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Das goldene Erbe des US-Dollar

01.03.2014  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
Wie wohl keine andere Währung ist der US-Dollar mit dem Gold verbunden. Er wurde im Münzgesetz ("Coinage Act") von 1792 in Gold- und Silberfeingewicht definiert. Spätestens seit August 1971 hat er jedoch seine Eintauschbarkeit in physisches Gold vollends verloren: US-Präsident Richard Nixon hob die Goldeinlöseverpflichtung des US-Dollar auf. Ungeachtet dessen stieg der US-Dollar zur unangefochtenen Weltleitwährung auf - zumal auch alle anderen Währungen ihre Goldeinlösbarkeit verloren beziehungsweise aufgaben.

Und doch scheint der US-Dollar sein goldenes Erbe nicht abgestreift zu haben:

Seit Anfang der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts bis heute lässt sich zwischen Goldpreis (in USD/oz) und US-Dollar-Wechselkurs ein recht enger, negativer Zusammenhang beobachten.

Wertete sich der US-Dollar gegenüber anderen Währungen auf, so war dies tendenziell mit einem sinkenden Goldpreis verbunden; wertete der US-Dollar sich ab, so ging das mit einem steigenden Goldpreis einher.

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Quelle: Bloomberg. *Realer, handelsgewichteter Wechselkurs gegenüber den Haupthandelspartnern. Ein steigender Wechselkurs steht für eine Aufwertung des US-Dollar-Wechselkurses, ein sinkender Wechselkurs für eine Abwertung.


Um zu erkennen, wie sich die Reaktion des Goldpreises auf den Wechselkurs im Zeitablauf entwickelt hat, bietet es sich an, die Veränderung des Goldpreises in Zusammenhang zu bringen mit der Veränderung des US-Dollar-Wechselkurses.

Die beiden Grafiken auf der folgenden Seite zeigen das für die Zeit 1973 bis 1999 und die Zeit 2000 bis 2014. Aus der Betrachtung der nachstehenden Grafiken lassen sich zwei wichtige Erkenntnisse gewinnen.

Erstens: Der Zusammenhang zwischen Goldpreisveränderung und Veränderung des US-Dollar-Wechselkurses war in den letzten gut 14 Jahren enger, verglichen mit der Zeit 1973 bis 1999. Das lässt sich aus der Punktwolke in Grafik (b) ablesen, die weniger stark gestreut ist als die Punktwolke in Grafik (a).

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Quelle: Bloomberg, eigene Berechnungen. Monatsdaten. Ein steigender Wechselkurs steht für eine Aufwertung des US-Dollar-Wechselkurses, ein sinkender Wechselkurs für eine Abwertung.


Zweitens: Der Goldpreis wies eine "autonome" Steigerungsrate auf, das heißt, er ist unabhängig davon gestiegen, ob der US-Dollar-Wechselkurs nun auf- oder abwertete.

Dies zeigt sich in beiden Grafiken im Schnittpunkt der Trendlinie mit der vertikalen Koordinate. In der Zeit 1973 bis 1999 betrug die Preissteigerung des Goldes, die unabhängig von Veränderungen des US-Dollar-Wechselkurses war, etwa acht Prozent pro Jahr; in der Zeit 2000 bis Anfang 2014 elf Prozent. Zwar sind diese Beobachtungen der Vergangenheit entnommen. Sie könnten jedoch wichtige Hinweise für das zukünftige Geschehen enthalten.


Lehren für die Zukunft

Die Probleme des Papiergeldsystems sind globale Probleme geworden. Sie belasten nicht nur den Wert oder die Wertaussichten des US-Dollar, sondern auch alle anderen Papierwährungen.

Bei einer Schwächephase des US-Dollar ist die "Flucht" in andere Papierwährungen zusehends weniger attraktiv geworden. Dadurch gewinnt das Gold an Attraktivität zu Absicherungszwecken.

Eine solche Einschätzung mag auch erklären, warum der Zusammenhang zwischen der Veränderung des US-Dollar-Wechselkurses und der Veränderungen des Goldpreises bereits in den letzten Jahren "enger" geworden ist.

Es erscheint durchaus plausibel, dass sich künftig die Reaktion des Goldpreises auf eine Veränderung des US-Dollar-Wechselkurses noch verstärkt, sollten Inflations- und/oder Kreditausfallrisiken wieder verstärkt um sich greifen.

Dann liegt es auch nahe, dass sich die "autonome Steigerungsrate" des Goldpreises erhöhen könnte, dass also die Rate des Goldpreisanstiegs, die unabhängig ist von Wechselkursschwankungen, zunimmt.

Der ehemalige Vorsitzende der amerikanischen Zentralbank, Alan Greespan, formulierte eine dazu passende Einsicht: “Gold, unlike all other commodities, is a currency.” “The major thrust in the demand for gold is not for jewellery. It’s not for anything other than an escape from what is perceived to be a fiat money system, paper money, that seems to be deteriorating.” (Financial Post, 23. August 2011)


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH



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