Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Der Druck auf Goldminen mit hohem Anteil von Vorwärtsverkäufen steigt immens

13.12.2005  |  Dr. Dietmar Siebholz
"Der Druck auf die Goldminen mit hohem Anteil vorausverkaufter Förderung steigt ins Unerträgliche: Ist das ein Grund für das Kauf-Angebot von BARRICK an die PLACER-Aktionäre? Oder: Wann endlich hören wir die Gold-Hedger stöhnen oder nach dem Staat rufen? "


Für meine plastischen Vergleiche - so sagt man - bin ich bekannt. Hier ein Beispiel: "Von einer Hochhausbaustelle stürzt ein Monteur bei Außenarbeiten aus dem 32. Stockwerk in die Tiefe; Passanten unten auf der Strasse schreien auf; nicht so der fallende Monteur. Er fragt sich im Fallen: "Warum schreien die da unten so. Ich habe bereits das 16. Stockwerk erreicht und nichts ist geschehen ..."

Ähnliche Gedanken werden sich derzeit die Goldminen mit starker Vorausverkaufs-Philosophie machen; warum?

Zur Einstimmung: In den Zeiten fallender Goldpreise - was den Regierungen und ihren Notenbanken zur Aufrechterhaltung ihrer Darstellung der "starken Währungen" erheblich entgegenkam - viele Marktkenner sagen sogar, diese Abwärtstendenz wurde durch staatlich veranlasste Verkäufe unterstützt - wählten viele Goldminen zur Sicherung ihrer Einnahmen das Angebot der Investmentbanken, sich den aktuellen Goldpreis durch Verkäufe künftiger Produktionen am Markt zu sichern, in der Annahme, dass der Goldpreis weiter fallen und künftige Verkäufe daher nur noch auf weiterhin tieferem Niveau abgewickelt werden müssten. Wie ging so ein Vorausverkauf von Gold vonstatten?

Die großen Investment-Banken mit bester Bonität liehen sich Gold von den Notenbanken, die nun auf diesem Wege Zinsen aus ihrem sonst unverzinslichen Gold erhielten, veräußerten das Gold am Spotmarkt und verpflichteten die Minengesellschaften, ihre künftige Produktion zur Abdeckung der Goldleihe wieder bei ihnen einzuliefern. Für alle Beteiligten war dies ein gutes Geschäft: Die Minen hatten ihre festen Erlöse und mussten keine weiteren Preisrückgänge fürchten, die Investmentbanken erzielten enorme Differenz- und Provisionserträge und die Notenbanken erzielten endlich aus ihrem Gold Einkünfte, die sie dann an ihre auf Liquidität gierigen Regierungen abliefern durften. Ja darüber hinaus erzielten die Investmentbanken für ihre eigenen Gold-Vorausverkäufe riesige Zusatzgewinne, wenn sie das am Markt verkaufte Gold zu reduzierten Preisen zurückkauften.

Soweit, so gut: Diese Win-Win-Situation funktioniert natürlich nur bei stagnierenden und - noch exponierter - bei rückläufigen Goldpreisen. Wie ist denn die Lage heute?

Stellen Sie sich vor, Sie wären ein Oldtimer-Händler und auf die Aufarbeitung und den Verkauf von alten Flügeltüren-Mercedes-Fahrzeugen spezialisiert (ich hatte in Stuttgart bei der Bank einen solchen Kunden und kenne ein bisschen diesen Markt). Nun haben Sie einen Scheich, der seinen diversen Neffen und Kindern nun je eines dieser begehrten Fahrzeuge zu einem horrenden Preis kaufen will, und Sie akzeptieren angesichts ihrer Marktkenntnisse einen Vorausverkaufskontrakt für 100 dieser Fahrzeuge, weil Sie international Schrottfahrzeuge dieser Marke in gleicher Anzahl gekauft haben und lediglich das Risiko der Restaurierung bei Ihnen besteht. Stellen Sie sich ferner vor, dass ihr Frachtschiff aus Südamerika mit eben diesen Schrottkarosserien der guten "Katrina" im Golf von Mexiko begegnet ist und für dieses Frachtschiff die Glocke bei Lloyd´s in London geläutet hat.

