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EZB-Sitzung: Euro extrem

09.05.2014  |  Klaus Singer
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Die Methode der Fed ist die mit der direkteren Wirkung. Ihre Politik richtet sich an alle Wertpapierbesitzer, sie ist nicht darauf angewiesen, dass die Banken ihre Politik mittragen und etwa die zusätzliche Liquidität zur Ausweitung ihrer Kredittätigkeit nutzen. Allerdings wirkt auch die Rückabwicklung einer solchen QE-Politik direkter, wenn sie also die Papiere in ihrer Bilanz wieder verkauft. Wann das beginnen wird, darüber schweigt die Fed bis jetzt. Fed-Chefin Yellen sagte gestern bei einer Anhörung im US-Kongress lediglich, dass das mehrere Jahre (etwa fünf?) dauern würde.

Die EZB-Methode wirkt indirekt, sie ist davon abhängig, dass die Banken mitspielen und ihre bessere Liquiditätsausstattung in mehr Kredit für Unternehmen und Konsumenten umsetzen (Transmissionsmechanismen der Geldpolitik). Das haben die Banken jedoch nicht oder nur unzureichend getan, wie sich an der Kreditentwicklung in der Eurozone ablesen lässt. Stattdessen haben v.a. südeuropäische Banken kräftig in heimische Staatsanleihen investiert. Die Rückabwicklung der EZB-Maßnahmen ist einfacher, die EZB braucht die Kredite an die Geschäftsbanken einfach nicht mehr zu verlängern, die Auswirkungen sind ebenfalls indirekter und auch schwerer durch die EZB steuerbar.

Die EZB erwägt nun ein QE-Programm nach US-Vorbild. Sie ist sich aber selbst nicht sicher, ob solche Maßnahmen tatsächlich zu steigender Inflationsrate führen. Die Probleme beim Ausstieg stehen damit einer möglicherweise geringen Effizienz gegenüber.

Von der Liquiditätsausstattung der Finanzmärkte hängt es wesentlich ab, wie sich z.B. die Aktienkurse weiterentwickeln. Der TED-Spread (Differenz zwischen dem Dreimonats-Libor und der Rendite für 13-wöchige US-TBills (IRX)) zeigt Liquiditätsbewegungen. Mit zunehmender Liquidität der Banken steigt das Angebot am Geldmarkt, der Spread sinkt. Der große Liquiditätsschub startete zum Jahreswechsel 2011/2012, als der TED-Spread deutlich zu sinken begann. Sein aktuelles Niveau liegt etwa so wie Anfang 2013.

Ein Rückgang der Liquidität führt umgekehrt zu einem steigenden Spread; wenn Banken der weiteren Entwicklung im Bankensystem misstrauen, verkaufen sie Assets und schichten in TBills ("Parkplatz") um. In der Regel steigt der TED Spread auch bei einer Zunahme der Inflation, umgekehrt sinkt er mit nachlassendem Preisauftrieb.

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Nach TED-Spread (siehe rote interpolierende Geradenstücke - siehe Chart!) geht die Liquiditätsvermehrung aktuell noch mit geringer Dynamik weiter. Hier spiegelt sich die weiterhin expansive Geldpolitik der Fed wider. Ein Teil dieser zusätzlichen Liquidität suchte bislang Anlage im Euroraum, das bewirkte u.a. den Aufwertungsdruck auf die Gemeinschaftswährung.


Zurück zum Euro:

Beobachter erwarten nach einer Reuters-Umfrage mehrheitlich, dass sich die EZB ab 1,42 gegen Dollar zum Handeln veranlasst sieht (der Pegel ist im langfristigen Chart-Bild (siehe Chart!) "nicht unplausibel"). Die Gemeinschaftswährung ist zuletzt über eine langfristige Abwärtslinie ausgebrochen, bewegt sich aber in einem aufwärts gerichteten Keil. Wird diese Formation "regelgerecht" abgearbeitet, dürfte Euro gegen Dollar zumindest zunächst eher noch schwächer tendieren und die Ausbruchslinie aus Mitte 2008 ("grün" – siehe Chart!) erneut testen.

Vermutlich ist eine langfristige Entscheidung immer noch nicht gefallen.


Harvard-Professor Martin Feldstein schrieb in der zurückliegenden Woche, die meisten Probleme der Eurozone ließen sich "ganz einfach" mit einer Abwertung der Gemeinschaftswährung um 15% lösen. Dadurch würden Inflationsrate und Exporte steigen. Und wenn die Eurozone auf diese Art und Weise mehr Wachstum produziert, würden auch die Importe zulegen, und das würde z.B. der US-Wirtschaft nutzen. Die EZB soll demzufolge also am Devisenmarkt intervenieren, d.h. Euro verkaufen, andere Währungen kaufen. Es ist immer wieder frappierend zu sehen, wie mit einem Achselzucken empfohlen wird, massiv in Märkte einzugreifen, ohne sich über die Konsequenzen Gedanken zu machen. Wenn es ein anderes Mal passt, wird von denselben “Ratgebern” die Ideologie der "freien Märkte" hoch gehalten.


Erwähnte Charts, weiterführende Verweise und Quellenangaben können hier eingesehen werden: www.timepatternanalysis.de


© Klaus G. Singer
www.timepatternanalysis.de




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