Auf Gold setzen
10.01.2006 | Redaktion
Es gibt nur wenige Möglichkeiten, auf einen Bullenmarkt bei Gold zu setzen, und angeblich immer ein festes Ende. Der Dollarpreis des gelben Metalls wird sich zuerst in den Himmel erheben, dann einen Bogen zu einem fast vertikalen Crescendo schlagen und schließlich verglühen und als Supernova auf die Erde zurückkehren. Entweder das oder ein lang andauerndes, verzögertes Knirschen - ein zunehmendes Ansteigen im Lauf der Jahre, unterbrochen von einigen Spitzen und Gegenbewegungen, die uns in Atem halten werden. Oder vielleicht eine Kombination von Beidem, eine Hommage an die Disko-Ära - ein langjähriger Anstieg, an dessen Spitze der große Ruhm steht.
Aber ganz egal, was passieren wird, Gold wird irgendwann auf die Erde zurückkehren. Das feststehende Ende ist eine Rückkehr zur Normalität, was im Falle des Goldes der Ruhe entspricht. Alles in allem gilt: Was steigt muss auch wieder fallen. Nicht wahr? Das ist doch nur logisch. Das ist, womit alle rechnen. Doch was ist, wenn diesmal die Zukunft anders aussieht als die Vergangenheit? Was, wenn sich Gold zu unbekannten Höhen aufschwingt, die Grenze von Tausend Dollar für die Unze durchbricht und nie zu den Preisen zurückkehrt, von denen es kam.
Das wäre doch was, oder?
Normalerweise gilt, dass je mehr auf dem Spiel steht, desto weniger Freiheit hat man, die Punkte zu verbinden. Aber die Möglichkeit, ein weites Feld an Möglichkeiten absehen zu können, darunter auch die extremen und die unerwarteten, ist das Markenzeichen des außergewöhnlichen Traders oder Investors. Wenn man fragt, welche Charakterzüge ihn haben so erfolgreich werden lassen, dann sagt der legendäre Fondsmanager Bruce Kovner: "Ich habe die Fähigkeit, mir Zusammensetzungen der Welt vorzustellen, die anders aussehen, als die heutigen und ich glaube, dass es wirklich passieren könnte." In diesem Sinne, legte er auch die Fundamente für ein goldenes Szenario ... und man kann kaum die Aussichten für Gold diskutieren, ohne sich zuerst den Dollar anzusehen.
Trotz all des Pessimismus und des ablehnenden Geredes der letzten Jahre, zeigen die Zahlen des IWF, dass der Dollar immer noch fast Zweidrittel der Devisenbestände im Ausland ausmacht. Das hat sich tief ins Bewusstsein eingeprägt.
Warum ist der Dollar so beliebt? Was ist es, das Amerika freie Hand gibt, die Verschuldung in der eigenen Währung zu regeln, immer mehr davon zu drucken ohne jemanden fragen zu müssen und finanzielle Launen über die ganze Welt zu verbreiten. Es gibt momentan fünf Faktoren, die den Dollar als Weltreservewährung interessant machen. Ich will mich mit jedem davon im Folgenden kurz auseinander setzen.
Erstens: Das Land, das die Währung herausgibt, muss eine militärische Vormachtstellung haben. Die Logik ist einfach: Man hält eine Reservewährung für Krisenzeiten. Kriege sind Krisenzeiten. Man will sicher gehen, dass man im Fall eines Krieges in der Lage sein wird, die besten Waffen zu kaufen ... und man will auch sicher sein, dass die Waffen geliefert werden.
Zweitens: Das Land, das die Währung herausgibt muss technologisch die Nase vorn haben.
Drittens: Das Land, das die Währung herausgibt, muss in der Landwirtschaft ganz vorne mitspielen, so dass im seltenen Fall einer Krise, die Reserven in Lebensmittel verwandelt werden können, um die eigene Bevölkerung zu ernähren.
Viertens: Das Land, das die Währung ausstellt, muss finanziell ausgereift sein (d.h. es müssen sich dort die Finanzmärkte entwickelt haben), so dass das betroffene Land im Fall einer Krise die Möglichkeit hat, Geld aus den Finanzmärkten zu beschaffen.
Unter dieser Darstellung, ist der Dollar mehr als nur eine Verpflichtung der USA auf dem Papier; hinter dieser Verpflichtung steht die physische Stärke des amerikanischen Militärs und die finanzielle Stärke der amerikanischen Wirtschaft. Das bietet kleineren Ländern, die leichter zu Opfern politischer Unruhen, militärischer Konflikte oder wirtschaftlicher Schocks werden, eine gewisse Sicherheit. Wenn die örtlichen Zahlungsmittel hin- und hergeschleudert werden, ist es gut, einen Stapel Dollar in der Hand zu haben.
