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2013 - Das Jahr JP Morgans

07.01.2014  |  Theodore Butler
- Seite 2 -
Ich habe mich in diesem Artikel darauf konzentriert, was JP Morgan dieses Jahr an der COMEX getan hat, weil dieser Markt die Gold- und Silberpreise auf der ganzen Welt bestimmt. Doch JP Morgans Einfluss und Aktivität beschränkt sich nicht allein auf die Gold- und Silberterminkontrakte an der COMEX. Zusätzlich zur Long-Market-Corner bei den COMEX-Gold-Futures ist JP Morgan in letzter Zeit auch noch außerordentlich aktiv, wenn es darum geht, sich das physische Metall direkt ausliefern zu lassen.

Im Monat Dezember vereinigte JP Morgan 96% der für diesen Monat angeforderten 6.493 Goldauslieferungen auf sich. Diese 6.254 Kontrakte, die sich JP Morgan auf sein eigenes Hauskonto (proprietary account) ausliefern ließ, entsprechen 625.400 Unzen Gold. Zusätzlich ließ sich JP Morgan im Dezember auch noch 10 Millionen Unzen Silber ausliefern - und diese Woche (im neuen Liefermonat Januar 2014) weitere 5 Millionen Unzen Silber. http://www.cmegroup.com/delivery_reports/MetalsIssuesAndStopsYTDReport.pdf

Hier ist noch etwas Neues, das ich meine, erwähnen zu wollen. Die CME Group (Eigentümer und Betreiber der COMEX) gibt ein Lieferlimit für Spot-Monat-Positionen an - pro Einzeltrader liegt diese Grenze, für tatsächliche Auslieferungen, bei 7,5 Millionen Unzen Silber und bei 300.000 Unzen Gold. Trotzdem berichtet die CME, dass sich JP Morgan mehr als das Doppelte dieser monatlich zugelassenen Goldmengen auf das eigene Hauskonto hat liefern lassen. Da JP Morgan die 6.254 Goldkontrakte vom ersten Liefertag an gehalten hat, bedeutet das auch, dass JP Morgan den ganzen Monat über gegen die CME-Bestimmungen zur Begrenzung der Spot-Monat-Bestände auf 3.000 Gold-Futures-Kontrakte missachtet hatte. Beim Silber waren diese Verstöße zwar weniger eklatant, sie bleiben nichtsdestotrotz Verstöße.

Ich bin mir sicher, dass die CME, wenn man sie unter Druck setzt, mit irgendeiner ganz billigen Ausrede daherkommen wird, um zu erklären, warum JP Morgan in einem Monat so viele Gold- und Silberkontrakte halten und sich ausliefern lassen durfte. Der wahre Grund ist aber, dass JP Morgan über allen Gesetzen und Bestimmungen steht. Schon die CFTC nahm von einer Strafanzeige gegen JP Morgan Abstand, und es wäre naiv zu glauben, die CME würde ihren wichtigsten Kunden in irgendeiner Weise beschränken. Das ist mit Sicherheit kein kollegiales Verhältnis, wir haben es hier mit einer Bruderschaft der Kriminellen zu tun. Gesetze gelten übrigens für die Kleinen, nicht aber für JP Morgan.

Das Jahr 2013 zeigte zudem die unbeabsichtigten Konsequenzen dieser Kontrolle der Silber- und Goldpreise durch JP Morgan. Indem JP Morgan die Gold- und Silberkurse an der COMEX in die Tiefe manipulierte - um die Gold-Market-Corner auf der einen Seite glattzustellen und sie auf der anderen in eine Long-Market-Corner zu verwandeln, verursachte die Bank zudem eine außergewöhnliche Metall-Liquidierung im weltgrößten Gold-ETF (GLD). Es lässt sich kaum bestreiten, dass die schweren Goldkurseinbrüche auch die massive Liquidierung von fast 18 Millionen Unzen Gold im GLD (41% der Gesamtbestände) verursacht hatten. Investoren stießen in Reaktion auf die sinkenden Goldpreise GLD-Anteile im Wert von 25 Mrd. $ ab; und die Goldpreise sanken, weil JP Morgan die COMEX-Kurse nach unten manipulierte, um eine Short-Market-Corner in eine Long-Market-Corner zu verkehren. Falls es dafür noch eine andere, plausible Erklärung geben sollte, so ist mir diese noch nicht untergekommen.

Als ich im Jahresverlauf erstmalig entdeckte, dass JP Morgan eine Long-Market-Corner beim Gold etabliert hatte, spekulierte ich, dass JPM nun auch große Teile des im GLD liquidierten Goldes in seinen Besitz brachte. Zahlreiche Berichte über Goldankäufe durch China und Indien brachten mich aber anschließend zu der Annahme, dass der größte Teil der Metalle eben in diesen Ländern landete. Wenn ich aber wieder bedenke, wie aggressiv JP Morgan in letzter Zeit Gold und Silber über COMEX-Lieferungen akquiriert, so bin jetzt wieder der Überzeugung, dass diese Bank einen ziemlich großen Teil des liquidierten GLD-Goldes besitzt. Ich denke zudem, dass sich JP Morgan ernstzunehmende Mengen Silber aus dem SLV besorgt hat, indem die Bank Anteile aufkaufte und in Metall konvertierte, bevor die Anteilsmengen eine Höhe erreichten, die eine SEC-Meldung erforderlich gemacht hätten. Es gibt einfach zu viele Faktoren, die darauf hinweisen, dass JP Morgan alle möglichen Gold- und Silberformen akquiriert, als dass man diesen Punkt nicht als den Schlüsselfaktor des Jahres 2013 betrachten müsste.

