The Wolves of Wallstreet
09.04.2014 | Nadine Smeding
Der Mann, der letzte Woche an der Wallstreet für große Aufregung sorgte: Michael Lewis - der Mann hinter dem neuen Buch "Flash Boys". Der Finanzjournalist hat mit einer offensiven Präsentationstour begonnen, um die Welt aufzuklären und Einblicke in die Folgen des Hochfrequenzhandels für normale Aktionäre zu geben.
Das Buch sorgt nicht nur für große Aufregung, weil Michael Lewis einer der erfolgreichsten Autoren über die Finanzmärkte in den USA ist, sondern auch, weil er dieses Mal wieder ein besonders kontroverses und aktuelles Thema angeschnitten hat.
Blitzhandel sabotiert mehr als die Hälfte des amerikanischen Aktienvolumens
Lewis erklärt in seinem Buch haargenau, dass technologieorientierte Unternehmen bisweilen 300 Millionen $ ausgeben, um eine dreitausenstel Sekunde schneller handeln zu können als andere professionelle Händler.
Blitzhändler arbeiten mit sehr schnellen Computern, um auf Basis bestimmter Algorithmen gerade noch eine Winzigkeit schneller handeln zu können als der Rest des Marktes. Sie kaufen und verkaufen in extrem hohem Tempo Marktpositionen und verdienen dabei viel Geld, weil Sie stärkere Computer haben als andere. Ihr großer Vorteil ist, dass Broker, Hedgefonds und die wohlbekannten großen Geschäftsbanken wissen, welche Aktien, Optionen oder Terminkontrakte Sie als "kleinerer" Aktionär haben möchten, sodass sie die entsprechenden Kontrakte früher kaufen und anschließend wieder mit Gewinn weiterverkaufen können. Gemäß amerikanischen Statistiken wird mehr als die Hälfte des Aktienvolumens in den USA vom Hochfrequenzhandel bestimmt.
Untersuchung von Manipulationen stark von Informanten abhängig
Nach unterschiedlichen Aufsichtsbehörden der USA, Englands, der Schweiz und nach der amerikanischen Justiz mischt nun auch das FBI im Kampf gegen Marktmanipulationen auf amerikanischen Wertpapierbörsen mit. Das FBI bestätigt dem Wall Street Journal gegenüber, dass es ein Jahr lang mit der Untersuchung des Blitzhandels vor allem in Rohstoffmärkten beschäftigt war.
Es wurde untersucht, ob die beteiligten Marktteilnehmer aufgrund von Kauf- oder Verkaufsbestellungen, die sie von ihren Kunden erhielten, zuerst auf eigene Rechnung handelten. Wenn eine Aktie auf einmal sehr gefragt ist, kann sie erst auf eigene Rechnung erworben werden, wodurch ihr Preis steigt und sie dann zum erhöhten Preis für den Kunden gekauft wird. Diese Strategie erinnert an die umstrittenen Methoden der Währungshändler großer Banken, die Wechselkurse manipulieren. Weil beim Blitzhandel Entscheidungen vor allem von Computern getroffen werden, ist es sehr schwierig, einen Betrug nachzuweisen. Das ist auch der wichtigste Grund dafür, warum staatliche Stellen stark von Informanten abhängig sind.
Außerdem wird in aller Offenheit zugegeben, dass das FBI mit der Untersuchung noch nicht besonders weit gekommen ist. Das FBI nutzte daher auch gleich die Gelegenheit zu einem Aufruf an Händler, sich mit Beweisen für illegalen Handel zu melden. Im Tausch können Betroffene mit erheblicher Strafminderung rechnen. Sollten Sie etwas zu weit gegangen sein und aber über wichtige Informationen verfügen, können Sie sich jederzeit bei der New Yorker Staatsanwaltschaft an Eric Schneidermann wenden ...
