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Das Goldverbot - ist im Kopf

03.01.2006  |  Walter K. Eichelburg
Der jetzt exponentiell steigende Goldpreis zeigt langsam das sinkende Vertrauen in das Papiergeldsystem an. In Leseranfragen zu früheren Artikeln von mir und in der Literatur geistert immer die Angst vor einem Goldverbot durch den Staat herum. Dieser Artikel versucht diese Gefahr realistisch einzuschätzen.

Es ist bekannte Tatsache, dass unter harten, totalitären Diktaturen wie dem Nazireich, dem Leninistisch-/Stalinistischen Kommunismus oder dem chinesischen Mao-Reich der private Goldbesitz verboten war. Aber auch der angeblich so humane Franklin D. Roosevelt hat als US-Präsident sofort nach seiner Amtsübernahme 1933 den privaten Goldbesitz verbieten lassen. In der Ex-DDR war übrigens der Goldbesitz erlaubt, jedoch gab es kein Gold zu kaufen.

Marc Faber hat vor kurzem in seinem Artikel "A ROADMAP TO FINANCIAL RUIN!" geschrieben, dass er es für wahrscheinlich hält dass in den USA Devisenkontrollen eingeführt werden und der Goldbesitz wieder verboten wird - wenn das Land in eine Hyperinflation eintritt.

Inzwischen gibt es viel Literatur dazu auf US-Websites. Ich möchte in diesem Artikel einmal die europäische Situation beleuchten.

Das Goldverbot der Diktaturen wurde mit dem Ende der Diktaturen aufgehoben. In den USA hat es bis 1974 gedauert. China hat den Goldbesitz 2003 wieder freigegeben.

Hier sind einige Links zu US-Artikeln über das Thema "Gold Confiscation":


Man kann von Staaten und speziell von der US-Regierung den unmöglichsten Unsinn erwarten. Wegen des schlechten "Records" der US-Regierung in Bezug auf die Sicherung besonders fremder Eigentumsrechte sollte man dort in Krisenzeiten überhaupt keine Anlagen haben. Es gab schon genügend Beschlagnahmen. Das ist auch ein Grund dafür, dass die meisten institutionellen US-Goldanleger ihr Gold in London lagern.


Der Ernstfall

Der Ernstfall tritt sicher ein, wenn der längst überfällige US-Dollar-Verkauf weltweit einsetzt. Die US-Militärmacht hat im Irak eine Niederlage erlitten und muss bald abziehen. Die US-Immobilien-Bubble platzt gerade und damit wird die Nachfrage nach Importgütern aus Asien zurückgehen. Die USA sind in Wirklichkeit ein "Papiertiger" der von der Androhung militärischer Gewalt und Gelddrucken lebt.

Von einer Kapitalflucht bedrohte Regime haben die Angewohnheit, Devisenkontrollen einzuführen, dazu gehört auch ein Verkaufs- und/oder Besitzverbot für Gold. Nachdem die USA ihre Industriebasis an Asien verloren haben, werden sie auch in einer Krise die Notwendigkeit haben, bestimmte Dinge zu importieren. Wenn der Dollar nicht mehr genommen wird, helfen nur mehr (kaum vorhandene) andere Währungen oder Gold. Von hier kann ein enormer Druck zu einer Goldkonfiskation ausgehen. In Europa ist die Situation wegen des Handelsbilanz-Überschusses besser.

Während der Asienkrise 1997 war die Situation ähnlich. Da hat man etwa in Südkorea die Leute aufgefordert, Gold zu verkaufen. Diese Aufforderung zur "patriotischen Pflicht" hat ca. 270 Tonnen Gold gebracht. Die Methode war vermutlich wesentlich effektiver als eine Konfiskation.

Einer der interessantesten Artikel zu einem Goldverbot erschien von Don Stott unter dem Titel "Verboten !" (deutscher Titel, aber englischer Text):

Don Stott vergleicht ein solches Verbot mit dem früheren US-Alkoholverbot und dem derzeitigen Drogenverbot. Das Ergebnis ist, dass nur die Preise hochgetrieben werden, die Versorgung aber nicht zusammenbricht. Am Ende sagt er höhnisch, er kann es nicht erwarten einen Mercedes für eine halbe Unze Gold kaufen zu können.


