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Geld und Gold bedeutet jetzt in erster Linie Freiheit und Sicherheit

20.07.2014  |  Manfred Gburek
Heute widme ich einen Großteil meiner Ausführungen dem Thema Sicherheit, und zwar über die gängigen Ratschläge und Warnungen hinaus. Die Zuspitzung des Kriegs zwischen Israel und einem Teil der Palästinenser sowie der Abschuss eines malaysischen Passagierflugzeugs in der Ukraine geben dazu genug Anlass. Die wirtschaftlichen Auswirkungen, speziell im Fall Ukraine, können schon in Kürze auch Ihr Geld betreffen.

Rollen wir das Ganze also von Seiten der Geldanlage auf. Angenommen, Sie wollen Ihr Geld sicher anlegen, haben vorsorglich bereits einen ordentlichen Teil Ihres Ersparten in Gold und auch etwas Silber angelegt und stehen vor der Wahl zwischen Immobilien, Aktien und Anleihen. Sie möchten nun ganz auf Nummer sicher gehen und ziehen deshalb zur Orientierung aktuelle Kennzahlen heran, die aufgerundet so aussehen: Die Mietrendite passabler Wohnimmobilien in deutschen Metropolen beträgt bestenfalls 4 Prozent, die Dividendenrendite hoch rentierender deutscher Aktien ebenfalls, die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen nur 1 Prozent. Daraus errechnet sich für Immobilien ein Multiplikator von 25, für Aktien ein dem Multiplikator entsprechendes Kurs-Gewinn-Verhältnis von ebenfalls 25 und für Anleihen ein adäquates Verhältnis von 100!

Damit stünde die Entscheidung auf dem Papier fest: Die Wahl fiele zugunsten von Immobilien und Aktien aus, während Sie die total überteuerten Anleihen links liegen lassen würden. Doch Sie wollen es genauer wissen und beginnen zu grübeln: Immobilien schön und gut, nur wie sieht die Rechnung aus, nachdem Nebenkosten für Grunderwerbsteuer, Notar, Grundbuch und ggf. Makler berücksichtigt sind, wie, sobald in Zukunft die Mietpreisbremse greift? Und was nützen 4 Prozent Dividendenrendite, wenn die Geschäfte deutscher Unternehmen - nicht zuletzt wegen des Kriegs in der Ukraine - schlechter laufen und Dividenden gekappt werden? Was vor allem auch, wenn die Aktienkurse zum Sturzflug ansetzen?

Dann fällt Ihr Blick auf die internationale Hitliste der Aktienbörsen; es könnte ja sein, dass da Anregungen jenseits von Dax, MDax & Co. zu finden sind. Das Ergebnis veranlasst Sie jedoch eher zum Nachdenken als zum Anlegen: Das höchste Plus war im ersten Halbjahr 2014 mit Aktien unseres WM-Endspielgegners Argentinien zu erzielen, das zweithöchste mit ägyptischen, das dritthöchste mit indischen Aktien usw. Das kommt Ihnen dann wohl doch zu exotisch vor. Und auch wenn Sie sich als Börsianer noch so sehr zu den Antizyklikern zählen, fehlt Ihnen der Mut, bei der roten Laterne einzusteigen. Die wird von japanischen Aktien getragen, nicht weit von russischen, chinesischen und israelischen Aktien entfernt.

Dann also lieber gleich auf überteuerte, mit Minirenditen ausgestattete Bundesanleihen setzen, um - wenn schon nicht real, dann wenigstens nominal - auf Nummer sicher zu gehen? Oder wie wäre es mit Anleihen aus anderen EU-Ländern, die etwas höhere Renditen abwerfen? Eine unter Umständen fatale Entscheidung! Warum? Weil seit Anfang 2013 für alle EU-Staatsanleihen gilt: Beschließen deren Hauptgläubiger eine verbindliche Änderung der Anleihebedingungen, sind die anderen Gläubiger, zum Beispiel Anleger wie Sie und ich, daran gebunden. Eine solche Änderung kann bis zur Enteignung gehen.

