Sicherheit bei der Geldanlage neu definiert
13.04.2014 | Manfred Gburek
Aktienkurse fallen, Großanleger stürzen sich auf die neue griechische Anleihe, und um die Ukraine tobt ein neuer Ost-West-Konflikt mit ungewissem Ausgang. Wenn das kein Anlass ist, sich wieder einmal intensiv mit dem Thema Sicherheit zu beschäftigen! Nur, was bedeutet Sicherheit? Da dieser Begriff auf alles Mögliche bezogen werden kann, grenze ich ihn hier ein, indem ich ihn in Bezug zur Geldanlage verwende.
Die Wirtschaftswoche hat gerade das Ergebnis einer Studie des Zukunftsforschers Horst Opaschowski und des Ipsos-Instituts mit der treffenden Überschrift versehen: "Die Deutschen lechzen nach Sicherheit." Derzufolge haben die Deutschen "eine tiefe Sehnsucht nach Sicherheit", die sie mit dem Wunsch nach einem sicheren Arbeitsplatz und Einkommen verbinden. Doch Opaschowskis Klatsche folgt gleich darauf: "Nicht nur der Staat, auch die Bürger bilden keine Rücklagen und Reserven für die Zukunft." Damit bleibt Sicherheit für sie ein Traum.
Womit verbinden Anleger Sicherheit? Offenbar mit Ersparnissen auf Konten und in Kapitallebensversicherungen, den größten Blöcken des deutschen Geldvermögens. Dieses wird flankiert vom Immobilienvermögen etwa in derselben Größenordnung. So weit die nachweisbaren Fakten. Weniger genau nachzuweisen, aber aufgrund verschiedener Umfragen erklärbar ist das, was Anleger von Fall zu Fall sonst noch unter Sicherheit verstehen: gesetzliche Rentenversicherung, staatlich geförderte Anlagen, zum Beispiel die Riester-Rente, Bundesanleihen, Gold, Streuung des Vermögens, speziell Fonds, vor allem Garantiefonds, und eine hohe Dividendenrendite bei Aktien.
Es wird höchste Zeit, mit dieser Art von Sicherheitsdenken Schluss zu machen. Denn nicht einzelne Geldanlagen sind sicher, sondern das, was Anleger mit und aus ihnen machen. Also das Recherchieren, Denken, Kombinieren, Spekulieren und das richtige Handeln danach. Kurzum, Sicherheit entsteht weder durch zweifelhafte Lebensversicherungen mit Magerrenditen noch durch Immobilien, weder durch staatlich gelenkte Ersparnisse noch durch falsch verstandene Streuung, sondern durch viel eigene Kopfarbeit sowie ihre anschließende Umsetzung in Entscheidungen, sprich: Käufe und Verkäufe.
Wahrscheinlich kennen Sie den Zustand, dass Sie sich aus irgendeinem Grund sicher fühlen. Etwa weil Sie gerade ein Haus gekauft haben, weil viel Geld auf Ihrem Konto gebunkert ist oder weil Sie über einen großen Goldschatz verfügen, während die Aktienkurse fallen und die Ukraine-Krise in die nächste Runde geht. Ein solches Sicherheitsgefühl kann allerdings trügerisch sein, und zwar dann, wenn es zu einer länger andauernden Passivität verleitet und wenn - besonders schlimm - Sie glauben, alles richtig gemacht zu haben.
Denn während der langen passiven Zeit kann sich das Haus, sofern es nicht schnell wieder zu verkaufen ist, als Fehlkauf erweisen, weil es Sie womöglich an einem Umzug und so am Karrieresprung in einer weit entfernten Stadt hindert. Der hohe Kontostand empfiehlt sich spätestens dann nicht mehr, wenn Aktien zu Schnäppchenpreisen zu haben sind und Sie gut beraten wären, bei der einen oder anderen Aktie zuzugreifen. Der Goldschatz schließlich dient in erster Linie als Absicherung gegen ein mögliches Tohuwabohu an den Finanzmärkten. Sobald dieses ausgestanden ist, kann ein Teil des Schatzes getrost liquidiert werden.
