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Medientendenz gegen Gold verstehen (und ignorieren)

25.04.2014  |  James West
- Seite 3 -
1. Bloomberg ist wahrscheinlich DIE einflussreichste Publikation der Welt. Bloombergs Präsenz bei allen professionellen Tradern ist Fakt und gilt im Finanzdienstleistungssektor als unumstritten. Heute (Montag, 14.April 2014) veröffentlichte Bloomberg zwei Stories, in denen es um die zukünftigen Goldkursentwicklungen geht.

Der erste Artikel zeugt von Bloombergs Loyalität gegenüber dem “Banker-Meme”, demzufolge Gold ein richtungs- und performanceloses Investment ist. Er wurde am 14.April 2014 um 4.48 Uhr (ET) morgens veröffentlicht, unter dem Titel “Goldman Sachs bleibt bei Goldkursziel von 1.050 $, Grund sind Konjunkturaussichten“. Bloomberg lässt Jeffrey Currie - Goldman Sachs‘ wichtigster Stimmungsmanipulator für den Goldmarkt - ausführlichst zu Wort kommen. Im Artikel wird über mehrere Absätze hinweg Curries Jahresendprognose von 1.050 $ wiederholt - und auch die Gründe dafür.

“2013 endete die 12-jährige Bullenmarktentwicklung beim Gold, da die Fed die Verringerung ihrer Anleiheankäufe vorbereitete. Die Anleihekäufe hatten einen Anstieg der Vermögenspreise bewirkt, konnten aber keine Inflation entfachen. Trotz reduzierter Anleiheankäufe durch die US-Zentralbank stiegen die Goldkurse dieses Jahr um 10%, da die Nachfrage aufgrund der russischen Annexion der Krim sowie gemischte Wirtschaftsdaten aus den USA stieg. Currie hatte Gold letztes Jahr als "todsichere“ Verkaufsposition für 2014 bezeichnet.“

Wo, so muss man sich fragen, bleibt hier noch der ‘faire und ausgewogene journalistische Standard‘? Warum kommt kein anderer Analyst zu Wort, der zu bedenken gibt, dass die Goldpreise wegen der beispiellosen Goldinvestitionen und –ankäufe durch chinesische Bürger auch steigen könnten? Es gibt keinen einzigen Kommentar in diese Richtung. Und das spricht, zumindest meiner Auffassung nach, für Doppelzüngigkeit auf Herausgeberseite zugunsten einer der wichtigsten Kundengruppe Bloombergs (die Abonnenten der Terminal-Dienstleistungen).

Im Anschluss daran wird Gold zudem als der ”am wenigsten geschätzte Rohstoff unter den Metallen“ kategorisiert - und zwar einer Kurzmitteilung für Morgan-Stanley-Kunden zufolge.

Aber dann erscheint, nur wenige Stunden später - um 9.10 ET - ein zweiter Artikel.

Oberflächlich betrachtet, scheint sich dieser Artikel zu Gunsten von Gold zu äußern: “Gold-Pessimisten liegen wieder falsch: Fed-Aussagen geben Optimisten Auftrieb“.

Im Verlauf des Artikels wird festgestellt, dass die negativen Stimmen für das erste Quartal 2014 allesamt falsch lagen; wie sich dann aber auch zeigt, zielt die eigentliche redaktionelle Stoßrichtung des Artikels darauf ab, plausible Erklärungen für diese Fehleinschätzung zu liefern (wofür außergewöhnliche Ereignisse verantwortlich gemacht werden). Dabei wird auch immer wieder unterbreitet, warum Goldman Sachs und Morgan Stanley negative Entwicklungen beim Gold sehen. Somit stellt sich der Artikel letzten Endes als Verteidigungsschrift für die Fehleinschätzungen der Goldpessimisten für das erste Quartal dar.

Für forschende Geister müsste das Fragen aufwerfen. Warum berichtet Bloomberg nicht von den positiven Einflüssen auf den zukünftigen Goldpreis? Warum wird die steigende Goldnachfrage unter asiatischen Investoren nicht erwähnt? Warum fällt kein Wort zur sich verschlechternden physischen Verfügbarkeit von Gold und Silber per Auslieferung aus den COMEX-Lagereinrichtungen?

Warum wird nirgends der Umstand diskutiert, dass man einen Aufschlag gegenüber dem festgestellten Kurs zahlen muss, wenn man physisches Gold bei einem Edelmetallhändler erwerben möchte? Warum findet die Tatsache keine Erwähnung, dass die globale Goldproduktion im Sinken begriffen ist, während die Nachfrage aber steigt? Warum werden die Auswirkungen von “Papiergold-Doppelbilanzierungen" bei Terminmarktkontrakten und anderen Derivaten nicht diskutiert, mit denen die Käufe und Verkäufe von derivativen Goldanlagen verzerrt werden?

Warum stellen Sie sich diese Fragen nicht selbst?

Auch wenn es noch so in Mode ist, alles Mögliche mit einer wissenden Handbewegung als "Verschwörungstheorie" abzutun, so ist es doch durchaus historisch relevant, dass Gold nach wie vor der international anerkannte Standard ist, an dem alle anderen Währungen - oder tatsächlich auch jeder andere Anlagewert - gemessen werden können. Mein Eigeninteresse an steigenden Goldpreisen hält sich, bislang, noch in Grenzen - und so steht es auch um meine Befangenheit.

Meine Motivation, die Berichterstattung rund ums Gold zu verfolgen, entspringt meiner natürlichen Abscheu vor Ignoranz und Unkenntnis. Was sind - das sollten Sie sich selbst fragen - Bloombergs Eigeninteressen bei der Bevorzugung negativer Gold-Stimmung?


© James West
www.midasletter.com

Dieser Artikel wurde am 14. April 2014 auf www.gold-eagle.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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