Bullische Rekord-Leerverkäufe bei Edelmetallen
11.06.2014 | Adam Hamilton
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Sie können den steilen Ansprung oben als rote Linie sehen, die gesamten Short-Futures von Goldspekulanten. Ich konnte mich nicht an solch einen massiven Leerverkaufsansturm erinnern, also sah ich mir die CoT-Daten bis 1999 zurück an. In diesen 15,4 Jahren, welche das Ende des letzten säkularen Bärenmarkts umfassten und diesen gesamten säkularen Bullenmarkt, war dies der größte wöchentliche Sprung der Leerverkäufe von Goldfutures-Spekulanten überhaupt! Es könnte sogar ein Allzeitrekord sein, so extrem war er.Tatsächlich stiegen die Gold-Short-Futures von Spekulanten seit 1999 nur zweimal um mehr als 25.000 Kontrakte in einer Woche. Beide Male waren letztes Jahr, Mitte Februar und Mitte November. Während dieser kleineren Episoden extremer Leerverkäufe (30.100 und 27.900 Kontrakte) fiel der Goldkurs in der jeweiligen CoT-Woche um 2,8% und 3,3%. Dennoch fiel das Metall gerade einmal 2,3% in der jüngsten rekordartigen CoT-Woche.
Die Tatsache, dass extreme Futures-Leerverkäufe einen nachlassenden Einfluss auf den Goldpreis hatten, war eine angenehme Überraschung. Bedenkt man den weit verbreiteten Hyper-Pessimismus, der Gold aktuell heimsucht und die völlige Vernachlässigung durch westliche Investoren, würde man erwarten, dass ein rekordartiger Leerverkaufs-Angriff durch Futures-Spekulanten einen crashartigen Absturz auslösen würde. Aber stattdessen ließ Gold nur etwa 2% nach, keine große Bewegung, selbst in unmittelbarer Nähe zu Tiefpunkten.
Warum? Gold hat dieses Jahr mit Boden- und Basisbildung verbracht. Zum ersten Mal erzielte es Ende letzten Junis 1.200 $ und wurde seitdem nicht viel tiefer gehandelt, trotz des starken Gegenwinds aufgrund der anhaltenden Loslösung der Aktienmärkte durch die Fed. Man kann diese Boden- und Basisbildung oben sehr deutlich am GLD-Anteilspreis erkennen. Und jedes Mal, wenn Gold widersteht, zu neuen bedeutenden Tiefen durchzubrechen, sind weniger US-amerikanische Futures-Spekulanten bereit, erneut zu shorten.
Ihre gesamten Gold-Short-Positionen erreichten damals Anfang Juli rekordartige 178.900 Kontrakte nach diesen anfänglichen Goldtiefen. Und dieser massive Shortanstieg zerschmetterte die Gold- und GLD-Preise. Tatsächlich waren während des gesamten letzten Jahres der wichtigste und dominanteste Einfluss für den GLD die Leerverkäufe US-amerikanischer Goldfutures-Spekulanten und deren anschließende Eindeckung. Es kam zu einer fast perfekten inversen Beziehung zwischen ihren gesamten Short-Positionen und dem GLD-Kurs!
Wenn man also wissen möchte, wohin sich Gold und der GLD bewegen, muss man die Leerverkäufe der Spekulanten betrachten. Sie mussten aggressiv decken, nachdem sich ihre extremen Wetten Ende Juli nicht auszahlten, was Gold steil nach oben trieb. Dann begannen sie Ende letzten Jahres wieder, ihre Shorts auf 150.000 Kontrakte zu erhöhen, in Erwartung, dass die Fed mit einer Reduzierung ihrer QE3-Anleihemonetisierung beginnen würde. Sie gingen davon aus, dass sowohl QE3 als auch das Ende von QE3 bärisch für Gold wären!
Dennoch war diese Wette erneut spektakulär falsch, also mussten sie bald wieder eindecken, was den steilen Anstieg von Gold und den GLD-Anteilen Anfang 2014 antrieb. Trotz all ihrer Raffinesse sind die herdenartigen Wetten US-amerikanischer Futures-Spekulanten auf Gold ein mächtiger Querdenker-Indikator. Genau dann, wenn sie am pessimistischsten sind, die meisten Short-Gesamtpositionen und wenigsten Long-Positionen aufweisen, steht Gold kurz vor bedeutenden neuen Anstiegen.
Der jüngste rekordartige Anstieg der Goldfutures-Short-Positionen von Spekulanten in der vorletzten Woche erhöhte ihre gesamten Short-Positionen lediglich auf 121.400 Kontrakte, weit unter den letzten zwei Spitzen. Falls Gold bald von hier aus ansteigt - was es eindeutig sollte, bedenkt man diese enormen neuen Short-Positionen, die bald eingedeckt werden müssen - werden diese Spitzen bei den Shorts der Spekulanten einen bedeutenden Abwärtstrend bilden. Jedes Mal, wenn Gold tiefer sinkt, sind immer weniger Spekulanten bereit, dagegen zu wetten.
