Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Die Droge Geld ist jetzt gut für den Goldpreis

23.02.2014  |  Manfred Gburek
Ein zurzeit unter internationalen Volkswirten und Analysten heiß diskutiertes Thema dreht sich um die Frage: Gelingt der nahtlose Übergang vom Aktienboom der Jahre 2012 und 2013, der primär auf das viele umlaufende Geld zurückzuführen war, zu einer stetigen Aufwärtsbewegung, hinter der auch steigende Unternehmensgewinne stecken? Die Frage lässt sich nicht pauschal mit ja oder nein beantworten. Nur so viel: Solange dividendenlose Technologieaktien - wie wieder einmal Facebook, jetzt mit der Übernahme von WhatsApp - das Börsengeschehen prägen, nimmt die Gefahr von kräftigen Kursrückschlägen zu, denn Wachstumsaktien sind nun mal besonders volatil.

Seit einigen Wochen geistern sogar apokalyptische Visionen durch die Medien. Dann läuft das Fazit in der Regel auf eine Blasenbildung hinaus. Was eine Blase ist, kann allerdings niemand so richtig erklären. Überbewertung? Wenn ja, dann wovon und im Vergleich wozu? Plausibler ist da schon die Aussage, noch niemand sei durch Gewinnmitnahmen an der Börse arm geworden. Das heißt, jetzt fahren immer mehr Großanleger ihre Aktienernte ein. Dadurch geraten die Kurse ins Wanken, andere Anleger werden unsicher und verkaufen ihre Aktien ebenfalls. Dann beschleunigt sich der Abwärtstrend, und wenn er unten angekommen ist, steigen mutige Anleger ein.

Was geschieht in solchen Phasen eigentlich mit dem Goldpreis? Auch diese Frage lässt sich nicht einfach pauschal beantworten. Es kommt nämlich darauf an, ob dann erstens Gold als sogenannter sicherer Hafen wahrgenommen wird und ob zweitens sein Preis durch Gewinnmitnahmen gefährdet sein könnte. Das mit dem sicheren Hafen ist derzeit zwar nicht gerade ein großes Thema, dürfte aber abrupt dazu werden, sobald die Turbulenzen an den Aktienbörsen zunehmen. Und was Gewinnmitnahmen betrifft: Die haben beim Gold 2012 und 2013 in so großem Umfang stattgefunden, dass sie auf dem jetzigen Preisniveau unwahrscheinlich sind. Einen ähnlichen Standpunkt vertrat übrigens auch Dirk Müller alias Mister Dax am Freitag auf der Deutschen Anlegermesse in Frankfurt.

Einen Aspekt sollten Sie indes nicht aus den Augen verlieren: Dass Gold, wie im Herbst 2008 geschehen, für kurze Zeit mit in den Strudel sinkender Aktienkurse hineingerissen werden kann, wenn Anleger alles verkaufen, nur um liquide zu sein. Dann können Sie sich den größten Gefallen damit tun, dass Sie Ihre Goldposition bei niedrigen Preisen stark aufstocken. Wer dies in jenem Herbst getan hat, kann sich heute immer noch glücklich schätzen, weil der Goldpreis damals bei etwa 750 Dollar je Unze eine Auffanglinie bildete und heute trotz zwischenzeitlichen Abtauchens unter 1200 Dollar nach der jüngsten Erholung über 1300 Dollar um rund 75 Prozent über der damaligen Auffanglinie notiert.

Auslöser für sinkende Aktienkurse können alle erdenklichen Ereignisse sein, von der Eskalation der Krise in der Ukraine bis zu einem falsch verstandenen Wimpernschlag von Janet Yellen, der neuen Chefin der US-Notenbank Fed, von einer weiteren Eurokrise nach der Europawahl im Mai bis zur Schieflage einer großen chinesischen Schattenbank, vom Streit um die richtige Geldpolitik der Europäischen Zentralbank bis zum erneuten Aufbrechen der amerikanischen Schuldenkrise.

