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Was passierte wirklich mit Bear Stearns?

28.02.2014  |  Theodore Butler
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Mit Bear Stearns passierte also genau das, wovor ich die Commodity Futures Trading Commission (CFTC) schon ganze 20 Jahre vor diesem Ereignis immer wieder gewarnt hatte. Das größte Risiko (abgesehen von den manipulativen Auswirkungen einer konzentrierten Market-Corner auf die Kurse) war immer schon folgendes gewesen: Was würde passieren, wenn einer der größten Shorts plötzlich große Probleme bekommt?

Im Fall Bear Stearn deuten die Fakten darauf hin, dass das Schlimmste passierte. Der größte Short ging in der Tat unter. Im relevanten Zeitraum stand ich in persönlichem Email-Kontakt mit dem CFTC-Kommissar Bart Chilton. Er brachte damals zum Ausdruck, dass sich die Kommission die Entwicklungen beim Silber ganz genau anschaue und diesbezüglich auch bald ein Ergebnis veröffentlichen werde. Am 13. Mai 2008 veröffentlichte die CFTC dann ihre Ergebnisse, in denen sie voll und ganz abstritt, dass irgendetwas auf der Short-Seite des COMEX-Marktes aufgrund der großen Trader falsch gelaufen sein könnte.

Das Problem ist nur - in diesen Bericht wird gelogen. Im Bericht wird ganz bequem über das Scheitern des größten COMEX-Gold- und Silber-Short hinweggegangen, indem nur Ereignisse bis zum 31. Dezember 2007 Betrachtung finden - nicht aber die Ereignisse bis zum 17. März 2008, dem Insolvenztag Bear Stearns. Das ist eindeutig eine Lüge durch Auslassung. Wie konnte die CFTC einen Bericht über die großen Trader auf der Short-Seite des Silbermarktes herausgeben und dabei schlichtweg übersehen, dass der größte Leerverkäufer von allen eben wegen dieser Short-Position untergegangen war?

Es hat eine ganze Weile gebraucht, bis ich das alles für mich korrekt einordnen konnte. Was ich jetzt erkenne, ist zwar sehr verstörend, aber es beantwortet viele Fragen. Obwohl ich seit Jahrzehnten bei der CFTC Beschwerde gegen die Illegalität der konzentrierten Short-Position beim COMEX-Silber einreiche, ignorieren sie diese Warnungen. Bear Stearns ging exakt aus den Gründen unter, vor denen ich gewarnt hatte. Die CFTC hüllte sich in der Folge in Schweigen und dementierte alle Anschuldigungen.

www.goldseiten.de/artikel/12426--Eine-Luege-nach-der-anderen.html

Jede Aufsichtsbehörde, die diesen Namen verdient, müsste gewusst haben, dass ein in die Schieflage geratener, positionsüberladener Trader zu einer Gefahr auf der Short-Seite werden könnte. Nachdem sie die Gefährlichkeit der Situation falsch beurteilt hatten, setzten die CFTC und die CME Group einen Plan zur Rettung der Shorts um - und zur Bestrafung der Gold- und Silberinvestoren. Indem eine Übernahme der Silber- und Gold-Leerverkäufe Bear Stearns durch JP Morgan arrangiert wurde - und zwar unter Mitwirkung des Chefs der Federal Reserve und des US-Finanzministers - begab sich die US-Regierung unter grober Verletzung der Rohstoffmarktgesetze auf den Weg der Manipulationsbewilligung (oder beschritt diesen weiter).

Da Bear Stearns ein Ausfall war, der das Finanzsystem bedrohte, war ein Mitwirken - wie vergangene Aufzeichnungen erkennen lassen - der obersten Aufsichtsbehörde der Nation, des US-Finanzministers und des Chefs der Federal Reserve sicherlich geboten. Beide müssen sich der Margin-Call-Probleme Bear Stearns bewusst gewesen sein. Da Bear Stearns nun auch noch führendes Clearing-Mitglied der Börse war, darf man mit Sicherheit davon ausgehen, dass auch die CME Group mehr als im Bilde war. Schließlich gab die CME ja die Nachschussforderungen an Bear Stearns heraus. Genauso unmöglich ist es, dass JP Morgan nicht über Bear Stearns Gold- und Silber-Dilemma im Bilde gewesen war. Und dennoch wurde nichts von all dem öffentlich gemacht.

Diese Fakten legen nah, dass in den Spitzenpositionen jeder Bescheid wusste, dass die exzessiven Leerverkäufe beim Gold und Silber im Zentrum des Bear-Stearn-Fiaskos standen. Da die Fed JP Morgan zur Hilfe holte, steht auch außer Frage, dass JP Morgan permanente Immunität bei allen zukünftigen Anschuldigungen im Bereich Gold und Silber forderte (und diese auch bekam). Das erklärt auch, warum die Bank heute Market-Corners bei Gold und Silber etablieren kann, die nach den Gesetzen des Rohstoffmarktes verboten sind. Hätten der US-Finanzminister, der Fed-Chef, die CFTC und die CME einer Übernahme der Gold- und Silberpositionen Bear Stearn durch JP Morgan nicht zugestimmt, hätte auch die exzessive Marktkonzentration und -manipulation in diesen Märkten keinen Bestand gehabt.

Das Eingreifen der US-Regierung in die Bear-Stearns-Affäre erklärt, was zu vor unerklärlich war: Warum konnte die CFTC im Rahmen ihrer fünfjährigen Untersuchung des Silbermarktes auf Manipulation rein gar nichts finden? Und warum hörte man von CFTC und CME kein Sterbenswörtchen bezüglich allerfolgenden, gigantischen Kursschmetterschläge an den Gold- und Silbermärkten - hier vor allem die beiden 30%-Kurstiefschläge im Mai und September 2011 am Silbermarkt?

Mir ist es völlig unverständlich, dass jetzt noch kein bekannter Journalist, ohne direkten Bezug zur Gold- und Silberwelt, diese so leicht zu dokumentierende und so geballte Story aufgegriffen hat. Es ist die Story über die wahren Gründe des Untergangs Bear Stearns, und darüber, wie die Manipulation der Gold- und Silberkurse seit der Bear-Stearns-Übernahme durch JP Morgan fortdauerte. Ich denke, über dieser Story steht dick und fett "Pulitzer-Preis" geschrieben.


© Theodore Butler


(Diese Abhandlung wurde vom Silberanalysten Theodore Butler, einem unabhängigen Berater, verfasst. Investment Rarities teilt seine Ansichten nicht notwendigerweise, diese können sich als richtig oder falsch herausstellen.) Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de. Das Original wurde am 17.02.2014 auf der Website www.silverseek.com veröffentlicht.

Informationen zum Abonnement finden Sie unter www.butlerresearch.com.


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