Und das ergibt Sinn, da sich Gold im letzten Jahr trotz enormer, anhaltender Liquidation der GLD-Bestände im zweiten Halbjahr 2013 stabilisierte. Das bedeutet, dass es dort draußen große Käufer gibt, die dieses Angebot aufsagen - östliche Investoren. Während US-Amerikaner törichterweise gerne niedrig verkaufen und hoch kaufen, derzeit billiges Gold hassen und die gefährlich überbewerteten Aktienmärkte lieben, spielen die Asiaten dieses Spiel auf die entgegengesetzte, kluge Weise.
Interessanterweise werden nicht alle US-amerikanischen Futures-Spekulanten von Gruppendenken und Herdenmentalität geblendet. Ein Großteil der Händler hat das ganze Jahr über seine Goldfutures-Positionen auf der Long-Seite erhöht, was sich oben in der grünen Linie zeigt. Tatsächlich fügten sie letzte Woche, als ihre Kollegen 30.500 Goldfutures-Kontrakte leerverkauften, 3.100 Long-Kontrakte hinzu. Das waren ernstzunehmende Querdenkerkäufe, bedenkt man den Sturz von Gold!
Angesichts dessen, dass die Legionen pessimistischer Futures-Spekulanten während dreier wichtiger Begebenheiten im letzten Jahr daran scheiterten, Gold auf neue Tiefpunkte zu drücken, gehe ich davon aus, dass sich ihr Eifer, dieses angeschlagene, verhasste Metall leerzuverkaufen, bald auflösen wird. Und sobald sie mit Eindeckungen beginnen, werden sich ihre Käufe selbst verstärken. Je mehr Goldfutures-Kontrakte zur Eindeckung bestehender Shorts gekauft werden, umso schneller steigt der Goldpreis und umso größer wird der Druck auf andere Händler, ebenfalls ihre Shorts einzudecken.
Und auch wenn die gesamten Shorts der Spekulanten derzeit nicht annähernd an den Rekord vom letzten Juli heranreichen, steht immer noch eine norme Shorteindeckung aus. Während der normalen Jahre zwischen 2009 und 2012, vor der letztjährigen extremen Goldanomalie, beliefen sich die gesamten Short-Futures US-amerikanischer Goldspekulanten im Durchschnitt auf lediglich 65.400 Kontrakte. Für eine bloße Mittelwertrückkehr vom aktuellen Punkt aus müssten sie kaufen, um 56.000 Kontrakte rinzudecken, was das Gegenstück von 174,2 t Gold ist!
Und eine Mittelwertrückkehr nach Extremen endet nur selten beim Durchschnitt, sie überschießt normalerweise in die entgegengesetzte Richtung. Daher werden wir wahrscheinlich die gesamten Shorts der Spekulanten auf deutlich unter 50.000 Kontrakte sehen, nachdem die kommende Shorteindeckung ihren Weg gegangen ist. Zusätzlich sind die gesamten Long-Futures der Goldspekulanten mit 200.000 Kontrakten auch weiterhin deutlich unter dem durchschnittlichen Level von 288.500 Kontrakten zwischen 2009 und 2012. Eine Mittelwertrückkehr dorthin bedeutet weitere 275,2 t Goldkäufe.
Wenn also US-amerikanische Goldfutures-Spekulanten im kommenden Jahr etwa ihre extrem bärischen Wetten auflösen und zum Mittelwert zurückkehren werden, reden wir von umwerfenden 449,4 t Käufen allein von dieser Seite. Das liegt nicht weit unterhalb der einmaligen GLD-Rekordliquidation 2013 von 552,6 t, welche für fast sechs Siebtel des gesamten Rückgangs in der globalen Goldnachfrage verantwortlich war, was den Goldkurs im letzten Jahr um 27,9% nach unten drückte. Große Zuwächse stehen bevor.
Und sobald die Mittelwertrückkehr durch die Futures-Käufe der Spekulanten entscheidend beginnt, werden andere Investoren dazustoßen. Wir werden großen Überkaufdruck auf die GLD-Anteile durch US-amerikanische Aktienhändler erleben, wenn sie sich wieder bei Gold beteiligen wollen und einen Anstieg der westlichen physischen Nachfrage. Bedeutende Goldanstiege beginnen mit Futures-Shorteindeckungen, wachsen weiter durch Futures-Long-Käufe und verstärken sich dann, wenn die richtigen Investoren zurückkehren.
Während Gold im letzten Jahr niedrig war und eine Basis bildete, erging es Silber in mancher Hinsicht wesentlich schlimmer. Das extrem volatile Silber ist so etwas wie ein Messinstrument für die Goldstimmung. Spekulanten und Investoren begeistern sich nur dann wieder für Silberkäufe, wenn Gold bereits steigt - Gold beeinflusst Silber. Und die gleiche CoT-Grafik für Silberfutures-Positionen der Spekulanten und den führenden Silber-ETF SLV verdeutlicht die extremen Futures-Leerverkäufe letzte Woche sogar noch mehr.