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Höchst angespannte Platin- und Palladiummärkte

04.04.2014  |  Eugen Weinberg
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Selbst wenn der Streik beendet werden kann, wird es noch Wochen wenn nicht gar Monate dauern, bis die Platinproduktion wieder ihre Ausgangsniveaus erreicht hat. Denn zuerst müssen die Schäden in den Schächten und Stollen durch die Nicht-Benutzung erfasst und vor allem die Sicherheit wieder hergestellt werden. Die Unternehmen sprechen teilweise schon von irreparablen Schäden und erwägen, einzelne Schächte dauerhaft zu schließen. Auch dürfte es zu Entlassungen von Arbeitern kommen, da die Unternehmen eigenen Angaben zufolge sonst nicht mehr profitabel arbeiten können. Dies könnte zu neuerlichen Protesten führen und eine Teufelsspirale in Gang setzen, die dem ganzen Land schaden würde.

Bei Palladium ist der Blick nach Russland zu richten. Daten von Johnson Matthey zufolge stand das Land 2013 für 42% des weltweiten Palladiumangebots (Primärproduktion und Reservenverkäufe von zusammen 2,7 Mio. Unzen) und für 14% der globalen Platinproduktion (780 Tsd. Unzen). Damit ist das Land der größte Palladium- und zweitgrößte Platinproduzent. Hier beherrschen Sorgen das Bild, inwiefern mögliche Sanktionen des Westens gegen Russland diese Branche treffen könnten bzw. wie Russland auf tiefer gehende Sanktionen gegen seine Wirtschaft reagieren würde. Bislang gibt es aber noch keine Anzeichen, dass die Lieferungen aus Russland gefährdet sind.

Der britischen Zeitung Financial Times zufolge verhandelt aber Norilsk Nickel, der weltweit größte Palladiumproduzent, derzeit mit chinesischen und japanischen Käufern über langfristige Lieferverträge für Palladium und Platin. Dies muss nichts bedeuten, könnte aber auch ein Wink mit dem Zaunpfahl in Richtung Westen sein.

Ausgehend von der Automobilindustrie zeigt sich die Nachfrage sowohl nach Platin als auch nach Palladium robust. In den USA ist die saisonbereinigte annualisierte Fahrzeugverkaufsrate im März auf 16,33 Mio. Einheiten gestiegen, den höchsten Wert seit Mai 2007. In China lagen die Autoabsätze im Januar und Februar zusammen mit 3,16 Mio. Einheiten gut 11% über dem vergleichbaren Vorjahresniveau. Damit erscheint das für 2014 ausgegebene Ziel des chinesischen Verbands der Automobilhersteller eines Verkaufsplus von bis zu 10% erreichbar.

Auch die europäische Autoindustrie könnte ihre Talsohle durchschritten haben, denn im Februar waren die Autoabsätze im Vorjahresvergleich den sechsten Monat in Folge gestiegen (Grafik 4).

Bei der Investmentnachfrage haben sich die Präferenzen der Marktteilnehmer im ersten Quartal offenbar von Palladium zu Platin verschoben. Denn während die von Bloomberg erfassten Palladium-ETFs Abflüsse von 51,9 Tsd. Unzen verzeichneten, kam es bei den Platin-ETFs zu Zuflüssen von 53,6 Tsd. Unzen. Der Trend bei Palladium könnte aber schon bald drehen (Grafik 5). Denn die südafrikanische Investmentbank Absa Capital hat Ende März einen lange erwarteten Palladium-ETF emittiert. Der ETF wird an der Börse in Johannesburg gehandelt und ausschließlich mit in Südafrika produziertem Palladium bestückt.

Sollte der Palladium-ETF den Weg des Platin-ETFs von Absa Capital einschlagen, der Ende April 2013 auf den Markt gebracht wurde, könnte dieser dem Markt viel Angebotentziehen. Der Platin-ETF ist innerhalb von nur vier Monaten nach Einführung zum weltweit größten Platin-ETF aufgestiegen und hatte Ende März mit über 952 Tsd. Unzen einen Marktanteil von 37%. Die Bestände aller Platin-ETFs zusammen entsprechen der weltweiten Minenproduktion von mehr als fünf Monaten, die der Palladium-ETFs von annähernd vier Monaten.

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Die Angebotsrisiken, gepaart mit der robusten Nachfrage, sprechen unseres Erachtens für höhere Platin- und Palladiumpreise. Die Angebots-Nachfrage-Situation an beiden Märkten war gemäß Daten von Johnson Matthey schon im letzten Jahr angespannt. Demnach bestand am globalen Platinmarkt 2013 ein Angebotsdefizit von 605 Tsd. Unzen. Am globalen Palladiummarkt übertraf die Nachfrage das Angebot um 740 Tsd. Unzen. Sofern die Angebotsprobleme nicht bald gelöst werden und die Nachfrage robust bleibt, wird sich wohl die Lage an beiden Märkten weiter anspannen. Zum Jahresende erwarten wir unverändert einen Platinpreis von 1.600 USD je Feinunze. Palladium dürfte dann bei 825 USD je Feinunze notieren.


Auf einen Blick

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