Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Chinas Finanzierungsgeschäfte, Rohstoffpreise und Bankkredite

07.06.2014  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
China importiert etwa fünf Millionen Tonnen Kupfer jährlich (das entspricht etwa 40 Prozent der weltweiten Kupfernachfrage), und es gibt Schätzungen, dass davon 250.000 bis eine Millionen Tonnen als Pfand für sogenannte Finanzierungsgeschäfte ("Financial deals") gehalten werden; genaue Zahlen sind jedoch nicht bekannt.

Open in new window

Was sind das für Finanzierungsgeschäfte? Im einfachsten Fall kauft der chinesische Importeur im Ausland Kupfer, hinterlegt einen Teil davon als Pfand ("Collateral") und erhält dafür von der Bank einen kurzfristigen Kredit zu attraktiven Konditionen ("Cash for Copper"). Mit dem geliehenen Geld kann er den Kupferimport bezahlen, ein en Teil des Kupfers im Inland verkaufen und mit den Einnahmen seine Investitionen finanzieren, etwa im heimischen Bau- und Immobiliensektor.

Es ist zu vermuten, dass neben Kupfer auch andere Rohstoffe, einschließlich Edelmetalle, für Finanzierungsgeschäfte verwendet werden.

Mittlerweile will die chinesische Regierung jedoch das heimische Kreditwachstum drosseln und das "Schattenbanksystem" enger an die Kette legen. Zudem hat der Renminbi-Wechselkurs seit Februar 2014 aufgewertet und Kapitalimporte nach China vermindert. Insgesamt hat sich dadurch die Attraktivität der Finanzierungsgeschäfte verschlechtert.

Dadurch dürfte sich tendenziell auch die Nachfrage nach Rohstoffen, die als Sicherheiten für Finanzierungsgeschäfte verwendet werden, abschwächen, mit der Folge, dass die Rohstoffpreise nachgeben. Sicherlich sorgen auch Spekulationen über mögliche Rückabwicklungen von Finanzierungsgeschäften, die kurzfristig das Rohstoffangebot merklich erhöhen könnten, für zusätzlichen Abwärtsdruck auf die Preise.

Aus Mangel an verlässlichen Informationen vor allem über die Größe der Finanzierungsgeschäfte und der verwendeten Besicherungen lässt sich keine wirklich belastbare Einschätzung geben, wie ausgeprägt die Wirkungen auf die Rohstoffmärkte und insbesondere die Edelmetallmärkte ausfallen könnten.

Eine wichtige Entwicklung dabei wird jedoch die Bankkreditexpanision in China sein. So hat zum Beispiel das Wachstum der kurzfristigen Bankkredite seit Ende 2011 merklich abgenommen. Dies könnte ein Indiz sein, dass sich die Kreditmarktkonditionen insbesondere für kurzfristige Handels - und Finanzierungsgeschäfte verspannt haben.

Sollte sich das chinesische Kreditangebot merklich verknappen, so wäre das eine schlechte Indikation für den Kupfermarkt, möglicherweise aber auch für andere Segmente im Rohstoffmarkt.


Kurze Goldleihezinsen deuten auf starke physische Nachfrage

Im Goldleihemarkt sind die kurzfristigen Zinsen ("GOFO-Rates") nach wie vor nahe an der Nulllinie, zuweilen auch darunter. Dies legt den Schluss nahe, dass zumindest die kurzfristige Nachfrage nach physischem Material weiterhin ausgeprägt sein dürfte.

Open in new window


Die Weißmetalle

Platin und Palladium dürften weiterhin attraktiv sein für Edelmetallinvestoren. Dennn nach wie vor sind beide Weißmetalle durch eine solide fundamentale Entwicklung getrieben. Die Angebots - wie auch die Nachfrageseite geben weiterhin Anlass für die Erwartung, dass die Preise im Trendverlauf weiter steigen könnten.

Allerdings sollte der Investor im Auge behalten, dass nun auch die institutionelle Nachfrage durch Platin- und Palladium-ETFs merklich angezogen hat. Das kann in der kurzen Frist durchaus Preisdruck nach oben bedeuten, es birgt jedoch auch die Gefahr, dass die Preise kurzfristig auch stark korrigieren können, wenn sich das "schnelle Geld" wieder abwendet.

Open in new window

© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"