Meine Einschätzung

Natürlich ist alles möglich, besonders unter einem "harten" Regime. Jedoch wird ein Staat in einer finanziellen Notlage eher diese Dinge durchführen:
  • Austausch der Inhalte von Lebensversicherungen und Pensionsfonds gegen Staatsanleihen, hier ist die Masse der Anlagen zu finden
  • Verstaatlichung von Gold- und Silberminen (geht schon los - Venezuela)
  • Konfiskation von zentralen Goldbeständen von Fonds und Banken gegen Staatsanleihen
  • Aufruf zum freiwilligen Goldverkauf wie in Südkorea 1997


Wo liegt der wesentliche Unterschied?

Im Gegensatz zu früheren Zeiten mit einem Goldstandard, wo viel Gold in den Händen der Bevölkerung war, ist es heute meist nur eine kleine Minderheit, die signifikant Gold hortet. Eine Ausnahme ist möglicherweise Frankreich, wo 3.400 Tonnen gehortet werden sollen.

Diese kleine Minderheit gehört meist der Elite an und ist informiert. Sie wird bei Gefahr ihr Gold in Sicherheit bringen. Will man der Elite wirklich weh tun oder nur der breiten Masse? Die breite Masse wird wegen Verarmung ihr Gold sowieso verkaufen müssen - wenn sie heute welches hat.

Eine Konfiskation in der Breite ist mit enormen Aufwand verbunden und erzeugt sehr viel böses Blut. Außerdem ist damit zu rechnen, dass die Staatsmacht in einem solchen Zustand schon stark erodiert ist, sodass eine Konfiskation nicht mehr sehr effektiv ist. Es gibt Schätzungen über das US-Goldverbot, dass nur 20...50% des Goldes abgeliefert wurden. Ein grosser Teil wanderte über Kanada in die Schweiz. Daher sind heute noch in Europa US-Goldmünzen aus der damaligen Zeit zu kaufen.

Adam Hamilton beschreibt in "Gold Confiscation Hydra 1.1" das Mengenproblem einer solchen Konfiskation sehr treffend. Der Aufwand, bei nur 3 Millionen Amerikanern nachzuschauen wäre enorm und würde einen ungeheureren Proteststurm auslösen, von 300 Millionen gar nicht zu sprechen. Er bezeichnet die Wahrscheinlichkeit dafür mit etwa 1%.

Sollte ein wirklich hartes Regime an die Macht kommen, ist es sowieso besser, zusammen mit dem Gold zu verschwinden.


Es gibt bereits ein "Goldverbot"

Die heutige Methode, besonders in den USA, aber auch in Europa, funktioniert anders. Durch psychologische Manöver werden die Leute vom Gold abgehalten. Das Goldverbot findet sozusagen im Kopf statt.

Einerseits werden die Gold- und Silberpreise seit ca. 1992 künstlich niedrig gehalten, um die enorme Geldmengen-Inflation zu verschleiern. Auf der anderen Seite erscheinen in Finanz- und anderen Medien immer wieder schlechte Artikel über das Gold: Performance-Versager, umweltschädliche Produktion, usw. Nach einem Preisanstieg: Gold wird wieder tief fallen, schnell verkaufen! Es wird künstlich der Gruppendruck eingesetzt, Gold nicht anzurühren.

"Richtige Investments" sind immer Papierwerte. Auch gibt es kaum eine Infrastruktur wie für Papieranlagen. Man muss sich alles selbst schaffen. Das führt zusätzlich dazu, dass diese Anlageform kaum verkauft und gekauft wird. Im Gegensatz zu vor 20 Jahren ist Gold bei Banken nicht lagernd, sondern muss erst bestellt werden.

Soweit zum heutigen "Goldverbot". Offenbar sind intelligente Leute am Werk, denn sie machen es mit psychologischen Tricks. Sollte das Vertrauen in das Fiat-Money trotzdem schwinden, was passieren wird, werden auch diese Tricks versagen.


Die Auswirkungen

Alte Goldverbote wirken nach:

Marc Faber gibt im Gold-Roundtable-Interview gute Tips: "I recommend investors hold physical gold stored in a safe deposit box of a bank in a 'gold friendly' country, such as the United Arab Emirates, Singapore, Hong Kong, India, France and Switzerland. The last place you may wish to hold your gold is in the US, where gold holding was already declared illegal once before, in 1934."

Übersetzung: "Ich empfehle Investoren physisches Gold in einem Bankschliessfach bei einer Bank in einem Gold-freundlichen Land zu lagern: UAE, Singapur, Hong Kong, Indien, Frankreich, Schweiz. Der letzte Platz wo man sein Gold halten sollte, sind die USA, wo Goldbesitz in 1934 bereits einmal für illegal erklärt wurde."