Der Auftragnehmer ist nun 100 Fahrzeuge short, der Markt für diese Sonderfahrzeuge explodiert angesichts der Marktkenntnis über das Debakel des Auftragnehmers und der Auftraggeber besteht auf Auslieferung oder einer Abfindung in mehrfacher Höhe des Kaufpreises. Keine angenehme Lage, oder?

Wie sieht das Ganze nun im Goldmarkt aus? Trotz des Abbaus von Hedgepositionen durch die Minenindustrie sind diese (laut Analyse des GFMS) immer noch ca. 1.600 Tonnen Gold short (meine GATA-Freunde in den USA und die Goldspezialisten behaupten, es seien noch mehr als 3.000 Tonnen) - und dies nach den Bilanzen der betroffenen Gesellschaften zu Preisen zwischen 290 US$ bis 345 pro Unze.

Natürlich haben die Hedger den Erlös der damaligen Vorausverkäufe schon in der Kasse, aber was sie nicht bedacht haben, ist der enorme Kostenanstieg für Energie, Wasserhaltung und Stahl, der inzwischen die Goldminen mit mehr als 30% Kosten-Steigerungsraten belastet. Sie - also die "Hedger" haben also noch nicht gefördertes Gold, dessen Förderungskosten aktuell von ursprünglich ca. 280 US$ pro Unze auf mindestens 360 US$ gestiegen sind, zu einem Preis von 290 US$ bis zu 345 US$ verkauft. Die Frage, was sie für einen Gewinn einfahren könnten, wenn sie ihr Gold heute am Spotmarkt verkaufen würden, sollten wir schon aus Rücksicht auf deren psychische Verfassung nicht stellen. Die Bank of England lässt schön grüßen... .

Wie beurteilen nun die Investment-Banken diese Situation der großen Hedger und ihre eigene? Entweder haben diese im Vertrauen auf die Tatsache, dass die staatliche Notenbank ggfl. auf die Rücklieferung des für diese Geschäfte ausgeliehenen Goldes verzichtet, mehr Sicherheiten als von Außenstehenden vermutet, erhalten oder sie müssten langsam äußerst nervös werden. Denn die Gewinnsituation der Hedger nimmt einen dramatischen Verlauf und weniger nervenstarke Konkurrenten fangen an, ihre Positionen zu liquidieren.

Mit Verlaub: Ich gönne den Hedgern das Vergnügen, haben sie doch den Goldmarkt jahrelang zu ihrem Vorteil beeinflusst, manche sagen sogar - und das dann nicht zu unrecht - manipuliert, wahrscheinlich sogar mit staatlichem Segen. Ich wage eine mutige These: Barrick (der Weltmeister im Hedgen) macht Placer (dem Bronze-Medaillen-Gewinner in der gleichen Disziplin) nur deshalb ein Übernahmeangebot, weil die neue "Vereinigte Hedger-Minen-Gesellschaft" nach der Fusion eine Größe erreichen wird, die "too big to fall" ist, wie meine USA-Partner es nennen. Zu groß, um von den Investment-Banken und/oder Notenbanken fallengelassen zu werden...

Denken Sie bitte darüber nach - oder besser - lesen Sie im Geschäftsbericht von Barrick nach: Dort steht, dass das von Barrick so lange erfolgreich verwendete Modell, das sie mit der JP Morgan Chase-Bank praktizieren, voraussetzt, dass Barrick immer einen Netto-Vermögens-Wert von mindestens zwei Milliarden US-Dollar aufweist. Ich habe mir die Arbeit gemacht und dabei festgestellt, dass diese Net-Asset-Schwelle von Barrick seit geraumer Zeit unterschritten ist, also JP Morgan Chase entweder eine Rückgarantie höherer Provenienz erhielt oder die Auflösung seiner Konzeption mit Barrick überlegen muss.

