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Die Deutsche Bank und ihre Konkurrenten: Nichts bleibt, wie es ist

26.01.2014  |  Manfred Gburek
Gold und Silber haben, wie in den vergangenen Wochen mehrfach hervorgehoben, unter starken Schwankungen die Kurve nach oben genommen. Ich möchte mich deshalb nicht wiederholen, sondern - außer dem Rat, Sie mögen die sich anbahnende Edelmetallhausse solange wie möglich ausschöpfen - wie schon in der Vorwoche ein anderes Thema anschneiden. Heute: Banken, speziell die Deutsche Bank. Denn sie haben sich in ihren Geschäftsmodellen verheddert. Das kann nicht ohne Folgen für Sie als Kunden bleiben.

Von Hermann Josef Abs, dem im vergangenen Jahrhundert fraglos erfolgreichsten Chef der Deutschen Bank, stammt der Satz: "Eine Bank lebt von den schlechten Geschäften, die sie unterlässt." Und auf einen seiner späteren Nachfolger, Alfred Herrhausen, geht die folgende Ermahnung an die Deutschbanker zurück: "Eigentum verpflichtet zum Tätigwerden, und Bankbeteiligungen sind Eigentum." Das war 1976, als das Institut über eine Unzahl an Industrie-, Warenhaus- und sonstigen Beteiligungen verfügte, mit deren Hilfe es auf dem Umweg über Aufsichtsrats- und Beiratsmandate Macht ausübte.

Herrhausen, damals noch einer der jungen Wilden im Führungszirkel der Deutschbanker, hatte als Erster erkannt und vor allem auch ausgesprochen, dass mit einem Übergewicht an Beteiligungen auf Dauer kein Staat zu machen war und dass die Gefahr bestand, das Institut könnte darüber zu einem lahmen Verwaltungsapparat werden. Folglich übte er später, nachdem er Vorstandssprecher geworden war, Druck auf seine Mitstreiter aus, den Abschied von Beteiligungen vorzubereiten, etwa an Karstadt oder Philipp Holzmann. Damit war so etwas wie ein Hauch von Investment Banking geboren. Später sollte diese Sparte zum wichtigsten Gewinnbringer werden.

Herrhausen wurde im November 1989 von Terroristen ermordet. Sein Nachfolger Hilmar Kopper war danach gezwungen, das Management neu zu strukturieren. In seine Zeit als Bankchef fiel 1994 die Pleite des Baulöwen Jürgen Schneider, bei der sich die Deutsche Bank nicht gerade mit Ruhm bekleckerte - einschließlich Koppers Kommentar zu Handwerkerrechnungen, die er als "Peanuts" bezeichnete. Damit begann eine Ära von Peinlichkeiten, zu denen später auch andere Chefs der Bank beitrugen. Etwa Rolf-E. Breuer mit einer allzu lässigen Bemerkung zur Kreditwürdigkeit des Filmmoguls Leo Kirch, außerdem Josef Ackermann mit dem Victory-Zeichen beim Mannesmann-Prozess. Die Deutsche Bank wird ihr Imageproblem bis in die Gegenwart einfach nicht los; das aktuelle Führungsduo Jürgen Fitschen/Anshu Jain muss sich sogar mit neuen Problemen herumschlagen, die zu Lasten des Ertrags gehen.

Bevor Sie in der Annahme, das alles sei für Sie nicht relevant, hier zu lesen aufhören: Es ist relevant, weil die Kunden sich immer mehr hin und her geschubst fühlten und weiter fühlen, sodass das Imageproblem bleibt. Die einen, weniger betuchten, sollten mal zu Kunden der Bank24 werden, aber mit dieser unter dem Dach der Deutschen Bank bleiben. Dagegen durften die etwas reicheren das vermeintliche Privileg des Private Banking genießen. Ich fragte damals einen Deutschbanker, worin das Privileg bestehe. Er konnte mir keine konkrete Antwort geben. Konsequenterweise wurde die Zweiteilung später aufgehoben. Nach Jahren verleibte sich die Deutsche schließlich die Postbank ein, womit die Zweiteilung endlich besiegelt war.

Solche Achterbahnfahrten kosten erfahrungsgemäß viel Geld, das der Aktionäre, aber auch der Kunden. Das schlägt sich in den Konditionen nieder. Privatkunden haben die Wahl (Geschäftskunden weniger): Zu bleiben oder zu einer anderen Bank bzw. Sparkasse zu wechseln. Geht es ihnen um günstige Konditionen, werden sie im Zweifel Kunden einer Direktbank.

