar nicht stattfinden würden. Erwähnt seien hier nur die Engagements von Großanlegern über das Vehikel ETF (Exchange Traded Fund); sie erreichten 2011 einen vorübergehenden Gipfel und wurden bis zuletzt kräftig abgebaut. Das tat dem Goldpreis gar nicht gut. Nun ist an dieser Front eine gewisse Ruhe eingekehrt, und viel spricht dafür, dass es mit dem Preis von hier aus in die Gegenrichtung gehen wird, also nach oben.

Teilt man einen Preiszyklus in drei Phasen, ergeben sich immer bestimmte typische Abläufe. Das gilt im Prinzip für alles, was an Börsen gehandelt wird. Bleiben wir beim Gold. Sein Preis wurde zu Beginn des letzten Aufwärtszyklus vom Frühjahr 2001 bis zum Frühjahr 2005 entscheidend von antizyklisch orientierten Anlegern zunächst moderat nach oben getrieben; das war die erste Phase. Ihr folgte die zweite, während der spekulative Anleger bis 2008 gleich zwei Mal für sogenannte Spikes sorgten, also Preisspitzen mit anschließender Korrektur nach unten. Dann, nach einem größeren Rücksetzer um 25 Prozent im Jahr 2008, kam es zur Phase Nummer drei, in welcher der Goldpreis seinen absoluten Höchstpreis erreichte; das war im Spätsommer 2011.

Die anschließende Abwärtsbewegung ist unter anderen Vorzeichen zu interpretieren. Ihre erste Phase begann mit einem Hin und Her des Preises, ohne dass es zu einem größeren Einbruch wie 2008 kam; sie endete im Spätsommer 2012 mit einem misslungenen Anlauf nach oben. Ihr folgte die zweite, von mir damals in diesem Umfang nicht erwartete Phase mit dem Tief im Frühjahr 2013 und der kräftigen, aber nur kurzen Erholung im Sommer. Ihr schloss sich die dritte Phase an. Sie war geprägt von einem weiteren Preistief im Herbst, das sich ziemlich genau auf dem Niveau herausbildete, wo das vorige vom Frühjahr gelandet war, nämlich etwas unter 1200 Dollar je Unze. In dieser Phase wurden spekulative Engagements in größerem Stil aufgelöst. Oder um eine Metapher zu verwenden: Gold wanderte von schwachen in starke Hände. Diese Phase hält weiterhin an, jetzt allerdings schon mit der Tendenz zu steigenden Preisen.

Zugegeben, das ist meine ganz persönliche Interpretation, zwar basierend auf umfangreichen Recherchen, aber durchaus diskussionswürdig. Was mich zusätzlich für sie einnimmt, ist nicht allein die weitgehende Übereinstimmung mit den Ergebnissen der Recherchen einiger von mir geschätzter Edelmetallprofis, sondern auch - und zwar noch mehr - die Entwicklung der Gold- und Silberaktien im Vergleich zu den Preisen der beiden Edelmetalle: Ihre Kurse zeigen seit Ende Dezember überwiegend relative Stärke. Das heißt, seit der Preiserholung preschen die Kurse mit überproportionalen Gewinnen vor.

Um zum Schluss noch einmal auf die Kommentatoren zurückzukommen, die mir in den vergangenen Wochen wegen ihrer negativen Meinung zu den Edelmetallen auf die Nerven gegangen sind: Verfolgen auch Sie ihre Aussagen, denn diese sind Kontra-Indikatoren, wie man sie sich kaum besser wünschen kann. Je umfangreicher sie publiziert werden, desto mehr spricht für Gold und Silber. Solche Kommentatoren vertreten überwiegend die Meinung, Aktien - gemeint sind die aus Indizes wie Dax oder Dow Jones - würden auch 2014 allen anderen Anlageklassen wieder die Schau stehlen. Das ist nach fast zweieinhalb Jahren Kursanstieg recht mutig. Zu einer positiven Edelmetallprognose gehört in Anbetracht der ungelösten weltweiten Schuldenprobleme weitaus weniger Mut.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu

Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005), das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007) und "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" (2008).



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