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Aktien, Edelmetalle und die Geldschwemme

27.04.2014  |  Manfred Gburek
Verschiedene Leser haben sich an einem Satz in meinem kürzlich erschienen Buch Ach du liebes Geld! ganz besonders gestört: "Wenn es um Geld geht, ist nichts absolut sicher." Aber weniger deshalb, weil sie diese Aussage als solche bestreiten, sondern weil sie es offenbar leid sind, ständig mit Warnungen statt mit konkreten Ratschlägen konfrontiert zu werden.

Nun, auch Warnungen können Ratschläge sein, und zwar gerade in einer Zeit wie der jetzigen mit ausufernder Geldschwemme, überzogenen Aktienkursen sowie drohender Eskalation in der Ukraine, in Syrien, im ostchinesischen Meer und anderswo. Wenden wir uns heute trotzdem ausschließlich einigen positiven Geldanlage-Ratschlägen zu. Um einen gleich vorwegzunehmen: Gold, Silber und Edelmetallaktien durchzuhalten, wird umso wichtiger sein, je länger und intensiver die Geldschwemme anhält.

Ich beginne mit dem Faktor Zeit. Warum? Weil Sie sich vor jeder Geldanlage darüber im Klaren sein sollten, wie weit in die Zukunft Ihr Zeithorizont reicht. Sind Sie 20 oder 30 Jahr alt, dürfen Sie so manchen Anlagefehler begehen. Zeit heilt Wunden, heißt es. In diesem Fall handelt es sich bei den Wunden um Fehlinvestitionen - die können immerhin psychische Wunden verursachen. Mit 40 oder 50 Jahren müssen Fehler noch reparabel sein. Im Alter von 60, 70 oder mehr Jahren schließlich sei Ihnen dringend geraten, einen Finanzplan zu erstellen, mit dem Sie verschiedene Restlebenszeiten simulieren und Ihre Geldanlage jeweils darauf abstellen.

Quer durch die Fondsbranche und ihren verlängerten Arm (Verkäufer von Fonds, vor allem Banken und Finanzvertriebe) geistern seit Jahrzehnten Zahlen und Grafiken, die Anlegern zeigen sollen, dass die Ergebnisse von Aktienfonds spätestens nach 15 Jahren im Plus sind, auch wenn man diese Fonds zum ungünstigsten Zeitpunkt gekauft hat. Der Gegenbeweis würde ein ganzes Buch füllen, deshalb trete ich ihn hier erst gar nicht an. Entscheidend bleibt indes, dass ein auf fundamentalen Daten aufbauendes, gut gemischtes Aktiendepot (nur in Ausnahmefällen der eine oder andere Aktienfonds) die Dauer von 15 Jahren unbeschadet und per Saldo sogar mit einem Gewinn überstehen dürfte. Woraus nebenbei zu schließen ist, dass ein solches Depot allein für Anleger mit entsprechend langen erwarteten Restlebenszeiten infrage kommt.

Gehen wir nun zu einigen konkreten Beispielen über. So hat die Dachfondsgesellschaft Sauren ein System entwickelt, mit dessen Hilfe über die Beurteilung von Fondsmanagern die Rosinen unter den Fonds herausgepickt werden. Auf diese Weise vermeidet man Anlagen in Fonds, die gerade einen Managerwechsel hinter sich haben. Anleger, die von keinem Manager abhängig sein wollen, verlagern ihr Geld auf einen Indexfonds, der als ETF konstruiert ist (Exchange Traded Fund, also börsengehandelter Fonds).

Wenn ich trotzdem eher für ein selbst zusammengestelltes gemischtes Aktiendepot statt für einen Aktienfonds plädiere, dann aus den folgenden Gründen: Fonds gibt es nicht umsonst; viele von ihnen verlangen eine Kaufprovision, Ausgabeaufschlag genannt. Außerdem fallen laufende Gebühren an. Managerwechsel werden nicht an die große Glocke gehängt und können sich negativ auswirken. Außerdem sind Fondsmanager Opfer ihres Konstrukts: Bei hohen Aktienkursen werden sie in der Regel mit Geld zugeschüttet und müssen dafür oft zur Unzeit Aktien kaufen. Dagegen ziehen Anleger ihr Geld bei niedrigen Aktienkursen erfahrungsgemäß aus Fonds ab und zwingen dadurch die Manager, Aktien zur Unzeit zu verkaufen, um Anleger auszahlen zu können.

