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Der Staat ist in, die Banken sind out

05.07.2014  |  Claus Vogt
66% der deutschen Studenten wollen Staatsdiener werden

Die deutsche Jugend zieht es mit Macht in den Staatsdienst. Das ist die für jeden Marktwirtschaftler sehr verstörende Botschaft einer von Ernst & Young in Auftrag gegebenen repräsentativen Befragung von Studenten.

Dieser Studie zufolge ist der Öffentliche Dienst für 30% der befragten jungen Menschen "attraktiv für ihre beruflichen Pläne". Weitere 19% zieht es in die Wissenschaft und 17% in die Kultur. Da diese beiden Bereiche sehr stark vom Staat dominiert werden, darf man sie getrost dem Staatssektor zurechnen. Das macht dann zusammengenommen 66%. Man mag es kaum glauben, aber dieser Studie zufolge wären sich also zwei Drittel der deutschen Studenten nicht zu schade, mehr oder weniger direkt für den Staat zu arbeiten.

Am anderen Ende der studentischen Beliebtheitsskala befindet sich der Finanzsektor. Zu den Banken fühlen sich nur 6% der Studenten hingezogen, und eine berufliche Zukunft bei einer Versicherung können sich sogar nur 3% der Befragten vorstellen.


Nur 6% für den Bankensektor - Schlechte Aussichten für die Marktwirtschaft?

Während ich in der Juli-Ausgabe von Krisensicher Investieren davor warne, dass sich EZB-Präsident Draghi zum Führer auf dem Weg zur Knechtschaft aufschwingt, ja gemeinsam mit seinen Helfershelfern den geldpolitischen Traum der Kommunisten verwirklicht und die Marktwirtschaft bedroht, sieht die Mehrheit der zukünftigen Elite Deutschlands ihre Wahlheimat nicht etwa in der freien Wirtschaft, sondern im Schoß des Molochs Staat.

Dürfen sich Draghi und die Eurokraten also an einer breiten Unterstützung der Jugend erfreuen? Fast sieht es danach aus, als seien der Staat und mit ihm die Planwirtschaft unaufhaltsam auf dem Vormarsch. Und das nur 25 Jahre nach dem Untergang der DDR und anderer kommunistischer Diktaturen. Doch dieser Schein trügt. Die große Popularität der Planwirtschaft nähert sich nicht zuletzt dank Draghi, Yellen und Co. ihrem Höhepunkt, von dem aus eine Renaissance marktwirtschaftlicher Ideale beginnen wird. Draghis Bemühungen werden also nicht von Erfolg gekrönt sein, der Wunsch nach Freiheit und Marktwirtschaft wird stärker sein.


Die Welt der Menschen ist zyklisch - nicht nur die Finanzmärkte

Schließlich sind nicht nur die Finanzmärkte zyklisch. In allen sozialen Systemen zeigen sich ausgeprägte Zyklen, schwingt das Pendel von einem Extrem zum anderen. Diese Dialektik zieht sich durch die gesamte Menschheitsgeschichte und zeigt sich eben nicht nur an den Finanzmärkten, sondern auch in der Politik oder - um ein harmloses und allgemein bekanntes Beispiel zu nennen - in der Mode.

Erinnern Sie sich an die Börseneuphorie Ende der 90er Jahre? Damals befanden sich die Banken auf der Sonnenseite eines zwar irrationalen, aber dennoch sehr realen Finanzbooms. Die Zahl der Aktionäre nahm schnell und deutlich zu, und unter ehrgeizigen Studenten war der Berufswunsch „Investmentbanker“ populär. Das war der Höhepunkt dieser Modewelle, von hier aus nahm die Popularität des Finanzsektors stetig ab, ein Prozess, der ganz offensichtlich noch immer im Gange ist, wie die Ergebnisse der oben zitierten Umfrage zeigen.

Ein anderes, sehr viel wichtigeres Beispiel, ist der Untergang der Sowjetunion. Hier zeigen sich sogar gewisse Parallelen zur heutigen Situation einer maßlos überschuldeten Welt, die ihr Heil in der Planwirtschaft sucht und mehr und mehr von Bürokraten regiert wird. Ende der 80er Jahre implodierten die kommunistischen Systeme unter dem Gewicht ihrer ökonomischen Ineffizienz.

Dann schwappte eine Welle der Freiheit über diesen Teil der Welt. Damit erreichte dieses politische Pendel - wie wir heute wissen - einen Höhepunkt. Er markierte natürlich nicht "das Ende der Geschichte", wie ein völlig verblendeter US-Politikwissenschaftler seinerzeit mit einigem Erfolg behauptete, sondern lediglich einen wichtigen Wendepunkt, von dem aus das Pendel langsam wieder in die andere Richtung schwang.


Renaissance der Marktwirtschaft zeichnet sich ab

Einen ähnlichen Wendepunkt erwarte ich am Ende der nächsten Krise, die sich immer deutlicher abzeichnet. Sie wird durch das Platzen der aktuellen Spekulationsblase ausgelöst und stellt lediglich den nächsten - und hoffentlich letzten - Akt einer Entwicklung dar, die mit der Zeitenwende des Jahres 2000 begonnen hat. Seither hat sich das politische Pendel unter der Führung von Zentralbankbürokraten, Eurokraten und Gutmenschen sehr stark in Richtung Planwirtschaft bewegt. Mit dem Platzen der Blase wird das unvermeidliche Scheitern planwirtschaftlichen Handelns offensichtlich werden. Dann werden Freiheit und Marktwirtschaft eine neue Chance bekommen, und das Pendel wird in die andere Richtung schwingen.

Der eingeschlagene Weg in die Planwirtschaft ist keine Einbahnstraße, sondern Ausdruck des vorherrschenden Zeitgeistes. Ich bin sehr zuversichtlich, dass sich dieser Zeitgeist bereits in der Nähe seines Extrempunkts befindet und der Wind bald drehen wird. Nur schade, dass es dazu nicht durch kühle Einsicht in die Überlegenheit der Marktwirtschaft kommen wird, sondern - wie so oft in der Geschichte - erst durch das leidvolle Scheitern planwirtschaftlicher Ambitionen.


Der verschlungene Weg zur Unterbewertung

Die Börse ist wesentlich mehr als nur ein Marktplatz für Aktien. An ihr spiegelt sich die massenpsychologische Verfassung der Gesellschaft wider. Deshalb ist die Börse ein Barometer für den Zustand der Gesellschaft, der in großen Zyklen zwischen überschäumender Euphorie und Sorglosigkeit auf der einen Seite und einer gewissen Zukunftsangst auf der anderen Seite schwankt.




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