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Zum Glück hatten wir Gold gekauft

05.12.2005  |  Marco Feiten
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Auch die Preise für Immobilien kamen nun deutlich unter Druck weil immer mehr Menschen aus Liquiditätsmangel verkaufen mussten. Indes nahm die Hyperinflation der Preise bei Produkten des täglichen Leben ihren Lauf, die Globalisierung war durch Handelskriege und Erdölmangel welche den Transport extrem verteuerte zum Erliegen gekommen. Banken blieben geschlossen, denn für die panikartigen Anstürme der Bevölkerung gab es schlichtweg keine vorrätigen Banknoten mehr. Bis zum großen Crash im Herbst 2009 schienen die Preise exponentiell zu steigen, doch mit dem Zusammenbruch der Märkte kam es zu einer gigantischen Liquiditätskrise.

Das größere Problem waren aber die Versorgungsengpässe in Folge des Benzinmangels. In vielen Städten rund um den Globus waren Nahrungsmittel knapp geworden. Insbesondere in den Ländern der Dritten Welt kam es zu riesigen Hungersnöten, doch Hilfe war unmöglich, waren doch alle Länder mit eigenen Problemen beschäftigt. Erst Ende 2012 traten alle Regierungen zusammen und verkündeten dass ein Neuanfang gemacht würde.

Opa erlebte all das nicht mehr, er starb im Sommer 2006. Kurz vor seinem Tod rief er uns abermals alle zusammen um sich zu verabschieden. Er hatte Krebs, eine Behandlung lehnte er ab: "Warum soll ich mein Leiden verlängern? Unsere Gesellschaft kann noch immer nicht mit dem Tod umgehen aber das wird sich ändern." Opa verabschiedete sich von jedem einzeln und gab einem jedem ein paar Worte auf den Weg.

Am Ende des Tages rief er nochmals alle zusammen und drängte abermals dass das Ende der Welt nahe sei - und in Anbetracht der Entwicklungen im Mittleren Osten waren auch wir nun besorgt. Wir kauften nochmals, nachdem wir bereits zur Jahreswende 2005/06 einen großen Bestand an physischen Edelmetallen gekauft hatten, ein Kilo Gold in Form von Münzen dazu. Opa führte an jenem Tag aus dass das Ende der Welt auch der Beginn einer neuen Welt sei: "Ihr steuert auf eine globale Krise des Haben zu.

Der initiierte Kampf der Kulturen ist Ausdruck eines wahrgenommenen Mangels und Festhaltens an der überholten Idee exponentiellen Wachstums und des Sachzwangs. Nur die wenigsten würden heute eine Welt in der man nicht mehr arbeiten muss um die eigene Existenz zu erhalten nicht als Utopie abtun. Und jene die eine solche Welt denken können würden besorgt fragen worin dann die Aufgabe des Menschen stecken soll. Auch wenn wir technisch also so weit sind fehlt bei den meisten Menschen die Bereitschaft wirklich in Freiheit zu leben, weil sie dann vor einem anderen großen Problem stünden: dem der eigenen Wahl."

"Wir werden eine letzte Schlacht des Habens sehen bevor sich das Bewusstsein für das Sein öffnen kann. Mit dem Ende des Erdölzeitalters und der demografischen Wende beginnt eine neue Welt, eine neue Wirtschaftsordnung wird geboren werden. Die großen Geister entwerfen jene bereits. Die Menschheit bewegt sich auf eine Krise hin, die schon Jahrzehnte latent im Verborgenen schlummert.

Diese Krise wird als Finanz- und Wirtschaftskrise inszeniert werden, doch dahinter steht eine gesellschaftliche kollektive Sinnkrise. Die Menschheit hat noch immer nicht den „Tod der Götter“ verkraftet, den sie selbst herauf beschworen hat. Wir haben beobachtet, geforscht, nahmen den Schleier des Mythischen, pressten den Zauber der Natur in Formeln und verloren dabei den Glauben, das Gefühl der Geborgenheit welches "höhere Kräfte", der Glaube an Gott bot. Bonifatius nahm den Germanen mit der Donareiche ihre kollektive Identität, doch er ersetzte sie durch eine neue.

Die moderne Wissenschaft jedoch hat keinen Ersatz geschaffen. Die Arbeit nahm uns die Bürde der eigenen Sinngebung. Eine Welt ohne den Zwang zur Arbeit würde dem Menschen viele Möglichkeiten eröffnen - doch wir sind noch nicht so weit. Wir scheuen noch davor zurück Verantwortung für uns selbst zu übernehmen, selbst Sinn zu definieren. Doch auch die Zeit dafür wird kommen."

Was er mit diesen Worten damals meinte ist mir noch immer nicht wirklich klar geworden. Wir leben jedenfalls heute wieder ein halbwegs normales Leben. Arbeit gibt es genug. Allein der Wiederaufbau des Mittleren Ostens zieht gewaltige Arbeitskräftezahlen an. Und viele haben Anteil an den internationalen Bemühungen um neue Antriebstechnologien. Ungeklärt ist weiterhin wie man mit den Alten umgehen soll. Durch den Zusammenbruch der Finanzmärkte sind auch die Sozialsysteme kollabiert.

Es sieht sehr danach aus dass der Staat nur noch für jene ohne Familie aufkommen wird. Da Erdöl noch immer sehr teuer ist und weite Transporte vermieden werden sollen hat die Regionalversorgung sehr an Bedeutung gewonnen. Die neue Regierung hat das Programm "Zukunft 2100" gestartet. Ziel ist dass jeder Ort, jede Stadt sich selbst versorgen können soll. Das Güterangebot ist heute nicht mehr so breit wie vor der Krise, aber wirklich stören tut das niemanden. Nach der Währungsreform wurden wir wie alle anderen Edelmetall- und Grundstücks- sowie Immobilieneigentümer mit einer Sondersteuer belastet. Ebenso die Gewinner der Inflation - jene müssen eine Schuldgewinnabgabe leisten.

Gold hat seinen festen Platz in der neuen internationalen Währungsordnung - das war notwenig um das Vertrauen wiederherzustellen. Ehemalige Sparguthaben sind verloren, lediglich Steuervergünstigungen erhalten jene die nachweislich über hohe Sparbestände verfügten. Die meisten mussten bei Null anfangen. Wir haben kürzlich die Hälfte unseres Goldes verkauft. Mit dem Erlös refinanzieren wir zu einem großen Teil ein neues Null-Energie-Haus. Uns geht es heute vergleichsweise gut - dank den ewig mahnenden Worten Opas denen wir gefolgt waren. Zum Glück hatten wir Gold gekauft.


© Marco Feiten
www.new-sense.net



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