Die richtige Aktienauswahl ist natürlich kein Kinderspiel. Doch allein schon die Streuung über zehn bis 20 Aktien fängt die schlimmsten Risiken ab. Was für Aktien, wenn man nicht genug Zeit und Gelegenheit hat, dicke Geschäftsberichte und tiefschürfende Analysen zu lesen? Wer etwas mehr Zeit mitbringt, orientiert sich am besten an den Kriterien für erfolgreiche Unternehmen, wie sie unter anderem der amerikanische Großinvestor Warren Buffett anwendet, zum Beispiel: Marktbeherrschung, Preisführerschaft, Unabhängigkeit von nur einem Produkt, einem Kunden, einem Land und von staatlicher Regulierung. Wer weniger Zeit hat, geht nach der relativen Stärke von Aktien vor: Schneiden bestimmte Aktien über viele Monate oder sogar Jahre besser ab als andere, hat das sicher seinen Grund. Schon wenige Blicke auf die im Internet reichlich verfügbaren Charts können da von großem Nutzen sein.

Neben einigen Fondsmanagern gehen auch manche börsennotierten Unternehmen nach den Buffett-Kriterien vor. Eines der erfolgreichsten heißt Shareholder Value, ein deutsches Unternehmen, dessen Aktien ausreichend gehandelt werden, um privaten Anlegern den Einstieg mit fünfstelligen Beträgen zu ermöglichen. So erspart man sich die mühevolle Bilanzanalyse, die in diesem Fall von Experten vorgenommen wird. Die scheuen sich nicht einmal, im Geschäftsbericht 2013 ausführlich auf die von ihnen favorisierten größten Aktienpositionen einzugehen: Pulsion, WMF, Update, Secunet und Scharf.

Von der Analyse anderer profitieren, das ergibt selbstverständlich nur dann einen Sinn, wenn man den sogenannten Track Record der anderen über viele Jahre verfolgt. Da ich das getan habe, erlaube ich mir, bei dieser Gelegenheit noch den bienenfleißigen Michael Keppler zu erwähnen, der mit seiner nach ihm benannten Researchfirma in New York residiert. Er ist auf unterbewertete Aktien und ganze Börsen spezialisiert, die er nach einer Reihe von Kennzahlen analysiert. Seine derzeit favorisierten Börsen sind China und Tschechien. Das schließt zwar kurzfristige Kursrückschläge nicht aus, dürfte aber erfahrungsgemäß nach einigen Jahren überdurchschnittliche Ergebnisse bringen.

Wahrscheinlich fragen sich die Gold- und Silberanleger unter Ihnen jetzt, ob es nicht auch Methoden gibt, mit denen man vom Research der Edelmetall-Analysten profitieren kann. An Kennzahlen herrscht ja kein Mangel. Doch da muss ich Sie enttäuschen. Denn die Kennzahlen sind überwiegend spezifisch, das heißt, bei ihnen geht es beispielsweise um die Lebensdauer von Reserven und Ressourcen oder um die Förder- und Gesamtkosten. Bestenfalls kann man Gold- und Silberaktien mit anderen Industrieaktien anhand von Umsätzen, Gewinnen oder Dividendenrenditen vergleichen, nicht dagegen mit den Metallen als solchen, mit Gold noch weniger als mit Silber, das ja nicht allein ein Edelmetall, sondern zu einem viel höheren Anteil als Gold auch ein Industriemetall ist.

Abschließende Bemerkung: Anders als bei einem gemischten Aktiendepot kann man bei den Edelmetallen und ihren Aktien nicht davon ausgehen, dass sie spätestens nach 15 Jahren aus dem Schneider sind, wenn sie zum ungünstigsten Zeitpunkt auf dem Preisgipfel gekauft wurden. Immerhin benötigten sie nach den Höchstpreisen vom Januar 1980 geschlagene 28 Jahre, bis sie Anfang 2008 wenigstens nominal wieder das alte Hoch erreichten. Anleger können sich heute jedoch sicher sein, dass sie keine 15, geschweige denn noch mehr Jahre bis zum nächsten Hoch zu warten brauchen. Als Begründung reicht ein Wort: Geldschwemme.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu

Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005), das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007) und "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" (2008).



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