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Die Entwertung der Ersparnisse

07.07.2014  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Größere Beträge werden in die Haftung einbezogen. Forderungen gegenüber Banken - sei es in Form von Bankeinlagen oder Schuldverschreibungen - können entweder abgeschrieben oder in Eigenkapital umgewandelt werden - sie sind folglich alles andere als risikolos. Ab 2016 soll das Praxis werden. Und die Europäische Zentralbank (EZB) wird maßgeblich darüber befinden, welche Bank und welche Bankschulden in welchem Land untergehen oder nicht.


Der Boden ist geebnet

Die Staaten haben also eine ganze Reihe von Maßnahmen auf den Weg gebracht, um ihre Schulden zu verringern. Hauptstoßrichtung ist dabei das Herabsetzen der Forderungen: Sparer und Investoren sollen Verluste erleiden.

Die Folgen werden nicht nur die Halter dieser Schuldpapiere zu spüren bekommen, sondern auch die Halter von zum Beispiel Lebensversicherungen. Denn letztere haben einen Großteil der Ersparnisse der Versicherten in Staats- und Bankschuldverschreibungen investiert.

So viel ist zumindest sicher: Die Ersparnis - das Geld, das in Staats- und Bankschuldverschreibungen und Bankeinlagen angelegt ist - ist nicht mehr sicher. Auch ohne offizielle Schuldenanpassungen und -schnitte müssen Sparer sich bewusst sein, dass die Ersparnisse schon jetzt entwertet werden: Vielfach ist die reale Verzinsung negativ geworden, weil die EZB den Zins unter die Inflationsrate drückt. Schuldner entschulden sich bereits zu Lasten der Gläubiger.


Italiens reale Kreditzinsen sind immer noch (zu) hoch

Open in new windowItalien zahlt derzeit etwa 2,5 Prozent Zinsen in realer, d. h. inflationsbereinigter Rechnung, auf seine zehnjährigen Staatsanleihen; bei fünfjährigen Anleihen sind es immerhin noch mehr als ein Prozent.

Das deutet darauf hin, dass Italiens Zinsbelastung höher sein dürfte als das Wirtschaftswachstum: Italiens Wachstumsrate belief sich auf etwa -0,4 Prozent pro Jahr im Durchschnitt der letzten zehn Jahre (beziehungsweise -0,5 Prozent pro Jahr in den letzten fünf Jahren)!

Dass Italiens Realzins höher ist als das Wirtschaftswachstum, ist schwerwiegend. Die Zinsbelastungen, die auf die Schulden zu bezahlen sind, engen den Spielraum des Staatshaushaltes immer weiter ein.

Macht Italiens Regierung mehr Schulden (also erhöht sich das Defizit), steigt dadurch die Verschuldung an, auf die noch mehr Zinsen zu zahlen sind. Am Ende eines solchen Weges steht der Staatsbankrott.

Im Euroraum wird derzeit vorrangig die Geldpolitik eingesetzt, um die Staatshaushalte zu entlasten. Mit Blick auf die italienische Entwicklung wären daher zwei Handlungen der Europäischen Zentralbank (EZB) zu erwarten.

(1) Die EZB senkt die Zinsen von strauchelnden Schuldnerländern (neben Italien könnten dies vor allem Spanien, Portugal, aber vermutlich auch bald Frankreich sein) noch weiter ab.

(2) Zusätzlich dazu sorgt die EZB für ein Ansteigen der Inflation, um für einen noch höheren negativen Realzins zu sorgen. Vermutlich aber zielt die EZB auf eine Kombination von (1) und (2) ab. Für den Sparer wären das denkbar schlechte Nachrichten.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH


  • (1) Der Originalbericht kann in englischer Sprache abgerufen werden. Klicken Sie hier.

  • (2) Deutsche Bundesbank, Monatsbericht Januar 2014, S. 52 - 53. Klicken Sie hier.

  • (3) Der Bericht "Taxing Time" ist in englischer Sprache abrufbar. Klicken sie hier, siehe insb. S. 49.




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