Währungshandel hat großen Einfluss auf den Goldpreis
Natürlich ist Währungsmanipulation nichts Neues. Leider spielen genau diese Manipulationen eine große Rolle bei der Kursentwicklung von Gold. Gold wird weltweit auf der Grundlage des Spotpreises gehandelt. Eine wichtige Komponente beim Spotpreis von Gold ist der Handel mit Währungen (FOREX). Seit 1971 hat Gold einen offiziellen internationalen Währungscode: XAU. In dieser so genannten Währung wird in genauso großem Umfang gehandelt wie in USD, EUR oder JPY. Im gesamten Währungsmarkt werden täglich vier Billionen Dollar umgesetzt.
Schätzungsweise macht der Handel in XAU täglich zwischen 240 und 300 Milliarden Dollar aus. Mit anderen Worten, dies würde einem physischen Umsatz von 2700 Tonnen Gold pro Tag entsprechen. Anders, als die meisten Menschen denken, überschattet der gesamte FOREX-Handel in XAU alle anderen großen Goldhandelsströme wie von COMEX (Futures), GLD (ETF) und dem tatsächlichen physischen Goldhandel.
Das kommt vor allem daher, dass es im FOREX-Handel auch möglich ist, Gold in verschiedenen Währungen zu kaufen (und zu verkaufen). Wegen der hohen Volatilität und der Renditechance in den Währungsmärkten ist dies der herausragende Grund dafür, dass die großen internationalen Währungshändler (Zentralbanken, Großbanken und institutionelle Anleger) in XAU handeln.
JPMorgan stößt Rohstoffhandel ab
Ob die Untersuchungen im Blitzhandel überhaupt ein Ergebnis bringen werden, ist eine sehr offene Frage. Ein gutes Beispiel finden wir in der Fed-Ecke. Bernanke hat die Banken noch im letzten Sommer dazu zwingen wollen, sich aus dem Rohstoffhandel zurückzuziehen. Es ist Bernanke ganz offensichtlich nicht gelungen, dies durchzusetzen und Janet Yellen hat zurzeit ganze andere Prioritäten. JPMorgan Chase als größter Spieler im Commodity-Markt schien sich dem leicht entziehen zu können.
Aber vielleicht hat sich die Fed schließlich doch dem internationalen Druck verschiedener Wachhunde gebeugt und schreitet nun zur Tat. JPMorgan Chase teilte Bloomberg letzte Woche mit, dass die Bank ihren Rohstoffzweig an die Mercuria Energy Group verkauft. Mercuria wurde 2004 von zwei ehemaligen Händlern von Goldman Sachs gegründet und ist im Moment der drittgrößte unabhängige Rohstoffhändler. Um den Umfang dieser Transaktion zu verdeutlichen: JPMorgan verfügte über einen Besitz in Höhe von etwa 3,3 Milliarden $ und erzielte einen operativen Gewinn von 750 Milliarden $. Mercuria gab für 2012 einen Gewinn von 343 Millionen Dollar und einen Umsatz von 98 Milliarden an.
Der Masterplan der Fed
Ob dies nun freiwillig geschieht oder überhaupt eine Verbesserung ist, sei dahingestellt. Denn JPMorgan musste 2008 nach Aufforderung durch den amerikanischen Staat (Treasury) die Bank Bear Stearns übernehmen. Bear Stearns galt damals als eine der größten Geschäfts- und Wertpapierhandelsbanken weltweit und war auf Rohstoffe spezialisiert. Vor der Übernahme durch JPMorgan gab die Fed selbst der Bear Stearns eine große Finanzspritze. Bis heute hat die Fed Anteile an der weltweit einflussreichsten Bank im Wertpapierhandel und profitiert davon zusammen mit JPMorgan natürlich immer noch erheblich.
Dazu kommt, dass selbst gegen die Fed noch eine Untersuchung über mögliche Marktmanipulationen vom April 2013 läuft. Die Fed soll eine große Menge ungedeckte Short-Positionen im Goldmarkt platziert haben, was oben genannte Parteien dazu anspornen sollte, auf Preissenkungen zu spekulieren.
Wir wissen ja, dass sich ein hoher Goldpreis sehr negativ auf den Dollar und damit auf die amerikanische Wirtschaft auswirkt.
Eins ist sicher, unser Finanzsystem befindet sich am Vorabend eines großen Neustarts. Dass dabei noch Manipulationen von großen Hedgefonds erfolgen, ist vielleicht das unwichtigste. Noch schlimmer sind unsere eigenen Zentralbanken, die ihre Aufgabe in den letzten Jahrzehnten ziemlich vermasselt haben.
