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Wöchentlicher Kommentar: Lektion gelernt?

04.01.2006  |  Theodore Butler
Heute Morgen hat mich meine Frau darüber informiert, dass Sie mit einer alten Freundin telefoniert hat. Sie ließ mich schön grüßen und ausrichten, dass sie bemerkt hätte, dass Gold ganz schön gestiegen ist und dass ich mich nicht zu schlecht fühlen sollte, weil Silber nicht gestiegen wäre. Als ich meiner Frau erzählte, dass Silber sogar mehr gestiegen ist als Gold, war sie wirklich überrascht. Ich bin mir sicher ihre Freundin wäre es genauso gewesen.

Nachdem das Jahr 2005 nun Geschichte ist können wir exakt darüber sprechen, was im letzten Jahr geschehen ist. Das Offensichtlichste ist die tatsächliche Preisentwicklung. Silber stieg über das Jahr gesehen um 30%. Dieser Anstieg war um 50% größer als der immerhin 20% betragende Kursanstieg des Goldpreises. Für den gelegentlichen Beobachter mag dies überraschend sein, wenn man die Aufmerksamkeit beachtet, die auf das Gold gerichtet wird. Aber Silberinvestoren haben gelernt es locker zu nehmen und geben sich mit Gewinn und Wert anstatt Schlagzeilen zufrieden, da Silber in jedem der letzten drei Jahre Gold outperformt hat.

In der Tat hat Silber über die letzten drei Jahre insgesamt die anderen Edelmetalle (Gold, Platin, Palladium) um Längen outperformt. Der Anstieg von Silber betrug in dieser Zeit annähernd das Doppelte von Gold, 50% mehr als von Platin und dem siebenfachen von Palladium. Betrachtet man den Wert und die Fundamentaldaten von Silber, so würde ich annehmen, dass die outperformance von Silber im Vergleich zu den anderen Edelmetallen (und allen anderen Rohstoffen) zum Standard in den kommenden Jahren werden sollte. Zum Zeitpunkt, an dem Sie Silber in den Schlagzeilen erblicken, wird die Outperformance erstaunlich groß sein.

Ich nütze die Gelegenheit die Bücher des Jahres 2005 zu schließen, jedoch nicht dafür die Entwicklung des Silberpreises großartig zu präsentieren. Es steckt noch ein anderer Gedanke dahinter. Das Ende des Kalenderjahres bietet auch die Möglichkeit um Gewinne und Verluste bei einer großen Anzahl von Derivaten aufzurechnen. Obwohl es noch einige Wochen dauern wird, bis die öffentlich gelisteten Minengesellschaften die Jahresendstände ihrer Hedging-Bücher berichten, so ist es doch der Schlusskurs vom 30. Dezember, zuzüglich zu den Positionen die während des dritten Quartals hinzugefügt oder liquidiert wurden, der die Ergebnisse bestimmen wird.

Ich werde mich in eine prekäre Lage bringen und über zwei Unternehmen im Speziellen sprechen, obwohl sie im dritten Quartal Trades durchgeführt haben könnten und meine Zahlen daher nun weit daneben liegen könnten. Ich glaube nicht, dass es bedeutende Änderungen gab und die Situation ist ernst genug, dass ich die Berichte nicht abwarten möchte um meine Nachricht los zu werden. Falls es bedeutende Änderungen gab, die meine Zahlen wertlos machen, dann werde ich meinen Fehler zugeben. Falls und wenn dies öffentlich wird. In der Zwischenzeit möchte ich aber nicht warten.

Das erste Unternehmen über das ich schreiben möchte ist Barrick Gold, das durch die Fusion mit Placer Dome die größte Goldminengesellschaft der Welt werden soll. Am 30. Dezember war die Fusion noch nicht perfekt, somit zählen die Zahlen die ich diskutiere für Barrick ohne Placer. Wenngleich Placer ebenfalls ein Hedger ist und die Addition von Placer zu Barrick die Zahlen, die ich anführe, nur erhöhen würde.

Barrick Gold ist mit einer Shortposition im Umfang von Mindestens 13 Millionen Unzen der größte Goldhedger der Welt. Allein im letzten Quartal sollte Barrick auf Grund des Goldpreisanstieges um ca. 43 USD Buchverluste in Höhe von 560 USD Millionen bei den Goldabsicherungsgeschäften erlitten haben. Der Verlust für das gesamte Jahr und das Halbjahr kommt summiert sich auf eine knappe Milliarde. Dies sollte die gesamten ausstehenden Verluste des Hedgingbuchs von Barrick auf knappe 3 Milliarden US-Dollar ansteigen lassen. Zusammen mit Placer würde der Verlust über 4 Milliarden US-Dollar betragen.