Dies wahrscheinlich auch aus dem folgenden Grund: Das Investment Banking der Deutschen Bank, noch 2012 besonders ertragreich, fiel zuletzt ab: 27 Prozent weniger Ertrag im vierten Quartal 2013 verglichen mit dem vierten Quartal 2012. Zum Ausgleich müsste vor allem das zuletzt besonders erfolgreiche Asset & Wealth Management beitragen, also die Vermögensverwaltung, erfolgreich aus Sicht der Bank. Und aus Kundensicht? Der jüngste Elite Report des Handelsblatts zu Vermögensverwaltern im deutschsprachigen Raum führt von "cum laude" (mit Lob, entsprechend etwa der Note befriedigend) über "magna cum laude" (gut) bis "summa cum laude" (sehr gut) die Deutsche Bank erst gar nicht auf. Da entsteht der Verdacht, sie sei zu Lasten der Kunden erfolgreich und wetze damit die Scharte im Investment Banking aus. Einen repräsentativen Erfolgsnachweis gibt es jedenfalls nicht.

Kaum zu fassen, dass die Deutsche Bank einst mit dem Spruch warb: "Vertrauen ist der Anfang von allem." Ihm folgte viel später und bis heute "Leistung aus Leidenschaft", so auch im Januar-Heft von "Xpress", einer Zeitschrift der Sparte Deutsche Asset & Wealth Management. Wo man auch hinschaut: Zertifikate, soweit das Auge reicht, zu Dax und Euro Stoxx 50, zu Gold und Platin, zu Siemens und sogar zur Deutschen Bank selbst. Die Zahl der Zertifikate ist praktisch beliebig vermehrbar. Kunden sind mit ihnen überfordert, Banker in der Regel ebenfalls.

Lässt man die Geschichte der Deutschen Bank wie hier beschrieben Revue passieren, könnte allzu leicht der Eindruck entstehen, es handle sich um einen Sonderfall. Doch mitnichten, was sie treibt, ist zum einen das Spiegelbild der ganzen Branche und deshalb für Sie relevant, auch wenn Sie nicht ihr Kunde sind. Zum anderen hat sie sogar manchen Fehler vermieden, der den Konkurrenten widerfahren ist. Ob Commerzbank oder IKB, der reine Horror namens Hypo Real Estate oder der Sparkasssensektor mit einer ganzen Reihe von öffentlich-rechtlichen Problemfällen (Bayern LB, Sachsen LB, LBBW oder die Megakatastrophe WestLB), immer war unvorstellbares Missmanagement im Spiel. Und wenn Sie glauben, damit sei wegen der kommenden Bankenaufsicht bald Schluss, sollten Sie sich noch einmal durch den Kopf gehen lassen, wie lange der Aufbau einer Behörde dauert, bis sie effizient arbeiten kann: viele Jahre, in diesem Fall allein schon sprachbedingt besonders lange.

Ohne Frage, wir brauchen Banken. Aber keine, die sich im Glücksspiel betätigen, die gegen ihre Kunden arbeiten, keine mit fragwürdigen Konditionen und schlechtem Management. Um festzustellen, ob Ihre Bank zu Ihnen passt, benötigen Sie Zeit, womöglich sogar einige Jahre. Am besten, Sie unterhalten zwei oder drei Bankverbindungen: auf jeden Fall eine Direktbank mit günstigen Konditionen für die Geschäfte, die Sie am meisten tätigen (zum Beispiel Überweisungen, Tagesgeld oder Wertpapiere), eine weitere Bank für Kredite, Sonderfinanzierungen und komplizierte Transaktionen, etwa mit Devisen) und schließlich eine, auf deren Beratung und Verwaltung im weiteren Sinn Sie sich verlassen können. Solche Banken gibt es noch. Sie bekommen allerdings zunehmend Konkurrenz durch Vermögensverwalter und Family Offices, eine Art gehobene Form der Verwalter. Im Übrigen kann es im Fall des Falles hilfreich sein, auch über eine Bankverbindung im Ausland zu verfügen, vorausgesetzt, man respektiert dort Ihre Eigentumsrechte. Zu guter Letzt: Mit pro aurum, Degussa und weiteren Händlern haben die Banken im Edelmetallhandel mächtig Konkurrenz bekommen. Da hilft nur eines: Konditionen vergleichen, zum Beispiel mithilfe von goldseiten.de.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu

Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005), das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007) und "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" (2008).



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