Eine der Fragen, die ich auch mir in den letzten Monaten nicht beantworten konnte, ist die Frage, warum JP Morgan die Gold- und Silberkurse nicht nach oben ausbrechen ließ, nachdem die Long-Market-Corner beim COMEX-Gold etabliert war und die Short-Market-Corner beim COMEX-Silber drastisch reduziert wurde. Nachdem JP Morgan schon 3 Milliarden $ auf der Short-Seite verdient hatte, wäre die Bank in der Lage gewesen, genauso viel und noch viel mehr auf dem Weg nach oben zu machen. Ich konnte nicht wirklich verstehen, was die Bank noch daran hinderte. Die jüngsten Angaben zu den COMEX-Lieferungen, wie auch zu den anhaltenden Abflüssen aus dem GLD (in jüngster Zeit auch aus dem SLV), bringen mich einer Antwort näher.

Wie es scheint, hat JP Morgan die Gold- und Silberkurse nicht nach oben ausbrechen lassen, weil die Bank immer noch größere Metallmengen in physischer Form akquiriert. Es macht durchaus den Eindruck, dass JP Morgan jetzt bei der Aufnahme von COMEX-Gold-Futures an eine Grenze gestoßen ist, da sich die Long-Market-Corner der Bank ziemlich einfach verfolgen lässt und sich ganz offensichtlich kaum noch leugnen lässt. Zudem ließ sich JP Morgans Short-Position beim COMEX-Silber in den letzten sechs Monaten oder länger kaum mehr deutlich senken.

Aber wie die dokumentierten Daten eindeutig zeigen, akquiriert JP Morgan erhebliche Gold- und Silbermengen über COMEX-Auslieferungen und, höchstwahrscheinlich, auch in Form von physischen Metallen aus dem GLD und SLV. Anders als beim Handel mit Terminkontrakten, der wöchentlich in den COT-Berichten dokumentiert wird, gibt es keine Meldeauflagen für die physischen Gold- und Silberbestände, die JP Morgan hält. Im Wissen darum, dass die COMEX-Statistiken einen recht guten Einblick gewähren, dass sich JP Morgan außergewöhnlich hohe Gold- und Silbermengen ausliefern lässt, und im Wissen darum, dass die Bank genauere Beobachtung der eigenen Marktaktivität scheut, bin ich nun geneigt, davon auszugehen, dass wir wohl eher vor dem Ende dieser so ersichtlichen Auslieferpraktiken dieser Bank stehen - und eher nicht am Beginn steigender Lieferungsentnahmen seitens der Bank. Da die GLD-Bestände schon unter einer beispiellosen Auszehrung von minus 40% zu leiden hatten, scheinen weitere GLD-Liquidierungen als Metallnachschubquelle wohl eher nicht in Frage zu kommen.

Somit kann ich mir jetzt auch erklären, was JP Morgan im Jahr 2013 geschafft hat und warum die Bank noch nicht zum Sturm auf steigende Kurse geblasen hat - weil sie immer noch physisches Gold und Silber ansammeln. Doch dieser eher problemlosen physischen Gold- und Silberquellen scheinen für JP Morgan jetzt im Großen und Ganzen zu versiegen. Das soll nicht heißen, dass JP Morgan schon alle schmutzigen Kurssenkungstricks schon aus der Tasche gezogen hätte; es ist jedoch wichtig, die Dinge ins richtige Verhältnis zu setzen, und das ist auch die Hauptzweck von Jahresendrückblicken.

Wie schon 2013 (und wie auch schon jedes Jahr seit 2008) werden die Entwicklungen an den Gold- und Silbermärkten auch wieder nächstes Jahr von JP Morgan bestimmt werden. Wenn man aber bedenkt, dass JP Morgan jetzt zu ersten Mal in der Geschichte eine Long-Market-Corner beim COMEX-Gold etabliert hat, dann ist es kaum vorstellbar, wie sich das Jahr 2014 nicht zum genauen Gegenteil von 2013 entwickeln sollte. Denkt man nun auch noch an die drastisch reduzierte Silber-Short-Position, die JP Morgan an der COMEX hat, und die massiven physischen Metallmengen, die die Bank aufgenommen hat, dann könnte der Start ins Jahr 2014 nicht unterschiedlicher sein als die letztes Jahr herrschende Grundkonstellation.

Auch wenn niemand korrekt die kurzfristigen Kursentwicklungen oder den exakten Endpunkt der Kursprügel des Jahres 2013 vorhersagen kann, so deuten doch die Fakten auf eine bemerkenswerte Wende in JP Morgans Positionierung hin. Wir mussten im Jahr 2013 wegen JP Morgan tief stürzen, und wir werden im Jahr 2014 - aus demselben Grund - wahrscheinlich stark steigen. Aus meiner Sicht kommt es nur darauf an. 2013 - Mach, dass du wegkommst. 2014 - los geht es. Ich wünsche allen ein glückliches und gesundes Neues Jahr.


© Theodore Butler


(Diese Abhandlung wurde vom Silberanalysten Theodore Butler, einem unabhängigen Berater, verfasst. Investment Rarities teilt seine Ansichten nicht notwendigerweise, diese können sich als richtig oder falsch herausstellen.) Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de. Das Original wurde am 03.01.2014 auf der Website www.silverseek.com veröffentlicht.

Informationen zum Abonnement finden Sie unter www.butlerresearch.com.


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