Die Situation in Deutschland:

Die Regierung hat einen Hang dazu, bei den Bürgern herumzuschnüffeln. Seit April 2005 kann der Staat sogar online in die Konten der Bürger schauen. Was passiert, wenn das Geld massiv in Gold flüchtet? Wird der Druck noch verstärkt oder das Bankgeheimnis wieder eingeführt?

Die Situation in Österreich:

Es gibt noch ein Rest-Bankgeheimnis, auch wenn es schwächer als das in der Schweiz ist. Die Gefahr einer Gold-Konfiskation ist gering, aber bei einem Regierungswechsel (zu rot/grün) nicht auszuschliessen.


Weise Worte

Lassen wir zum Abschluss Sir Alan Greenspan über Gold sprechen: "Gold still represents the ultimate form of payment in the world. It's interesting that Germany could buy materials during the war only with gold." ... "In extremis fiat money is accepted by nobody and gold is always accepted and is the ultimate means of payment."

Übersetzung (schwierig bei dieser geschliffenen Ausdrucksweise): "Gold ist weiterhin die ultimative Form der Bezahlung. Es ist interessant, dass Deutschland während des Krieges Materialien nur mit Gold kaufen konnte." ... " Im Extremfall wird Papiergeld von niemandem akzeptiert und Gold wird immer akzeptiert und ist daher die ultimative Form der Bezahlung."

Übrigens konnte man im 3. Reich trotz (oder wegen) Goldverbots Gefangene aus Konzentrationslagern mittels Goldmünzen freikaufen.

Soll nicht das Goldlager Fort Knox angeblich leer sein?

Noch einmal Sir Alan (als er noch nicht Fed-Chef war - 1966): "In the absence of the gold standard, there is no way to protect savings from confiscation through inflation. There is no safe store of value. If there were, the government would have to make its holding illegal, as was done in the case of gold. If everyone decided, for example, to convert all his bank deposits to silver or copper or any other good, and thereafter declined to accept checks as payment for goods, bank deposits would lose their purchasing power and government-created bank credit would be worthless as a claim on goods. The financial policy of the welfare state requires that there be no way for the owners of wealth to protect themselves. This is the shabby secret of the welfare statists' tirades against gold. Deficit spending is simply a scheme for the "hidden" confiscation of wealth. Gold stands in the way of this insidious process. It stands as a protector of property rights. If one grasps this, one has no difficulty in understanding the statists' antagonism toward the gold standard." - Auszug aus "Gold and Economic Freedom"

Übersetzung: "Ohne Goldstandard gibt es keine Möglichkeit, Ersparnisse vor der Enteignung durch Inflation zu schützen. Es gibt dann kein sicheres Wertaufbewahrungsmittel mehr. Wenn es das gäbe, müsste die Regierung seinen Besitz für illegal erklären, wie es ja im Falle von Gold auch gemacht wurde. Wenn z. B. jedermann sich entscheiden würde, all seine Bankguthaben in Silber, Kupfer oder ein anderes Gut zu tauschen und sich danach weigern würde, Schecks als Zahlung für Güter zu akzeptieren, würden Bankguthaben ihre Kaufkraft verlieren und Regierungsschulden würden kein Anspruch auf Güter mehr darstellen. Die Finanzpolitik des Wohlfahrtsstaates macht es erforderlich, daß es für Vermögensbesitzer keine Möglichkeit gibt, sich zu schützen."

Dies ist das schäbige Geheimnis, dass hinter der Verteufelung des Goldes durch die Vertreter des Wohlfahrtsstaates steht. Staatsverschuldung ist einfach ein Mechanismus für die "versteckte" Enteignung von Vermögen. Gold verhindert diesen heimtückischen Prozess. Es beschützt Eigentumsrechte. Wenn man das einmal verstanden hat, ist es nicht mehr schwer zu verstehen, warum die Befürworter des Wohlfahrtsstaates gegen den Goldstandard sind.


Zusammenfassung

Die Goldverbote des 20ten Jahrhunderts waren eine Ausgeburt des Sozialismus, wo das Gold zum barbarischen Relikt (Keynes) degradiert wurde. Sie werden kaum wiederkommen. Wie im Krieg funktioniert die Wiederholung einer Methode nicht gut. Man hat gelernt.

Besonders die USA werden dafür noch bezahlen, denn es wagt kaum ein institutioneller Investor, Gold in den USA zu lagern. Europa ist sowieso goldfreundlicher.

Vielmehr versucht man es heute mit psychologischen Tricks, die Leute vom Gold fernzuhalten. Eine Art neues Goldverbot im Kopf. Aber auch dieses wird scheitern, wenn der Goldpreis richtig ausbricht.


© Walter K. Eichelburg



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