Der Sicherheitsfaktor betont auch, warum der Euro, der Yen und der Yuan Anwärter auf diesen Thron sind. Aber obwohl sie alle ausreichend wirtschaftliches Gewicht haben, sind Europa und Japan nicht in der Lage militärische Macht zu zeigen, die einen Unterschied machen würde. Ganz zu schweigen von der Möglichkeit, die USA militärisch herauszufordern. Und wenn China militärisch auch vielleicht in Fahrt kommt, kommen die Finanzstrukturen und die Kapitalmärkte, was Tiefe, Weite und Stabilität anbelangt, nicht einmal in die Nähe dessen, was nötig wäre, um den Status einer Reservewährung für den Yuan zu sichern.
Das zweite Element, das den Dollars als Reservewährung festsetzt, ist die allgemeine Akzeptanz desselben. Man könnte tatsächlich an dieser Stelle einen alten Werbeslogan einer Kreditkartenfirma wieder hervorholen: "Greenbacks – they´re everywhere you want to be." (Die grünen Scheine sind überall, wo Sie sie gerade brauchen.) Ob als Steuerberater im Togo, als Gewürzhändler auf den Malediven oder als Drogenkurier der albanischen Mafia in Montenegro, Sie werden den Dollar annehmen. Es gibt kein besseres Zeugnis für die weit verbreitete Akzeptanz des Dollars, als seine enthusiastische Billigung im organisierten Verbrechen. Haben Sie einen Hundertdollarschein im Portemonnaie? Dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Spuren von Kokain darauf zu finden sind. Der Dollar fungiert auch als Mittler zwischen Gruppen, die sonst Probleme hätten Transaktionen auszuführen. Wenn ich Schekel habe und sie Kopeken, dann kann sich der Handel schon mal schwierig gestalten - ich werfe einen zweifelnden Blick auf Ihr Tauschmittel und Sie auf meines. Wenn wir die Transaktionen mit Dollars durchführen, dann ist das Problem schnell gelöst. Der Dollar ist also ein Mittler zwischen weniger liquiden Währungen und ölt so die Rädchen des Welthandels.
Das Dritte Element ist der Netzwerk Effekt, bei dem der Wert einer Sache mit der Anzahl der Nutzer steigt. Je weiter der Dollar verbreitet ist, desto mehr Leute werden bereit sein, ihn zu verwenden und damit seinen Wettbewerbsvorteil als Tauschmittel ausbauen. Irgendwann wird die Herrschaft über den Markt so stark sein, dass es für Wettbewerber schwer wird, Fuß zu fassen. Das Phänomen lässt sich auch mit dem Ausdruck "Wer hat, dem wird gegeben", übersetzen.
Der Vierte Platz bei der Hitparade des Dollars ist die Bereitschaft der Amerikaner als Geldausgeber der letzten Instanz zu dienen. Sie haben vielleicht schon gehört, dass die USA von den Experten oft als "Wachstumsmotor der Erde" bezeichnet werden." Als Herausgeber der Reservewährung der Welt hat Amerika viele Privilegien, das wichtigste ist die finanzielle Autonomie. Mit diesen Privilegien kommen aber auch Verpflichtungen. In düsteren Zeiten erwartete man vom Anführer vorzutreten und falls nötig Defizite in Kauf zu nehmen, bis das weltweite Wachstum wieder läuft. Diejenigen, die das gegenwärtige Leistungsbilanzdefizit der USA für gutartig halten, argumentieren, dass es genau das sei, was die USA in letzter Zeit unternommen haben. Sie geben mehr aus um so die schwache Nachfrage andernorts auszugleichen. Man ist eben einfach nur ein verantwortungsbewusster Weltbürger, keine Ursache. Ein großer Teil der amerikanischen Kaufkraft wurde erst durch kreative finanzielle Erneuerungen und durch tiefe Kapitalmärkte möglich. Die Europäer sind jedoch nicht annähernd so gut in der Lage, ihre Wohnhäuser in Bargeld zu verwandeln, während sie immer noch in ihnen wohnen. Und während sich immer mehr Länder auf den erstaunlichen Appetit der USA verlassen, zirkulieren immer mehr Dollar in der Welt.