Wie sehe ich die Zukunft? Bald werden wir die am Goldmarkt immer wieder zu beobachtenden extremen Entwicklungen sehen, wenn die ewigen Zweifler bei Edelmetall anfangen, die Seiten zu wechseln. Die Zukunft wird hektisch, um es milde zusagen.

Welche Aktiengruppen würde ich bevorzugen? Aus einem kürzlich veröffentlichten Bericht im MINEWEB entnehme ich (www.mineweb.net), dass die Juniors inzwischen mehr als die Hälfte der weltweiten Explorationskosten finanzieren, die großen Minenwerte also im Bezug auf die Investitionen in der Exploration trotz ihrer Kapitalkraft unterlegen sind. Wenn diese Investitionen der Juniors nur zum Teil Erfolg haben werden, bedeutet es, dass mehr als die Hälfte der neuen Funde bei den Juniors liegen wird, eo ipso: Die Seniors müssen ihre Resourcen oder Reserven von den Juniors kaufen, um ihre Förderung aufrecht erhalten zu können. Meine Zielgruppen sind daher mit zwei Dritteln des Risikokapitals die Juniors, also explorierende und fördernde junge Minenunternehmen und mit einem Drittel die Explorateure, die für die Zukunft der großen Minenwerte von extremer Bedeutung sind.

Diese bewusst risikoreiche Zusammensetzung des Portefeuilles geht von zwei Überlegungen aus; ohne die Juniors und die Explorateure können die Großen die nächsten fünf Jahre nicht überleben; weil Ihnen das Produktionsmaterial ausgeht: Wer solche Risiken vor sich sieht, ist angesichts der bestehenden Alternativen nicht kleinlich. Nein, er kann es sich überhaupt nicht leisten, kleinlich zu sein.

Und dazu kommt noch die Tatsache, dass die Juniors und vor allem die Explorateure in den letzten Jahren einen existenziell bedrohlichen Verfall ihrer Kurse haben hinnehmen müssen und derzeit gerade wieder dabei sind, sich aus dem tiefsten Keller ans Tageslicht zu bewegen.

Die Chancen für extreme Kursentwicklungen sind hier am höchsten. Warum ich so sicher bin? Wer den "Leitwölfen" folgt, wird hier schon entdeckt haben, dass sich diese seit etwa einem Jahr extrem verstärkt in finanzielle Engagements bei diesen Kleinen und bei den Explorateure engagieren und diese finanzieren. Nächstenliebe? Nein, ich glaube, diese erfahrenen Leittiere wissen, warum sie sich so intensiv engagieren.

Ein Musterfall: Eine von mir stark beachtete Aktie ist Coral Gold Resources Ltd. sie hat mitten in Nevada zusammen mit PLACER eine Lagerstätte entwickelt, bei der sich Placer mit der Eröffnung des Abbaus zurückhält. Coral selbst kann die Maßnahme nicht finanzieren und muss abwarten. Ihre eigenen Explorationsmaßnahmen nahe dem Joint-Venture-Feld mit Placer entwickeln sich nur langsam. Im Prinzip also eine chancenreiche Gesellschaft, aber nur von Placer´s Gnaden. Der Kurs verfällt von 5,00 Can$ pro Aktie bis zu 1,10 Can$. Der charismatische Gründer der GOLDCORP, eines der erfolgreichsten Minengesellschaften in Nordamerika, Robert McEwen, der nach dem Teil-Verkauf seiner Goldcorp-Aktien über eine ansehnliche Kriegskasse verfügt, übernimmt kürzlich eine Aktienquote aus einer Kapitalerhöhung für einen Kurs von von 3,00 Can$ pro Aktie. Warum wohl?

Fazit: Nehmen Sie allen Mut zusammen, und investieren Sie einen Teil Ihres Risikokapitals in den Juniors und in den Explorateuren.

Viel Erfolg beim Investieren wünscht Ihnen


© Dietmar Siebholz




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"