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Kommen 1.400 $ bei Gold und 26 $ bei Silber in Reichweite?

13.02.2014  |  Philip Hopf
Mit großem Interesse verfolge ich die Publikationen aus dem Lager der Fundamentaldaten-Anhänger - nicht etwa, weil ich glaube, dass die aktuellen Kursbewegungen auch nur im Geringsten mit fundamentalen Daten zu erklären sind. Wer meine Artikel liest, weiß, dass ich dies schon in vielfältiger Weise widerlegt habe. Es fasziniert mich aber immer wieder aufs Neue, wie fundamentale Zustände vom Mainstream der Anleger und Analysten einmal als Grund für einen imminenten und bisherigen Anstieg bei den Metallen herhalten muss; ein anderes Mal ist der gleiche Zustand dafür verantwortlich, dass sich die Metalle im Sinkflug befinden.

Aktuelle Beispiele dafür aus den letzten Wochen gibt es reichlich. In mehreren Artikeln wird darauf verwiesen, dass in letzter Zeit die finanziellen Probleme der Schwellenländer die Edelmetalle unterstützt haben und sie weiter steigen lassen werden. An dieser Stelle muss man sich fragen, ob sich niemand mehr an 2008 erinnern kann. Die Schwellenländer hatten zu dieser Zeit auch massive Probleme. Gold und Silber erlitten aber drastische Einbußen, konnten sich nicht behaupten. Aber es könnte als Argument ja vielleicht doch Sinn ergeben und primär hört es sich gut an. "Die monetären Probleme der Schwellenländer schüren die Angst vor einem Kollaps und treiben die Anleger ins Gold". Wer sich nicht auskennt, wird leicht verführt sein, solch einem Argument zu folgen.

Als nächstes liest man immer wieder aufs Neue, dass die Knappheit im physischen Goldmarkt die Metalle steigen lassen muss. Wie viele Jahre hören wir dieses Argument jetzt schon? Russland, Indien, China, die Staatsbanken dieser Länder haben die Goldimporte im Jahr 2013 mehr als verdoppelt! Obwohl seit Jahren geschrieben wird, dass die Goldbestände knapp sind und massives Kaufinteresse von Seiten der Anleger besteht, fallen die Preise in den letzten Jahren stetig - ein weiteres Argument, das sich zwar schön anhört, auf den ersten Blick logisch erscheint, wenn Sie aber die Lupe genauer hinhalten, ist es völlig nutzlos. Wer noch nicht erkannt hat, dass der Grundsatz von Angebot und Nachfrage auf den Goldpreis keinen Effekt hat, der sollte alles tun, aber bloß nicht in Edelmetalle investieren!

Das nächste "logische Argument" ist: Die Edelmetalle werden steigen, weil die Volatilität der Aktienmärkte zunimmt. Die Angst vor einem Crash der internationalen Aktienmärkte ist aktuell, in solchen Phasen ist es auch immer en vogue von Gold als sicherem Hafen zu sprechen. Das glaubt man gerne. Es liegt in der Natur der Dinge, dass der Mensch nach einem Rettungsanker greift, glaubt er, es könnte zu massiven Verwerfungen am Aktienmarkt kommen. Für mich selbst galt dieses Argument früher ebenfalls, es vermittelte Sicherheit - "Wenn du Gold hast, kann dir nichts passieren".

Die vermeintliche Sicherheit trifft nur zu, wenn man dieses Gold in schwierigen Phasen auch nicht braucht. Aber halten Goldbugs nicht gerade für die schwierigen Phasen Gold und Silber? Nehmen Sie sich die Zeit, untersuchen Sie die vergangenen Aktiencrashs und das gleichzeitige Goldverhalten, wird auch dieses Argument schnell auseinanderfallen.

Während Gold in 2008 den ersten Rezessionsmonaten standhalten konnte, fiel es im Anschluss um knapp 30%. Wenn in einem großen Aktiencrash die Margin Calls in den Investmentgesellschaften und Hedgefonds fällig werden, ausgelöst durch die hohen Verluste, verkaufen diese alle anderen Anlageklassen, inklusive Gold. Hiermit werden die Margin-Anforderungen ausgeglichen. Diese Spirale zieht die Edelmetalle gleichfalls in einen Abwärtssog.

Das Ausweisen der fundamentalen Argumente, welche im Glaubensmuster der breiten Anlegermasse verankert sind, könnte noch seitenweise fortgeführt werden. Gleichwohl verdient das Gros der Anleger auch kein Geld an den Finanzmärkten, und nimmt die gleiche Rolle ein, wie das "gemeine Volk" im Staat. Beide fristen ihr Dasein als Melkkühe - die Anleger für Banken und Investmentgesellschaften, das Volk für den Staat.