Die internationale Geldschwemme wirkt wie eine Droge, an Entzug ist längst noch nicht zu denken. Sollte es zu besonders schlimmen Turbulenzen an den Börsen kommen, werden die großen Notenbanken unter Führung der Fed erneut zur Droge Geld greifen. Die Frage, die sich dann aufdrängt: Wo entsteht die nächste Übertreibung, üblicherweise als Blase bezeichnet? George Soros, der alte Hedgefonds-Spekulant, bezeichnete Gold vor gut vier Jahren beim Weltwirtschaftsforum in Davos als ultimative Blase. Das Timing überließ er freilich der Phantasie seiner Zuhörer. Da er ein erfolgreicher Spekulant war und ist, sollte man seine damalige Aussage nicht so einfach in den Wind schlagen. Sie ist positiv für das Edelmetall und damit für alle Anleger, die Gold besitzen oder jetzt kaufen.

Die Droge Geld hat zuletzt Börsenkommentatoren immer wieder zu seltsamen Äußerungen hingerissen, die jedoch bei realistischer Würdigung der Umstände eine gewisse Logik erkennen lassen. Dazu nur zwei Beispiele: Die Kurse steigen, weil die Wirtschaft schwächelt und die Zinsen deshalb niedrig bleiben. Die Kurse fallen, weil sich das Wachstum beschleunigt und deshalb neue Geldspritzen nicht mehr nötig sind. Worin besteht hier die Logik? Darin, dass viel Geld die Kurse nach oben und wenig Geld sie nach unten treibt. Sie schließt aber aus, dass es neben dem Geld auch noch andere - mittelbare - Kurstreiber gibt, vor allem die Gewinne der Unternehmen. Und genau dieser Ausschlussgedanke wird jetzt für die Aktienkurse zunehmend zur Gefahr, sobald die Gewinne zu schrumpfen beginnen.

Daraus erwächst für die Notenbanker ein Dilemma, gegen das sie nichts in der Hand haben - außer noch mehr Geld natürlich. Früher hieß es dazu immer salopp: Man kann die Pferde zur Tränke führen, aber saufen müssen sie selbst. Der Spruch war sowohl auf die Geld- als auch auf die Fiskalpolitik gemünzt. Doch wenn heute die falschen Pferde saufen, nämlich die Börsenspieler in den Bankpalästen, die Finanzblasen erzeugen, ist damit der realen Wirtschaft nicht gedient. Und was die Fiskalpolitik angeht: Die meisten Staaten sind derart hoch verschuldet, dass ihr Beitrag zur Belebung der Konjunktur und damit zur Erhöhung der Unternehmensgewinne äußerst bescheiden ausfällt.

Unter solchen Umständen ist es nur allzu schlüssig, dass Soros vom Gold als ultimativer Blase sprach. Denn solange die Geldpolitik eine immer größere Geldschwemme auslöst, ohne dass diese nachhaltig in der realen Wirtschaft ankommt, ohne dass sie also den Unternehmen hilft, entstehen zwangsläufig Blasen. Warum beim Gold ultimativ? Weil das viele Geld, meistens als Papiergeld oder fiat money (lateinisch für: es werde Geld) bezeichnet, irgendwann nichts mehr wert sein wird. Dann wird Gold für eine begrenzte Zeit die allgemein anerkannte Geldrolle übernehmen und den Menschen, die genug davon gehortet haben, zur Erhaltung der Kaufkraft dienen, bis ein neues Währungssystem entsteht, das eine solche Bezeichnung verdient. Diese Entwicklung wird in Schüben vonstatten gehen.

Zum Schluss noch eine Anmerkung für alle, die sich fragen, ob sie ihren Lebensunterhalt im entscheidenden Stadium mit Goldmünzen wie Krügerrand, Maple Leaf und Wiener Philharmoniker, mit Degussa-Barren, Känguru-Münzen oder sonstigen kostbaren Schätzen bestreiten sollen. Die Antwort: nicht in großem Stil, sondern nur aus Anlass von Notfällen. Denn es wird für den täglichen Gebrauch im Zweifel immer mindestens eine Art Notwährung geben, ansonsten natürlich den Tauschhandel: Zigaretten gegen Kaffee, Schnaps gegen Kartoffeln, Schokolade gegen Kleidung usw. Das gehortete Gold sollte dann primär seiner Funktion zur Erhaltung der Kaufkraft gerecht werden.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu

Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005), das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007) und "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" (2008).



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"