Die bereits bestehenden USD 3 Milliarden an offenen Goldverlusten in den Büchern von Barrick sind größer als die gesamten Gewinne, die das Unternehmen seit seiner Gründung erzielt hat. Meinem Wissen nach ist dies der größte Verlust mit Derivaten aller Zeiten. Ich bitte Sie darüber kurz einen Moment nachzudenken. Die Welt war kürzlich erregt über den chinesischen Verlust von 200 USD Millionen sowie im letzen Jahr über den Verlust von 500 USD Millionen durch Korruption bei China Aviation Fuel (Singapur). Barrick ist dabei einen Verlust von 560 USD Millionen durch Goldabsicherungsgeschäfte für ein Quartal zu berichten, 1 USD Milliarde für das Halbjahr und insgesamt annähernd 3 USD Milliarden. Und die Finanzwelt schaut weg.

Laut Yahoo! bewerten 18 von 20 covernden Analysten Barrick mit Halten, Kaufen oder Strong Buy und 2 als Verkaufen (Es gab keine Strong Sell Bewertungen). Dies bei einem Unternehmen das die größten offenen Buchverluste in der Geschichte hält. Wieso ist das so?

Ich denke es ist so, weil Barrick im einzigen was sie können erfolgreich sind. Versuchen die Goldshortpositionen herunterzuspielen und sie tief in ihren Finanzberichten zu verstecken. Sie haben in ihren Finanzberichten die Goldshortpositionen sogar schon in zwei Stücke aufgeteilt. Ich denke, dies ist gewollt um den Verlust kleiner aussehen zu lassen als er tatsächlich ist. Wobei sogar die Hälfte als größter alleiniger Handelsverlust in der Geschichte gelten muss.

Das Problem an der Goldshortposition von Barrick ist, dass sie zu groß ist um ohne große Konsequenzen, sowohl für den Goldmarkt als auch für das Unternehmen, eingedeckt oder zurückgekauft zu werden. Es wird ein Gesamtbetrag von annähernd 7 Milliarden US-Dollar benötigt um die Shortposition zurückzukaufen, es scheint für das Unternehmen zu kostspielig zu sein, die Position zurückzukaufen. Eine Schließung der Position würde das Unternehmen ebenfalls dazu zwingen, zuzugeben, dass die Transaktion dumm und in erster Linie schlecht beraten war. Das ist etwas wogegen die bekannte Arroganz des Unternehmens sprechen würde. Und mit 13 Millionen Unzen ist die Shortposition weit größer als das gesamte Gold, dass in den ETFs gehalten wird. Ein plötzlicher Goldrückkauf von 13 Millionen Unzen würde dem Goldmarkt sicherlich Flügel verleihen und damit auch dem Verlust von Barrick.

Was den Rekordverlust aus dem Derivatehandel von Barrick noch schockierender und bemerkenswerter macht, ist, dass dem Unternehmen ausreichend Zeit gegeben wurde und es wiederholt vor den, aus dem Ruder laufenden, Goldshortpositionen gewarnt wurde. Ich weiß dass es stimmt, weil ich sie persönlich gewarnt habe. In der Tat habe ich weit mehr getan als sie nur persönlich zu warnen. Ich warnte sie ebenfalls in der Öffentlichkeit. Und ich tat dies, als Gold unter USD 275 pro Unze lag. Zusätzlich warnte ich auch ihre Buchprüfer, die New Yorker Börse (wo Barrick als ABX gelistet ist), die amerikanische Börsenaufsicht (SEC) und die Commodity Futures Trading Commission (CFTC).

Mein wichtigster Beweggrund die Shortposition von Barrick zu attackieren war, dass ich fühlte, dass sie manipulativ auf den Gold- (und Silber-) Preis wirkt. Ich glaub das noch immer. Ich weiß, dass Barrick leugnet den Goldmarkt manipuliert zu haben, aber als sie die Position anlegten und verursachten, dass Millionen Unzen Gold auf den Markt kamen fiel der Goldpreis um fast 200 USD pro Unze und als sie aufhörten stieg der Preis um 200 USD. So einfach ist es.

Hier sind einige Artikel, die ich als Dokumentation für meine Behauptung anbiete. Sie entscheiden ob Barrick und die zuständigen Regulatoren adäquat vorgewarnt wurden.

www.gold-eagle.com/gold_digest_99/butler050599.html

www.gold-eagle.com/gold_digest_99/butler050699.html

www.butlerresearch.com/the_death_of_hedging.html

Gegenüber dem Unternehmen, den Rechnungsprüfern, der NYSE und der SEC behauptete ich, dass die gigantischen Goldshortpositionen die Aktionäre und die Belegschaft gefährden würden. Gegenüber der CFTC argumentierte ich, dass Barrick den Goldmarkt manipuliert und die Gesetzte des Rohstoffmarktes durch eine Shortposition in der Höhe mehrerer Jahresproduktionen, weit länger als die für Hedger bewilligten 12 Monate, umgeht. Ich war nicht erfolgreich darin das Unternehmen bzw. die Regulatoren davon zu überzeugen die Situation zu bereinigen.

