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Angebotsschock bei Platin

13.06.2014  |  Peter Schiff
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Während Investoren aus dem Osten physisches Platin in Form von Schmuck erwerben, strömt man im Westen in die relativ jungen Exchange-Traded Funds (ETF), die mit diesem Metall hinterdeckt sind. Platin-ETF gibt es erst seit 2007, der erste südafrikanische Platin-ETF wird erst seit letztem Jahr betrieben. 2013 stiegen die von ETFs gehaltenen Platinmengen um 55% - insgesamt sind es 2,5 Millionen Unzen.

Wenn erst die kurzfristig agierenden Trader Wind von den hier beschriebenen Nachfrage-Angebots-Ungleichgewichten bekommen, dann könnte der Trend hin zu verstärkter Investmentnachfrage sogar einen noch größeren Teil des begrenzten Angebots absorbieren.

Meiner Auffassung nach sind Platin-ETFs (wie auch Golds und Silber-ETFs) dem physischen Metall hinsichtlich langfristiger Investments unterlegen. Dennoch bevorzugen viele Investoren die Liquidität, die ihnen diese Vehikel bieten, und deshalb sollten sie als fundamentale Einflussgröße auf die Gesamtzahlen nicht ignoriert werden.


Platinangebot: Von wacklig zum Schock

In Anbetracht der aussichtsreichen neuen Nachfragequellen, gerät das Platinangebot jetzt unter Druck. Um sich zu verbildlichen, wie wenig Platin insgesamt verfügbar ist, braucht es nur einen Vergleich mit Gold und Silber. In den vergangenen 10 Jahren wurde fast 13,5-mal mehr Gold oder 100-mal mehr Silber abgebaut als Platin. Der allergrößte Teil des mageren Platinangebots stammt aus nur zwei Ländern - Südafrika und Russland. Die Probleme in beiden Ländern sorgen nun dafür, dass die angespannte Angebotslage in einen Marktschock mündet.

Das begann schon im Januar dieses Jahres, als mehr als 70.000 südafrikanische Bergleute in den Streik gegen die drei größten Platinproduzenten der Welt traten - Anglo American Platinum, Impala Platinum und Lonmin. Es ist der längste Streik in der südafrikanischen Geschichte, und er dürfte die globale Platinproduktion schon um geschätzte 40% verringert haben: Aufgrund von Streiks bleiben dieses Jahr ca. 1 Million Unzen Platin ungefördert.

Ganz gleich, wann diese Lohnkämpfe beigelegt werden, sie werden auf jeden Fall drastische Folge für die Platinindustrie haben. Löhne gehören jetzt schon zu den größten Kostenquellen des Bergbaus, und die Association of Mineworkers and Construction Union (AMCU) fordert nun eine Verdopplung der Löhne bis 2017. Das Angebot einer 10%igen Lohnerhöhung hatte die Gewerkschaft schon abgelehnt.

So viel scheint klar: Die Löhne werden steigen, und um die Mehrausgaben in den Griff zu bekommen, wird der Sektor seine Operationen umstrukturieren müssen. Die durchschnittlichen globalen All-In-Produktionskosten (einschließlich Investitionsauswendungen und indirekte Overhead-Kosten) liegen schon jetzt bei ca. 1.595 $ pro Unze Platin - und damit 10% über dem aktuellen Marktpreis.

Angesichts steigender Geschäftskosten prognostizieren nun einige Sektor-Analysten, dass sich Lonmin und vielleicht auch andere Unternehmen gezwungen sehen werden, einige der Minen auch nach Streikende geschlossen zu halten. Das könnte den Platinmarkt auf viele Jahre hinweg beeinflussen. Große Abbauprojekte können nicht beginnen und werden in null Komma nichts gestoppt; um eine Wiederöffnung der dichtgemachten Minen ökonomisch zu rechtfertigen, bräuchte es dann wohl eine deutliche Erhöhung des Unzenpreises.

Unterdessen zeichnet sich darüber hinaus die Möglichkeit ab, dass Russlands Krim-Annexion härtere Wirtschaftssanktionen seitens der USA und der EU nach sich ziehen könnte. Inwieweit sich das auf die gigantische Bergbauindustrie Russlands auswirken wird, lässt sich aktuell schwer sagen, allerdings drücken diese Entwicklungen schon jetzt die Preise am Markt für Platin sowie anderer Platingruppenmetalle (PGM).

Russland ist der größte Palladiumproduzent der Welt und es wird allgemein gemutmaßt, dass das Land schon jetzt seine offiziellen Metallreserven aufgebraucht hat. Dieses Gerücht - in Verbindung mit der Nachricht, dass Russland in Vorwegnahme eventueller Sanktionen unnormal große Mengen Palladium in die Schweiz exportiert - half nun dabei, dass die Metalle auf ihre höchsten Kurse seit Mai 2011 kletterten.

Der steigende Palladiumpreis und das sich immer weiter verschärfende Defizit könnten nun noch mehr Produzenten dazu bewegen, schließlich doch den Mehrpreis für Platin zu zahlen, welches in einigen Katalysatoren sogar effizienter eingesetzt werden kann. Allgemein lässt sich sagen, dass jede Einschränkung der Metallförderung in Russland positiv für alle PGM-Kurse ist, und ich warte nur noch darauf, dass Platin dem Kursflug von Palladium folgt.


Eine Gelegenheit zur Diversifikation

Unterm Strich prognostiziert Thomson Reuters GFMS für dieses Jahr ein physisches Platindefizit von mindestens 700.000 Unzen. Den Hochrechnungen von GFMS zufolge wird Platin bis Ende des Jahres über die Marke von 1.700 $ pro Unzen steigen - das wäre ein 18%iger Preisanstieg gegenüber den aktuellen Ständen. Johnson Matthey ist sogar noch pessimistischer (oder optimistischer - aus dem Blickwinkel des Platininvestors), er sieht ein Defizit von mehr 1,2 Millionen Unzen kommen, das größte seit 1975.

Selbst Edelmetallpessimisten können die robusten Fundamentaldaten für Platin in diesem Jahr nicht leugnen. Investoren, die ihr Portfolio schon mit einem soliden Gold-Fundament ausgestattet haben, sollten vielleicht darüber nachdenken, zur Steigerung zukünftiger Gewinne auch physisches Platin aufzunehmen.


© Peter Schiff


Dieser Artikel erschien am 05.06.2014 auf www.safehaven.com und wurde exklusiv für GoldSeiten übersetzt.



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