Passivität in Geldangelegenheiten sollte für Sie also immer tabu sein. Das gilt für die Zeit, in der Sie Geld verdienen, und erst recht für den Ruhestand, weil dann ja eine Einkommensquelle wegfällt. Insofern kann Opaschowskis Klatsche gegen den Staat und die Bürger, die keine Reserven für die Zukunft bilden, nicht ernst genug genommen werden.
Da drängt sich natürlich die Frage auf: Was wird aus all den Leuten im Alter, die finanziell zu wenig vorsorgen? Werden dann ihre Kinder für sie sorgen? Mag sein, aber nur in Einzelfällen. Werden sie den Gürtel enger schnallen? Sofern das noch möglich ist, ja, in den meisten Fällen dagegen nicht; eher werden sie - wie bereits heute üblich - zwei Jobs haben. Was wird aus der nicht vorsorgenden Masse? Für sie wird der Staat aufkommen, und zwar über saftige Steuererhöhungen. Es ist noch zu früh, darüber zu spekulieren, bei welchen Steuern der Staat besonders rigoros ansetzen könnte. Fest steht indes, dass eine Umverteilung über mehrere Steuerarten stattfinden wird. Derzeit viel diskutiert: Einkommen-, Umsatz-, Grund-, Grunderwerb-, Gewerbe- und Vermögensteuer oder -abgabe. Das gilt unabhängig davon, welche Parteien die Bundesregierung in Zukunft stellen werden.
Zum Schluss gehe ich noch einmal auf Aktien ein und zitiere zunächst ein paar kernige Sätze aus meinem Buch Ach du liebes Geld! https://www.epubli.de/shop/buch/35351 : "Die ständigen Aussagen über ihre Alternativlosigkeit gehen mir schon seit einiger Zeit auf die Nerven. Aktien sind wunderbare Anlagen, wenn man sie zu niedrigen Kursen kauft und zu hohen wieder verkauft. Ihre leichte Liquidierbarkeit unterscheidet sie wohltuend von Immobilien, und die Spekulation mit Aktien kann viel Spaß machen. Doch wehe, wenn man auf die falschen setzt oder wenn das Timing einfach nicht stimmen will."
Prägen Sie sich diese Sätze ein, falls Sie ein Auge auf Aktien geworfen haben - und lassen Sie bis auf Weiteres die Finger von ihnen! (Gold- und Silberaktien ausgenommen) Warum? Weil die Aktienkurse nach ihrem Höhenflug 2012 und 2013 nicht mehr weiter steigen, sondern auf Widerstand stoßen, der von Gewinnmitnahmen der Großanleger herrührt. Das funktioniert nach dem Prinzip: Den Letzten beißen die Hunde.
Warum ich Ihnen trotzdem rate, Aktien im Auge zu behalten, hat einen einfachen Grund: Wenn Sie auf Nummer sicher gehen wollen, müssen Sie jegliche Passivität in Sachen Geld ablegen und sich Anlagen zuwenden, die Ihnen die Chance geben, aktiv für sich vorzusorgen. Aktien sind solche Anlagen. Nur hat das Timing, also der Kauf und Verkauf zur richtigen Zeit, bei der Aktienanlage besonders große Bedeutung. Um damit vertraut zu werden, sollten Sie jetzt mit dem Studium der Kurse mittels Charts beginnen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Suchen Sie sich dazu fünf bis zehn Aktien aus, etwa Allianz, Bayer, Daimler, Siemens und einige andere aus dem Dax, welche aus dem MDax, TecDax und SDax, aber auch internationale Aktien aus Amerika und Asien. Sie finden die Kurse nebst Charts auf Internetseiten wie comdirect.de, finanzen.net, onvista.de u.a.
Die Frage, wie tief die Aktienkurse noch fallen und wann sie wieder steigen werden, kann Ihnen zwar niemand beantworten, aber es gibt einen recht zuverlässigen Indikator: VDax (ebenfalls als Chart unter den Kursen der genannten Internetseiten zu finden). Dieser Index misst die Volatilität, also die Schwankungsintensität. Entscheidend ist: Beginnt er nach einem besonders starken steilen Anstieg wieder zu fallen, ist der optimale Zeitpunkt für Aktienkäufe gekommen. Ich wünsche Ihnen dabei viel Erfolg!