Und zu guter Letzt, bereitet auch die gute alte Trägheit den Thron für den Dollar vor. Wenn die Dinge lange Zeit immer gleich waren, dann ist es schwer, einen Wandel herbeizuführen. Ein Beispiel, das einem dazu sofort einfällt, ist die Ingenieursgeschichte mit dem Titel; "Standards halten ewig", in der die Angaben für das Space Shuttle bis zu den Radabständen des römischen Kriegswagens zurückverfolgt werden. So viele notwendige Güter und Dienstleistungen werden heute in Dollar ausgezeichnet und so viele Transaktionen werden traditionell in Dollar durchgeführt, dass es fast unmöglich wäre, einen Wandel koordinieren.
Wie soll also der König gestürzt werde. Es gibt nur sehr wenig, was sich als Beispiel aus der Vergangenheit hinzuziehen ließe. Der Economist verweist auf den letzten Regimewechsel.
"Das Pfund war in der Zeit des Goldstandards König. Aber in den Jahren nach 1914 verwandelte sich Großbritannien vom reinen Kreditgeber zum reinen Schuldner und bis 1920 war der Dollar die einzige Währung, die sich noch in Gold verwandeln ließ. (Das Pfund kehrte 1925 zum Gold zurück.) Zwei kostenintensive Kriege und zwei Phasen der Währungsentwertung in Großbritannien später war der Dollar die unangefochtene Nummer Ein der Reservewährungen."
Zugegeben, es brauchte zwei Weltkriege und eine Weltwirtschaftskrise um das Pfund von seinem Thron zu stürzen. Das ist ziemlich viel verlangt. Kein Wunder, dass man allgemein davon ausgeht, dass König Dollar den Thron halten wird. Aber trotz all der Argumente, die für den Dollar sprechen, hat doch die Herrschaft der amerikanischen Weltwährung ordentlich Schlagseite bekommen durch die verschwenderische Politik Amerikas. Während es eine Reihe von außerordentlichen Ereignissen im Laufe von Jahrzehnten bedurfte, um das Pfund von seinem Platz zu vertreiben, hat Großbritannien jedoch zu keiner Zeit das Geld anderer mit einer solchen Nachlässigkeit ausgegeben wie Amerika den Dollar heute.
Um es einfach auszudrücken: Die USA haben ihre eigene finanzielle Glaubwürdigkeit mit dem Vorschlaghammer bearbeitet. Der amerikanische Verbraucher ist glücklich bis über beide Ohren verschuldet und verlässt sich auf weitere Schätzungen seines Hauses, um sich wieder freizukaufen. Gleichzeitig lässt einem die immer stärkere Beschleunigung der amerikanischen Regierungsausgaben den Mund offen stehen. Die gegenwärtige Regierung scheint weniger von finanziellem Verantwortungsbewusstsein begriffen zu haben, als ein 16-jähriges Mädchen, das mit der Kreditkarte ihres Vaters unterwegs ist.
© Justice Litle
Quelle: Auszug aus dem kostenlosen Newsletters "Trader´s Daily"
Aber ganz egal, was passieren wird, Gold wird irgendwann auf die Erde zurückkehren. Das feststehende Ende ist eine Rückkehr zur Normalität, was im Falle des Goldes der Ruhe entspricht. Alles in allem gilt: Was steigt muss auch wieder fallen. Nicht wahr? Das ist doch nur logisch. Das ist, womit alle rechnen. Doch was ist, wenn diesmal die Zukunft anders aussieht als die Vergangenheit? Was, wenn sich Gold zu unbekannten Höhen aufschwingt, die Grenze von Tausend Dollar für die Unze durchbricht und nie zu den Preisen zurückkehrt, von denen es kam.
Das wäre doch was, oder?
Normalerweise gilt, dass je mehr auf dem Spiel steht, desto weniger Freiheit hat man, die Punkte zu verbinden. Aber die Möglichkeit, ein weites Feld an Möglichkeiten absehen zu können, darunter auch die extremen und die unerwarteten, ist das Markenzeichen des außergewöhnlichen Traders oder Investors. Wenn man fragt, welche Charakterzüge ihn haben so erfolgreich werden lassen, dann sagt der legendäre Fondsmanager Bruce Kovner: "Ich habe die Fähigkeit, mir Zusammensetzungen der Welt vorzustellen, die anders aussehen, als die heutigen und ich glaube, dass es wirklich passieren könnte." In diesem Sinne, legte er auch die Fundamente für ein goldenes Szenario ... und man kann kaum die Aussichten für Gold diskutieren, ohne sich zuerst den Dollar anzusehen.
Trotz all des Pessimismus und des ablehnenden Geredes der letzten Jahre, zeigen die Zahlen des IWF, dass der Dollar immer noch fast Zweidrittel der Devisenbestände im Ausland ausmacht. Das hat sich tief ins Bewusstsein eingeprägt.