Wer meine Artikel regelmäßig liest, weiß, dass ich einen komplett anderen Ansatz habe, die Märkte zu betrachten. Ich sehe Marktstimmung im englischen trefflicher als "sentiment" bezeichnet, als den wahren Antrieb für die Edelmetalle. Marktpsychologie als Massenphänomen betrachtet weist klare Muster auf. Diese Muster können mit einem recht hohen Wahrscheinlichkeitsgrad verfolgt werden.

Ich behaupte natürlich nicht, dass jede meiner Einschätzungen in den wöchentlichen Artikeln auch genau so eintreffen. Jedoch werden gerade die Leser, welche meine Ansätze schon länger verfolgen oder unser kostenloses Markt Update erhalten, bemerkt haben, dass die Methodologie der Elliott-Wellen-Analyse künftige Marktbewegungen recht genau prognostizieren kann. Bei einem solch komplexen Analyseansatz ist es natürlich ähnlich wie beim Golfen. Wenn Sie den besten Schläger haben, den es zu kaufen gibt, aber nicht wissen, wie man ihn richtig einzusetzen hat, bleiben Ihnen die Erfolge stetig verwehrt.

Kommen wir nun zu den Metallen und meiner Einschätzung: Das gelbe Metall konnte endlich seine Ketten sprengen, sich aus der wochenlangen Gefangenschaft eines selten gesehenen Seitwärtsmarktes befreien. Der Ausbruch und Tagesschluss über 1.279 $ hat das imminent bärische Szenario bis auf weiteres neutralisiert. Die Wiedereingliederung für die Bullen erfolgt jetzt mit einer Gegenbewegung in einer Welle 4. Diese sollte sich idealerweise über der Marke von 1.275 $ halten.

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Übergeordnet hat weiterhin die Marke von 1.255 $ als Hauptunterstützung Bestand, alle korrektiven Gegenbewegungen müssen sich über dieser Marke abspielen. Des Weiteren hat Gold bislang seit den Tiefs bei 1.178 $ keinen besonders breiten Aufwärtstrendkanal geformt, ein weiteres Seitwärtstaumeln des Marktes wäre kein positives Zeichen für die Bullen. Fällt der Kurs aus dem im Chart eingezeichneten Aufwärtstrend seitlich raus, droht Abgabedruck.

Für erste Long-Positionierungen bietet sich die korrektive Gegenbewegung in Welle 4 an, welche vom Bereich des 61,8%-Retracement bei 1.291 $ nun zu erwarten ist. Dieses muss sich, wie oben beschrieben, über 1.275 $ halten. Stopps sollten knapp darunter platziert sein oder unter der Hauptunterstützung von 1.255 $. Das nächste große Kursziel auf dem Weg in Richtung 1.420 $ - 1.450 $ liegt gegenwärtig im Bereich um die 161,8%-Extension bei 1.320 $. Bei allen bis dato eingegangenen Longs sollte der Fokus auf Sicherheit liegen, für ein Öffnen der Schleusen ist es noch zu früh. Stopps müssen schnell nachgezogen werden und baldmöglichst auf den Breakeven gesetzt werden.

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Silber hat, entgegengesetzt seines langjährigen Rufs, der zappelige Bruder von Gold zu sein, in der letzten Woche die Füße still gehalten. Auch hier bin ich nicht zu euphorisch, alles auf eine Karte zu setzen. Sollte Silber in der kommenden Woche nun die wichtige Marke von 21,15 $ nachhaltig und auf Tagesschlussbasis überschreiten können, wird es eine Rallye in Richtung unseres Zielbereichs von 24,50 $ - 25,50 $ geben.

Das bärische Szenario nimmt jedoch schnell an Fahrt auf, sobald wir die Unterstützung von 19,55 $ - 19,30 $ unterschreiten. Darunter werden die im Chart eingezeichneten Kursziele aktiv. Silber kann bekanntlich schnell steigen, aber noch schneller fallen. Es ist also eminent wichtig, dass auch hier auf eine Bestätigung der Bewegung gewartet wird. Nur dann werden wir mit Überzeugung einen Trade eingehen können. Sollten wir im Bereich von 16 $ - 17 $ einen Boden finden, haben wir eine gute Chance, diese nunmehr dreijährige Korrektur zu beenden.

Wir veröffentlichen kostenlose, tägliche und wöchentliche Market Updates zu Gold, Silber, WTI und S&P 500. Um unseren Analysen folgen zu können, schreiben Sie uns bitte eine E-Mail an Anmeldung@hkcmanagement.de mit dem Stichwort "Anmelden", Ihrem Namen und Ihrer E-Mail-Adresse.


© Philip Hopf
Hopf-Klinkmüller Capital Management KG



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