© Nadine Smeding
Rohstoff-Analystin, www.goldrepublic.de
Das Buch sorgt nicht nur für große Aufregung, weil Michael Lewis einer der erfolgreichsten Autoren über die Finanzmärkte in den USA ist, sondern auch, weil er dieses Mal wieder ein besonders kontroverses und aktuelles Thema angeschnitten hat.
Blitzhandel sabotiert mehr als die Hälfte des amerikanischen Aktienvolumens
Lewis erklärt in seinem Buch haargenau, dass technologieorientierte Unternehmen bisweilen 300 Millionen $ ausgeben, um eine dreitausenstel Sekunde schneller handeln zu können als andere professionelle Händler.
Blitzhändler arbeiten mit sehr schnellen Computern, um auf Basis bestimmter Algorithmen gerade noch eine Winzigkeit schneller handeln zu können als der Rest des Marktes. Sie kaufen und verkaufen in extrem hohem Tempo Marktpositionen und verdienen dabei viel Geld, weil Sie stärkere Computer haben als andere. Ihr großer Vorteil ist, dass Broker, Hedgefonds und die wohlbekannten großen Geschäftsbanken wissen, welche Aktien, Optionen oder Terminkontrakte Sie als "kleinerer" Aktionär haben möchten, sodass sie die entsprechenden Kontrakte früher kaufen und anschließend wieder mit Gewinn weiterverkaufen können. Gemäß amerikanischen Statistiken wird mehr als die Hälfte des Aktienvolumens in den USA vom Hochfrequenzhandel bestimmt.
Untersuchung von Manipulationen stark von Informanten abhängig
Nach unterschiedlichen Aufsichtsbehörden der USA, Englands, der Schweiz und nach der amerikanischen Justiz mischt nun auch das FBI im Kampf gegen Marktmanipulationen auf amerikanischen Wertpapierbörsen mit. Das FBI bestätigt dem Wall Street Journal gegenüber, dass es ein Jahr lang mit der Untersuchung des Blitzhandels vor allem in Rohstoffmärkten beschäftigt war.
Es wurde untersucht, ob die beteiligten Marktteilnehmer aufgrund von Kauf- oder Verkaufsbestellungen, die sie von ihren Kunden erhielten, zuerst auf eigene Rechnung handelten. Wenn eine Aktie auf einmal sehr gefragt ist, kann sie erst auf eigene Rechnung erworben werden, wodurch ihr Preis steigt und sie dann zum erhöhten Preis für den Kunden gekauft wird. Diese Strategie erinnert an die umstrittenen Methoden der Währungshändler großer Banken, die Wechselkurse manipulieren. Weil beim Blitzhandel Entscheidungen vor allem von Computern getroffen werden, ist es sehr schwierig, einen Betrug nachzuweisen. Das ist auch der wichtigste Grund dafür, warum staatliche Stellen stark von Informanten abhängig sind.
Außerdem wird in aller Offenheit zugegeben, dass das FBI mit der Untersuchung noch nicht besonders weit gekommen ist. Das FBI nutzte daher auch gleich die Gelegenheit zu einem Aufruf an Händler, sich mit Beweisen für illegalen Handel zu melden. Im Tausch können Betroffene mit erheblicher Strafminderung rechnen. Sollten Sie etwas zu weit gegangen sein und aber über wichtige Informationen verfügen, können Sie sich jederzeit bei der New Yorker Staatsanwaltschaft an Eric Schneidermann wenden ...
Währungshandel hat großen Einfluss auf den Goldpreis
Natürlich ist Währungsmanipulation nichts Neues. Leider spielen genau diese Manipulationen eine große Rolle bei der Kursentwicklung von Gold. Gold wird weltweit auf der Grundlage des Spotpreises gehandelt. Eine wichtige Komponente beim Spotpreis von Gold ist der Handel mit Währungen (FOREX). Seit 1971 hat Gold einen offiziellen internationalen Währungscode: XAU. In dieser so genannten Währung wird in genauso großem Umfang gehandelt wie in USD, EUR oder JPY. Im gesamten Währungsmarkt werden täglich vier Billionen Dollar umgesetzt.