Warum ist der Dollar so beliebt? Was ist es, das Amerika freie Hand gibt, die Verschuldung in der eigenen Währung zu regeln, immer mehr davon zu drucken ohne jemanden fragen zu müssen und finanzielle Launen über die ganze Welt zu verbreiten. Es gibt momentan fünf Faktoren, die den Dollar als Weltreservewährung interessant machen. Ich will mich mit jedem davon im Folgenden kurz auseinander setzen.
Erstens: Das Land, das die Währung herausgibt, muss eine militärische Vormachtstellung haben. Die Logik ist einfach: Man hält eine Reservewährung für Krisenzeiten. Kriege sind Krisenzeiten. Man will sicher gehen, dass man im Fall eines Krieges in der Lage sein wird, die besten Waffen zu kaufen ... und man will auch sicher sein, dass die Waffen geliefert werden.
Zweitens: Das Land, das die Währung herausgibt muss technologisch die Nase vorn haben.
Drittens: Das Land, das die Währung herausgibt, muss in der Landwirtschaft ganz vorne mitspielen, so dass im seltenen Fall einer Krise, die Reserven in Lebensmittel verwandelt werden können, um die eigene Bevölkerung zu ernähren.
Viertens: Das Land, das die Währung ausstellt, muss finanziell ausgereift sein (d.h. es müssen sich dort die Finanzmärkte entwickelt haben), so dass das betroffene Land im Fall einer Krise die Möglichkeit hat, Geld aus den Finanzmärkten zu beschaffen.
Unter dieser Darstellung, ist der Dollar mehr als nur eine Verpflichtung der USA auf dem Papier; hinter dieser Verpflichtung steht die physische Stärke des amerikanischen Militärs und die finanzielle Stärke der amerikanischen Wirtschaft. Das bietet kleineren Ländern, die leichter zu Opfern politischer Unruhen, militärischer Konflikte oder wirtschaftlicher Schocks werden, eine gewisse Sicherheit. Wenn die örtlichen Zahlungsmittel hin- und hergeschleudert werden, ist es gut, einen Stapel Dollar in der Hand zu haben.
Der Sicherheitsfaktor betont auch, warum der Euro, der Yen und der Yuan Anwärter auf diesen Thron sind. Aber obwohl sie alle ausreichend wirtschaftliches Gewicht haben, sind Europa und Japan nicht in der Lage militärische Macht zu zeigen, die einen Unterschied machen würde. Ganz zu schweigen von der Möglichkeit, die USA militärisch herauszufordern. Und wenn China militärisch auch vielleicht in Fahrt kommt, kommen die Finanzstrukturen und die Kapitalmärkte, was Tiefe, Weite und Stabilität anbelangt, nicht einmal in die Nähe dessen, was nötig wäre, um den Status einer Reservewährung für den Yuan zu sichern.
Das zweite Element, das den Dollars als Reservewährung festsetzt, ist die allgemeine Akzeptanz desselben. Man könnte tatsächlich an dieser Stelle einen alten Werbeslogan einer Kreditkartenfirma wieder hervorholen: "Greenbacks – they´re everywhere you want to be." (Die grünen Scheine sind überall, wo Sie sie gerade brauchen.) Ob als Steuerberater im Togo, als Gewürzhändler auf den Malediven oder als Drogenkurier der albanischen Mafia in Montenegro, Sie werden den Dollar annehmen. Es gibt kein besseres Zeugnis für die weit verbreitete Akzeptanz des Dollars, als seine enthusiastische Billigung im organisierten Verbrechen. Haben Sie einen Hundertdollarschein im Portemonnaie? Dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Spuren von Kokain darauf zu finden sind. Der Dollar fungiert auch als Mittler zwischen Gruppen, die sonst Probleme hätten Transaktionen auszuführen. Wenn ich Schekel habe und sie Kopeken, dann kann sich der Handel schon mal schwierig gestalten - ich werfe einen zweifelnden Blick auf Ihr Tauschmittel und Sie auf meines. Wenn wir die Transaktionen mit Dollars durchführen, dann ist das Problem schnell gelöst. Der Dollar ist also ein Mittler zwischen weniger liquiden Währungen und ölt so die Rädchen des Welthandels.
Das Dritte Element ist der Netzwerk Effekt, bei dem der Wert einer Sache mit der Anzahl der Nutzer steigt. Je weiter der Dollar verbreitet ist, desto mehr Leute werden bereit sein, ihn zu verwenden und damit seinen Wettbewerbsvorteil als Tauschmittel ausbauen. Irgendwann wird die Herrschaft über den Markt so stark sein, dass es für Wettbewerber schwer wird, Fuß zu fassen. Das Phänomen lässt sich auch mit dem Ausdruck "Wer hat, dem wird gegeben", übersetzen.