© Manfred Gburek
www.gburek.eu
Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005), das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007) und "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" (2008).
Die Wirtschaftswoche hat gerade das Ergebnis einer Studie des Zukunftsforschers Horst Opaschowski und des Ipsos-Instituts mit der treffenden Überschrift versehen: "Die Deutschen lechzen nach Sicherheit." Derzufolge haben die Deutschen "eine tiefe Sehnsucht nach Sicherheit", die sie mit dem Wunsch nach einem sicheren Arbeitsplatz und Einkommen verbinden. Doch Opaschowskis Klatsche folgt gleich darauf: "Nicht nur der Staat, auch die Bürger bilden keine Rücklagen und Reserven für die Zukunft." Damit bleibt Sicherheit für sie ein Traum.
Womit verbinden Anleger Sicherheit? Offenbar mit Ersparnissen auf Konten und in Kapitallebensversicherungen, den größten Blöcken des deutschen Geldvermögens. Dieses wird flankiert vom Immobilienvermögen etwa in derselben Größenordnung. So weit die nachweisbaren Fakten. Weniger genau nachzuweisen, aber aufgrund verschiedener Umfragen erklärbar ist das, was Anleger von Fall zu Fall sonst noch unter Sicherheit verstehen: gesetzliche Rentenversicherung, staatlich geförderte Anlagen, zum Beispiel die Riester-Rente, Bundesanleihen, Gold, Streuung des Vermögens, speziell Fonds, vor allem Garantiefonds, und eine hohe Dividendenrendite bei Aktien.
Es wird höchste Zeit, mit dieser Art von Sicherheitsdenken Schluss zu machen. Denn nicht einzelne Geldanlagen sind sicher, sondern das, was Anleger mit und aus ihnen machen. Also das Recherchieren, Denken, Kombinieren, Spekulieren und das richtige Handeln danach. Kurzum, Sicherheit entsteht weder durch zweifelhafte Lebensversicherungen mit Magerrenditen noch durch Immobilien, weder durch staatlich gelenkte Ersparnisse noch durch falsch verstandene Streuung, sondern durch viel eigene Kopfarbeit sowie ihre anschließende Umsetzung in Entscheidungen, sprich: Käufe und Verkäufe.
Wahrscheinlich kennen Sie den Zustand, dass Sie sich aus irgendeinem Grund sicher fühlen. Etwa weil Sie gerade ein Haus gekauft haben, weil viel Geld auf Ihrem Konto gebunkert ist oder weil Sie über einen großen Goldschatz verfügen, während die Aktienkurse fallen und die Ukraine-Krise in die nächste Runde geht. Ein solches Sicherheitsgefühl kann allerdings trügerisch sein, und zwar dann, wenn es zu einer länger andauernden Passivität verleitet und wenn - besonders schlimm - Sie glauben, alles richtig gemacht zu haben.
Denn während der langen passiven Zeit kann sich das Haus, sofern es nicht schnell wieder zu verkaufen ist, als Fehlkauf erweisen, weil es Sie womöglich an einem Umzug und so am Karrieresprung in einer weit entfernten Stadt hindert. Der hohe Kontostand empfiehlt sich spätestens dann nicht mehr, wenn Aktien zu Schnäppchenpreisen zu haben sind und Sie gut beraten wären, bei der einen oder anderen Aktie zuzugreifen. Der Goldschatz schließlich dient in erster Linie als Absicherung gegen ein mögliches Tohuwabohu an den Finanzmärkten. Sobald dieses ausgestanden ist, kann ein Teil des Schatzes getrost liquidiert werden.
Passivität in Geldangelegenheiten sollte für Sie also immer tabu sein. Das gilt für die Zeit, in der Sie Geld verdienen, und erst recht für den Ruhestand, weil dann ja eine Einkommensquelle wegfällt. Insofern kann Opaschowskis Klatsche gegen den Staat und die Bürger, die keine Reserven für die Zukunft bilden, nicht ernst genug genommen werden.