Das ironische daran ist, dass wenn eine dieser Organisationen etwas getan hätte um diese blöde und manipulativ Shortposition zu schließen, Barrick um 3 Milliarden US-Dollar besser dastehen würde. Kleine Nebenbemerkung; ich habe öfters durchgedacht was wäre wenn Barrick meinen Ratschlag angenommen hätte, dann würde ich wahrscheinlich einen ansehnliche Provision für die Milliarden erhalten, die ich ihnen gerettet hätte.

Die Lehre hieraus ist, dass nur weil jemand die in einer hohen Position mit viel Verantwortung sitzt, dies noch lange nicht bedeutet, dass er das Richtige tut. Barrick und die Regulatoren lagen eindeutig falsch darin das Thema nicht anzugehen als Gold unter 300 USD lag. Es war und ist für ein Unternehmen falsch die Produktion von mehreren Jahren zu shorten. Zu viele böse Dinge können passieren. Das ist reiner Hausverstand.

Genauso wie es bei Silber falsch ist, dass es an der COMEX eine Shortposition höher als die gesamten Weltlagerbestände und höher als die gesamte Weltminenproduktion gibt. Es ist ebenso nur logisch, dass den Shortspekulanten schließlich etwas böses geschehne wird, egal was die Regulatoren sagen.

Nach dem niederträchtigen Experiment von Barrick, die Produktion von mehreren Jahren so offensichtlich zu shorten, sollte man glauben, dass dies nie wieder ein Unternehmen tun würde. Falsch. Apex Silber (SIL) tat es. Und sie taten es genau zur falschen Zeit. Genau genommen verkaufte Apex während des dritten Quartals zwei Jahresproduktion Zink und Blei sowie eine Halbjahresproduktion Silber. Am Schlusskurs vom 30. Dezember lag der Zinkpreis fast 40% über dem Kurs vom 30. September, und zusammen mit den guten Gewinnen von Blei und Silber setzte dies die Shortpositionen von Apex prompt unter Wasser. Sie müssten eine Schieflage von zig Millionen US-Dollar aufgebaut haben. Wir werden es sehen, wenn sie die Zahlen für das vierte Quartal veröffentlichen.

Und schauen Sie sich das an. Apex plant für die nächsten Jahre nicht wirklich irgendein Metall zu produzieren. Somit gibt es für das Unternehmen keinen Weg Material gegen die Leerverkäufe zu liefern, auch wenn sie es wollten. Was bringt die Vorstände von Minen dazu, solche großen Handelsrisiken einzugehen? Ich habe kein Anzeichen dafür gesehen, dass die Aktionäre vom Management fordern solch große Risiken einzugehen. Die Aktionäre wollen vom Management, dass sie die Produktion und die Reserven erhöhen und Gewinne zeigen, nicht das sie den Markt überlisten.

Die Absicht dieses Essays ist es nicht Barrick oder Apex zu pieksen, sondern etwas Konstruktives anzubieten. Erstens; sollten Sie in Minenunternehmen investieren, dann müssen Sie sich über die Hedgingposition des Unternehmens im Klaren sein. Sie dürfen nicht in ein Unternehmen investieren, das auf Hedging besteht; es gibt wenige Unternehmen die nicht hedgen. Minenunternehmen die hedgen haben laut meinem Wissensstand keine bessere Performance als jene die nicht hedgen. Außerdem investieren die meisten in Rohstoffunternehmen weil sie eben glauben, dass der Preis des Rohstoffs steigen wird. Den Rohstoff zu shorten beseitigt den Grund für das Rohstoffinvestment.

Zweitens; falls Sie Teil des Managements eines Minenunternehmens sind, dann sollten Sie hart und lange darüber nachdenken bevor Sie den Rohstoff, den Sie produzieren, shorten. Ihre Aktionäre wollen in der Regel nicht, dass Sie das tun und vieles geht schief. Ich kann mich nicht an irgendwelche Helden des Managements erinnern die hedgen. Und bitte erinnern Sie sich: Der Verkauf von mehr als einer tatsächlichen Jahresproduktion ist nicht hedging, es ist Glücksspiel.


© Theodore Butler

Exklusiv übersetzt für GoldSeiten.de. Das Original wurde am 03.01.2005 auf der Website www.investmentrarities.com veröffentlicht.

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