Jetzt beginnen Sie erst recht zu grübeln, und Sie fragen sich, was zu tun sei. Der oder die Anlageberater(in) Ihrer Bank bzw. Sparkasse empfiehlt Ihnen Fonds, damit Sie das Risiko streuen: Aktien-, Renten-, Immobilien- und gemischte Fonds. Damit stehen Sie indes vor einem ähnlichen Dilemma wie bei der Wahl zwischen den beschriebenen direkten Anlagen. Außerdem fällt Ihnen gerade noch rechtzeitig die Warnung eines alten Freundes ein: Fonds werden nicht gekauft, sondern verkauft. Was so viel bedeutet wie: Sie werden vor allem deshalb aufgelegt, weil Finanzkonzerne und deren Verkäufer mit ihnen hohe Ausgabeaufschläge, Provisionen und Gebühren kassieren.

Verzweifelt suchen Sie dann nach einem neutralen Berater, der auf Honorarbasis arbeitet. Glückstreffer gefällig? Suchen Sie lieber die sprichwörtliche Stecknadel im Heuhaufen! Andere Berufe auf Honorarbasis - etwa Anwälte, Wirtschaftsprüfer, Steuerberater, Architekten und Unternehmensberater - brauchten Jahrzehnte, bis die Honorare sich einpendeln konnten, und auch heute noch gibt es riesige Unterschiede in der Qualität der hier genannten Freiberufler. Es wird erst von diesem August an einige zaghafte Regeln für Honorar-Anlageberater geben. Was dabei herauszukommen verspricht, das schaffen Sie für sich persönlich mit links - allein schon deshalb, weil Sie über all Ihre individuellen Geld-Daten verfügen.

Wenn eines aus meinen bisherigen Ausführungen hervorgegangen sein müsste, dann dies: Es kommt nicht so sehr darauf an, dass Sie sich ständig mit der Struktur Ihrer Anlagen beschäftigen, dass Sie in Aktivismus verfallen und allen Anlagen ein gutes oder schlechtes Sicherheitssiegel zu verpassen versuchen. Sondern dass Sie den Zeitfaktor mehr in den Mittelpunkt Ihrer Überlegungen rücken - nicht zuletzt wegen der aktuellen Brandherde Israel und Ukraine -, dass Sie einfach mal abwarten, was kommt, und gerade in Anbetracht der aktuellen Überbewertung von Immobilien, Aktien und erst recht Anleihen einen Großteil Ihres Geldes auf dem Tagesgeldkonto belassen, auch wenn es sich da noch schlechter verzinst als in Bundesanleihen. Denn dadurch erkaufen Sie sich die nötige finanzielle Freiheit, die Sie in den kommenden Monaten dringend brauchen werden.

In diesem Kontext noch eine Anmerkung zum Gold (und in seinem Schatten zum Silber): Während Tagesgeld primär als Liquidität für den Fall dienen sollte, dass sich künftige Kaufgelegenheiten nach einem kräftigen Rückgang der Aktienkurse ergeben, bedeutet Gold derzeit eher Liquidität für Katastrophenfälle. Dazu gehören neben Kriegen, sofern sie einschneidende wirtschaftliche Folgen haben, Geldkatastrophen aller Art, von der Gläubiger-Enteignung (wie beschrieben) bis zur Hyperinflation.

Alles in allem entspricht Sicherheit im aktuellen Umfeld eher der professionellen inneren Einstellung, der Geduld und dem richtigen Timing als der Rendite oder der Struktur des vorhandenen Vermögens. Natürlich sollte man Geld streuen und jegliche Geldanlage zeitlich strecken, aber vorher muss diese Art der Professionalität gewährleistet sein. Denken Sie daran, wenn Ihnen demnächst ein Immobilienmakler die Vorzüge eines Mietobjekts schmackhaft zu machen versucht (dann kontern Sie mit den einmaligen wie auch laufenden Nebenkosten) oder wenn ein Anlageberater die vermeintliche Alternativlosigkeit von Aktien ins Spiel bringt (dann verweisen Sie ihn auf die Kursschwankungen seit dem Jahr 2000). Im Zweifel können dann beide mehr von Ihnen lernen als umgekehrt.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu

Herr Gburek ist Fachjournalist und Buchautor. Seine letzten Werke waren: "Das Goldbuch" (2005), das Wörterbuch "Geld und Gold klipp und klar von A bis Z" (2007) und "Die 382 dümmsten Sprüche der Banker" (2008).



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