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Welches Risiko gehen die Commercials bei ihren Silber-Short-Positionen ein?

08.01.2006  |  Dr. Dietmar Siebholz
Ich bin es gewohnt, offen für Gedanken und Anregungen anderer zu sein, es ist keine Schande, auf die Phantasie oder Kreativität konstruktiver Partner zu setzen. So danke ich meinen GATA-Partnern in den USA, dass sie mir einen Bericht eines Analysten mit Namen Timothy Silvers (Nomen est Omen!) übermittelten.

Herr Silvers hat sich die Mühe gemacht, eine Schätzung über die Höhe der vorgetragenen Verlust-Potentiale der Commercials, die so an die 85.000 Silber-Future-Kontrakte leer verkauft Haben, also short sind. Nur für nicht Fachleute: 85.000 Kontrakte umfassen 425.000.000 Unzen Silber, also zwischen 70% und 75% einer Jahresförderung an Silber. (Artikel: "No Correction Yet?" vom 03.01.2006)

Zwischenbemerkung: Es ist schon äußerst erstaunlich, dass angesichts einer derartigen nicht mit Sicherheiten und physischer Ware hinterlegten Leerposition noch keine staatliche Stelle eingegriffen hat; offenbar genießen die Leerverkäufer besondere Wertschätzung; nach den Regeln der Marktaufsichtsinstanzen müssten diese schon lange gegen diese Institutionen vorgehen.

Zurück zu dem Bericht des Herrn Silvers. Dieser kommt nach seiner Schätzung auf ein Verlustpotential der Commercials, also der Leerverkäufer auf derzeit ca. 1,6 Milliarden US-Dollar. Seine Erläuterungen, wie er dieses Verlustpotential ermittelt hat, haben mich nicht befriedigt. Ich habe eigene Ermittlungen angestellt.

Für Ihr Verständnis habe ich mich in die Lage eines Dauer-Leerverkäufers versetzt, der über ausreichende Sicherheiten und Liquidität verfügt, um seine Bestände nicht exekutieren zu müssen, sondern schlicht bis zum Ende durchhalten kann. Ferner habe ich die erheblichen Gewinnrealisierungen ausgeklammert, die die Leerverkäufer bei den von ihnen verursachten Preisstürzen im Silber durch partielles Eindecken ihre Short-Positionen erzielen konnten. Als Begründung führe ich aus, dass sie ja diese Preisstürze durch neue Leerverkäufe ausgelöst haben und die Gewinnrealisierung aus der Eindeckung der Leerverkäufe mit billigeren Rückkäufen lediglich zur Verbilligung ihrer rechnerischen Verluste verwendet haben könnten.

Durch diese Annahme bedingt, komme ich auf geringere Verlustvolumen als Herr Silvers.

Angenommen, ich wäre ein Commercial, der die gesamten Short-Positionen auf sich vereint und angenommen, ich würde die gleichzeitig abgeschlossenen Long-Positionen gegen die Summe meiner Short-Positionen aufrechnen, würde sich mein Verlustpotential wie folgt darstellen:

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Zugegeben, alle Imponderabilien der diffusen Marktbewegungen konnten in der Berechnung nicht berücksichtigt werden, aber der von mir ermittelte Wert stellt eine Größenordnung dar, die darlegt, dass eine weitere Aufwärtsentwicklung des Silberpreises den Druck auf die Leerverkäufer immens steigern wird.

Es darf auch nicht vergessen werden, dass ja nicht nur in den Futures solche Leerverkäufe stattgefunden haben, sondern auch bei der Führung der Metallkonten, bei denen nur ein Bruchteil der in den Metallkonten verbrieften Forderungen auf das Edelmetall mit tatsächlichem physischen Material unterlegt sein müssen und im Derivate- und Optionsbereich eine nahezu unbegreiflich hohe Zahl von Liefer- bzw. Ausgleichsansprüchen für Silber-Calls bestehen, die mit einem weiteren Anstieg des Silberpreises durchaus zu einer Bedrohung der Short-Institute führen können.

Schade, dass der alte (englische) Börsianer-Spruch heute nicht mehr seine Gültigkeit hat; der da (oder so ähnlich) lautet: "Who is selling, what is not his´n, has to deliver or go to the prison". - also "Wer was verkauft, was er nicht hat, muss es liefern oder darf ins Kittchen..."


© Dietmar Siebholz








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