Schätzungsweise macht der Handel in XAU täglich zwischen 240 und 300 Milliarden Dollar aus. Mit anderen Worten, dies würde einem physischen Umsatz von 2700 Tonnen Gold pro Tag entsprechen. Anders, als die meisten Menschen denken, überschattet der gesamte FOREX-Handel in XAU alle anderen großen Goldhandelsströme wie von COMEX (Futures), GLD (ETF) und dem tatsächlichen physischen Goldhandel.
Das kommt vor allem daher, dass es im FOREX-Handel auch möglich ist, Gold in verschiedenen Währungen zu kaufen (und zu verkaufen). Wegen der hohen Volatilität und der Renditechance in den Währungsmärkten ist dies der herausragende Grund dafür, dass die großen internationalen Währungshändler (Zentralbanken, Großbanken und institutionelle Anleger) in XAU handeln.
JPMorgan stößt Rohstoffhandel ab
Ob die Untersuchungen im Blitzhandel überhaupt ein Ergebnis bringen werden, ist eine sehr offene Frage. Ein gutes Beispiel finden wir in der Fed-Ecke. Bernanke hat die Banken noch im letzten Sommer dazu zwingen wollen, sich aus dem Rohstoffhandel zurückzuziehen. Es ist Bernanke ganz offensichtlich nicht gelungen, dies durchzusetzen und Janet Yellen hat zurzeit ganze andere Prioritäten. JPMorgan Chase als größter Spieler im Commodity-Markt schien sich dem leicht entziehen zu können.
Aber vielleicht hat sich die Fed schließlich doch dem internationalen Druck verschiedener Wachhunde gebeugt und schreitet nun zur Tat. JPMorgan Chase teilte Bloomberg letzte Woche mit, dass die Bank ihren Rohstoffzweig an die Mercuria Energy Group verkauft. Mercuria wurde 2004 von zwei ehemaligen Händlern von Goldman Sachs gegründet und ist im Moment der drittgrößte unabhängige Rohstoffhändler. Um den Umfang dieser Transaktion zu verdeutlichen: JPMorgan verfügte über einen Besitz in Höhe von etwa 3,3 Milliarden $ und erzielte einen operativen Gewinn von 750 Milliarden $. Mercuria gab für 2012 einen Gewinn von 343 Millionen Dollar und einen Umsatz von 98 Milliarden an.
Der Masterplan der Fed
Ob dies nun freiwillig geschieht oder überhaupt eine Verbesserung ist, sei dahingestellt. Denn JPMorgan musste 2008 nach Aufforderung durch den amerikanischen Staat (Treasury) die Bank Bear Stearns übernehmen. Bear Stearns galt damals als eine der größten Geschäfts- und Wertpapierhandelsbanken weltweit und war auf Rohstoffe spezialisiert. Vor der Übernahme durch JPMorgan gab die Fed selbst der Bear Stearns eine große Finanzspritze. Bis heute hat die Fed Anteile an der weltweit einflussreichsten Bank im Wertpapierhandel und profitiert davon zusammen mit JPMorgan natürlich immer noch erheblich.
Dazu kommt, dass selbst gegen die Fed noch eine Untersuchung über mögliche Marktmanipulationen vom April 2013 läuft. Die Fed soll eine große Menge ungedeckte Short-Positionen im Goldmarkt platziert haben, was oben genannte Parteien dazu anspornen sollte, auf Preissenkungen zu spekulieren.
Wir wissen ja, dass sich ein hoher Goldpreis sehr negativ auf den Dollar und damit auf die amerikanische Wirtschaft auswirkt.
Eins ist sicher, unser Finanzsystem befindet sich am Vorabend eines großen Neustarts. Dass dabei noch Manipulationen von großen Hedgefonds erfolgen, ist vielleicht das unwichtigste. Noch schlimmer sind unsere eigenen Zentralbanken, die ihre Aufgabe in den letzten Jahrzehnten ziemlich vermasselt haben.
© Nadine Smeding
Rohstoff-Analystin, www.goldrepublic.de