Da drängt sich natürlich die Frage auf: Was wird aus all den Leuten im Alter, die finanziell zu wenig vorsorgen? Werden dann ihre Kinder für sie sorgen? Mag sein, aber nur in Einzelfällen. Werden sie den Gürtel enger schnallen? Sofern das noch möglich ist, ja, in den meisten Fällen dagegen nicht; eher werden sie - wie bereits heute üblich - zwei Jobs haben. Was wird aus der nicht vorsorgenden Masse? Für sie wird der Staat aufkommen, und zwar über saftige Steuererhöhungen. Es ist noch zu früh, darüber zu spekulieren, bei welchen Steuern der Staat besonders rigoros ansetzen könnte. Fest steht indes, dass eine Umverteilung über mehrere Steuerarten stattfinden wird. Derzeit viel diskutiert: Einkommen-, Umsatz-, Grund-, Grunderwerb-, Gewerbe- und Vermögensteuer oder -abgabe. Das gilt unabhängig davon, welche Parteien die Bundesregierung in Zukunft stellen werden.
Zum Schluss gehe ich noch einmal auf Aktien ein und zitiere zunächst ein paar kernige Sätze aus meinem Buch Ach du liebes Geld! https://www.epubli.de/shop/buch/35351 : "Die ständigen Aussagen über ihre Alternativlosigkeit gehen mir schon seit einiger Zeit auf die Nerven. Aktien sind wunderbare Anlagen, wenn man sie zu niedrigen Kursen kauft und zu hohen wieder verkauft. Ihre leichte Liquidierbarkeit unterscheidet sie wohltuend von Immobilien, und die Spekulation mit Aktien kann viel Spaß machen. Doch wehe, wenn man auf die falschen setzt oder wenn das Timing einfach nicht stimmen will."
Prägen Sie sich diese Sätze ein, falls Sie ein Auge auf Aktien geworfen haben - und lassen Sie bis auf Weiteres die Finger von ihnen! (Gold- und Silberaktien ausgenommen) Warum? Weil die Aktienkurse nach ihrem Höhenflug 2012 und 2013 nicht mehr weiter steigen, sondern auf Widerstand stoßen, der von Gewinnmitnahmen der Großanleger herrührt. Das funktioniert nach dem Prinzip: Den Letzten beißen die Hunde.
Warum ich Ihnen trotzdem rate, Aktien im Auge zu behalten, hat einen einfachen Grund: Wenn Sie auf Nummer sicher gehen wollen, müssen Sie jegliche Passivität in Sachen Geld ablegen und sich Anlagen zuwenden, die Ihnen die Chance geben, aktiv für sich vorzusorgen. Aktien sind solche Anlagen. Nur hat das Timing, also der Kauf und Verkauf zur richtigen Zeit, bei der Aktienanlage besonders große Bedeutung. Um damit vertraut zu werden, sollten Sie jetzt mit dem Studium der Kurse mittels Charts beginnen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Suchen Sie sich dazu fünf bis zehn Aktien aus, etwa Allianz, Bayer, Daimler, Siemens und einige andere aus dem Dax, welche aus dem MDax, TecDax und SDax, aber auch internationale Aktien aus Amerika und Asien. Sie finden die Kurse nebst Charts auf Internetseiten wie comdirect.de, finanzen.net, onvista.de u.a.
Die Frage, wie tief die Aktienkurse noch fallen und wann sie wieder steigen werden, kann Ihnen zwar niemand beantworten, aber es gibt einen recht zuverlässigen Indikator: VDax (ebenfalls als Chart unter den Kursen der genannten Internetseiten zu finden). Dieser Index misst die Volatilität, also die Schwankungsintensität. Entscheidend ist: Beginnt er nach einem besonders starken steilen Anstieg wieder zu fallen, ist der optimale Zeitpunkt für Aktienkäufe gekommen. Ich wünsche Ihnen dabei viel Erfolg!
© Manfred Gburek
www.gburek.eu
Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005), das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007) und "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" (2008).