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Am Vorabend einer großen Machtverschiebung

02.04.2014  |  Nadine Smeding
Letzten Samstag war es genau 200 Jahre her, dass das niederländische Grundgesetz das Licht der Welt erblickte. Das heißt, dass die Niederlande bereits seit 1814 ein Rechtsstaat sind. In den Niederlanden bedeutet das, dass alle staatlichen Organe dem Recht verpflichtet sind, dass alle Minderheiten Rechte haben und dass die Gewaltenteilung Grundlage aller Abläufe ist. Die Demokratie wurde 1917 mit einem allgemeinen Wahlrecht definitiv eingeführt.

Irgendwo zwischen Den Haag und der Nachtwache versteckte Obama bei seiner Ansprache eine Anspielung darauf, als er die Aktionen von Russland in der Ukraine scharf kritisierte. Obama unterschied das russische Vorgehen von den demokratischen Entwicklungen in Europa und den Vereinigten Staaten und anderen Staaten im vergangenen Jahrhundert.


Putin hat einen positiven Einfluss auf Europa

Bevor wir aber wieder endlos darauf eingehen, warum Putin kein Vorbild für unsere westliche Gesellschaft ist, können wir uns über den Russen aber auch freuen.

Denn bis vor kurzem waren wir in Europa vor allem mit unseren eigenen Hahnenkämpfen beschäftigt. Pro oder contra Europa, wir sehen tatenlos dabei zu, wie letzten Monat die Kreditvergabe an die Wirtschaft erneut um 13 Milliarden € gesunken ist und hoffen, dass sich die Deflationsgefahr von selbst in Luft auflöst. Mit den Europawahlen vor der Tür sah das alles nicht besonders rosig aus, aber Dank Putin herrscht in der Europäischen Union endlich friedliche Eintracht.

In Brüssel wird nun hart an einem Sicherungsnetz für den Fall gearbeitet, dass der Gashahn von Russland wirklich geschlossen wird. Aktuellen Nachrichten zufolge spielen auch die Niederlande dabei eine große Rolle, da sie ihre Gasproduktion erheblich erhöhen können. Ob uns das in Groningen freuen wird, ist eine ganz andere Frage...


Timoschenko: "Putin eine Kugel in den Kopf schießen"

Die Reihe der positiven Geschehnisse wurde dann doch abrupt dadurch unterbrochen, dass der IWF letzten Donnerstag bekannt gab, der Ukraine zwischen 10 und 13 Milliarden Euro zu leihen. Sollten sie dann noch mehr benötigen, werden sie noch mehr erhalten. Es ist kein Geheimnis, dass es die neue Regierung sehr schwer haben wird, die Wirtschaft über Wasser zu halten. Mittlerweile hat sich herausgestellt, dass dies nicht die einzigen Probleme sind, die das Land hat.

Es wurde auch noch gemeldet, dass die ehemalige Premierministerin Timoschenko Putin mit dem Tod gedroht hat. „Ich bin bereit, selbst eine Kalaschnikow zu nehmen und diesem Bastard in den Kopf zu schießen", sagte Timoschenko über Putin in einem abgehörten Telefongespräch mit Nestor Schufritsch von der prorussischen Partei der Regionen. „Ich werde die ganze Welt (gegen Russland) erheben, sobald ich es kann, damit - verdammt - von Russland nicht einmal ein verbranntes Feld übrig bleibt“.

Inzwischen hat Timoschenko die Echtheit der Aufnahme bestätigt. Sie widerspricht aber der Behauptung, sie habe den Einsatz von Atomwaffen gegen die russische Minderheit in der Ukraine gefordert. Das ist ja sehr beruhigt zu wissen, da Timoschenko Kandidatin für das Präsidentenamt bei den Wahlen vom 25. Mai 2014 ist; das verspricht einiges für den Rest der Unterstützung, den die Ukraine von Europa erwarten kann.


Überraschend: Obama hat schon eine Lösung für unser Problem

Inzwischen hat sich herausgestellt, dass sich Russland selbst etwas in die Stacheln gesetzt hat. Die Wirtschaft stagniert nicht nur, die Kapitalflucht aus Russland beginnt ernsthafte Ausmaße anzunehmen. Aber so lange noch etwa ein Drittel des Gases nach Europa durch Russland geleitet wird, kann sich Russland sicher sein, dass der Geldstrom aus Europa fließen wird.

Glücklicherweise hat Obama hat schon eine Lösung für unser Problem. Obama möchte, dass die Europäische Union und die Vereinigten Staaten so schnell wie möglich zusammen die Abhängigkeit der EU von russischem Gas verringern. Der Präsident sagt, die USA exportierten genauso viel Schiefergas wie die EU benötigen würde. Die EU soll also mehr Schiefergas von den Amerikanern importieren.

Gasverträge zwischen der EU und den USA müssen die Folge des weitreichenden Handelsabkommens zwischen Washington und Brüssel sein. Durch diese Transatlantic Trade and Investment Partnership sollen die unterschiedlichen Handelsbeschränkungen zwischen den USA und 18 Mitgliedstaaten der EU aufgehoben und weitere Vereinbarungen getroffen werden, die für beide Parteien gut sind.


Am Vorabend einer großen Machtverschiebung

Der Deal soll die Abhängigkeit Europas von Russland schneller verringern. Aber scheinbar ist es kein Problem, als Folge davon von den USA abhängig zu werden. Es scheint eher der Fall zu sein, dass wir gerade das Objekt einer großen internationalen Machtverschiebung sind.


Pipelines direkt nach Europa?

Ob Putin nach der Krim und Transnistrien aufhören wird, ist ungewiss, scheint aber immer unwahrscheinlicher. Analysten befürchten zunehmend, dass Putin die Teilung der Ukraine in einen (nordwestlichen) ukrainischen und einen (südöstlichen) russischen Teil anstrebt.

Von den drei großen Pipelines, die durch die Ukraine führen, verläuft eine vollständig durch russisch-ukrainisches Gebiet. Bei einer möglichen Eroberung der russischen Teile der Ukraine und einem Anschluss Transnistriens würde Russland plötzlich nicht nur ein Stück näher an Mitteleuropa heranrücken, sondern auch ohne ukrainisches (oder weißrussisches) Gebiet zu kreuzen, Öl und Gas in die EU liefern können:

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Außerdem würde Russland durch diese Eroberung die Ukraine effektiv von den Häfen des Schwarzen Meeres abschneiden und selbst - neben den Türken, Bulgaren und Rumänen - das Zepter über dem Meer schwingen und über das, was von der Ukraine über die Flüsse ein- und ausgeführt wird, die im Schwarzen Meer münden.


Diversifizieren und Vermögen aufteilen

Wo hört das alles auf? Das weiß niemand. Nur eines ist sicher: Es wird sicherlich nicht schmerzfrei an uns vorbeiziehen. Denn obwohl uns die hohen Herren aus der Politik eine so überaus rosige wirtschaftliche Zukunft ohne weitere Konflikte und Eskalation voraussagen, raten wir Ihnen jetzt, und zwar mehr als je zuvor, dazu, Ihr Vermögen über verschiedene Märkte und Anlageklassen aufzuteilen, wobei Gold ein äußerst wichtiger Bestandteil eines Anlageportfolios ist.


© Nadine Smeding
Rohstoff-Analystin, www.goldrepublic.de



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