Der Vierte Platz bei der Hitparade des Dollars ist die Bereitschaft der Amerikaner als Geldausgeber der letzten Instanz zu dienen. Sie haben vielleicht schon gehört, dass die USA von den Experten oft als "Wachstumsmotor der Erde" bezeichnet werden." Als Herausgeber der Reservewährung der Welt hat Amerika viele Privilegien, das wichtigste ist die finanzielle Autonomie. Mit diesen Privilegien kommen aber auch Verpflichtungen. In düsteren Zeiten erwartete man vom Anführer vorzutreten und falls nötig Defizite in Kauf zu nehmen, bis das weltweite Wachstum wieder läuft. Diejenigen, die das gegenwärtige Leistungsbilanzdefizit der USA für gutartig halten, argumentieren, dass es genau das sei, was die USA in letzter Zeit unternommen haben. Sie geben mehr aus um so die schwache Nachfrage andernorts auszugleichen. Man ist eben einfach nur ein verantwortungsbewusster Weltbürger, keine Ursache. Ein großer Teil der amerikanischen Kaufkraft wurde erst durch kreative finanzielle Erneuerungen und durch tiefe Kapitalmärkte möglich. Die Europäer sind jedoch nicht annähernd so gut in der Lage, ihre Wohnhäuser in Bargeld zu verwandeln, während sie immer noch in ihnen wohnen. Und während sich immer mehr Länder auf den erstaunlichen Appetit der USA verlassen, zirkulieren immer mehr Dollar in der Welt.
Und zu guter Letzt, bereitet auch die gute alte Trägheit den Thron für den Dollar vor. Wenn die Dinge lange Zeit immer gleich waren, dann ist es schwer, einen Wandel herbeizuführen. Ein Beispiel, das einem dazu sofort einfällt, ist die Ingenieursgeschichte mit dem Titel; "Standards halten ewig", in der die Angaben für das Space Shuttle bis zu den Radabständen des römischen Kriegswagens zurückverfolgt werden. So viele notwendige Güter und Dienstleistungen werden heute in Dollar ausgezeichnet und so viele Transaktionen werden traditionell in Dollar durchgeführt, dass es fast unmöglich wäre, einen Wandel koordinieren.
Wie soll also der König gestürzt werde. Es gibt nur sehr wenig, was sich als Beispiel aus der Vergangenheit hinzuziehen ließe. Der Economist verweist auf den letzten Regimewechsel.
"Das Pfund war in der Zeit des Goldstandards König. Aber in den Jahren nach 1914 verwandelte sich Großbritannien vom reinen Kreditgeber zum reinen Schuldner und bis 1920 war der Dollar die einzige Währung, die sich noch in Gold verwandeln ließ. (Das Pfund kehrte 1925 zum Gold zurück.) Zwei kostenintensive Kriege und zwei Phasen der Währungsentwertung in Großbritannien später war der Dollar die unangefochtene Nummer Ein der Reservewährungen."
Zugegeben, es brauchte zwei Weltkriege und eine Weltwirtschaftskrise um das Pfund von seinem Thron zu stürzen. Das ist ziemlich viel verlangt. Kein Wunder, dass man allgemein davon ausgeht, dass König Dollar den Thron halten wird. Aber trotz all der Argumente, die für den Dollar sprechen, hat doch die Herrschaft der amerikanischen Weltwährung ordentlich Schlagseite bekommen durch die verschwenderische Politik Amerikas. Während es eine Reihe von außerordentlichen Ereignissen im Laufe von Jahrzehnten bedurfte, um das Pfund von seinem Platz zu vertreiben, hat Großbritannien jedoch zu keiner Zeit das Geld anderer mit einer solchen Nachlässigkeit ausgegeben wie Amerika den Dollar heute.
Um es einfach auszudrücken: Die USA haben ihre eigene finanzielle Glaubwürdigkeit mit dem Vorschlaghammer bearbeitet. Der amerikanische Verbraucher ist glücklich bis über beide Ohren verschuldet und verlässt sich auf weitere Schätzungen seines Hauses, um sich wieder freizukaufen. Gleichzeitig lässt einem die immer stärkere Beschleunigung der amerikanischen Regierungsausgaben den Mund offen stehen. Die gegenwärtige Regierung scheint weniger von finanziellem Verantwortungsbewusstsein begriffen zu haben, als ein 16-jähriges Mädchen, das mit der Kreditkarte ihres Vaters unterwegs ist.
© Justice Litle
Quelle: Auszug aus dem kostenlosen Newsletters "Trader´s Daily"