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Konjunkturerholung mit bedenklichen Begleiterscheinungen

21.07.2014  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Quelle: Thomson Financial. Ein Ansteigen (Absinken) des USD-Wechselkurses bedeutet Aufwertung (Abwertung)


Wie hängen Sparen, Konsumieren und Investieren zusammen?

Häufig wird die Auffassung vertreten, es müsse mehr konsumiert und weniger gespart werden, damit die Volkswirtschaft wachsen kann. Folglich müsse das Konsumieren gefördert und das Sparen entmutigt werden. Doch das ist eine keynesianische Irrlehre. Das soll im Folgenden kurz erklärt werden.

Das laufende Einkommen lässt sich entweder konsumieren oder sparen. In modernen Volkswirtschaften bedeutet Sparen, dass knappe Ressourcen nicht verzehrt, sondern eingesetzt, investiert werden. Sie werden investiert in produktive Anlagen, die - wenn sie erfolgreich sind - die Produktivität erhöhen und damit das künftige Güterangebot vermehren und so für höhere Realeinkommen sorgen. Nur durch Sparen und Investieren kann der volkswirtschaftliche Kapitalstock vermehrt werden.

Wenn nun aus dem laufenden Einkommen mehr gespart und weniger konsumiert wird, so heißt das nicht, dass insgesamt die Nachfrage abnimmt. Es heißt vielmehr, dass die Verwendung des Einkommens sich verändert: Es werden vermehrt Investitionsgüter und entsprechend weniger Konsumgüter nachgefragt.

Ein Vermindern der Ersparnis bei gleichzeitigem Ausweiten des Bankkreditangebotes (beziehungsweise ein Ansteigen der Bankbilanzen im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung) kann folglich eine Fehlentwicklung andeuten: Die laufende Investitionstätigkeit wird immer weniger durch "echte Ersparnis" und immer stärker durch eine Kredit- und Geldschöpfung "aus dem Nichts" finanziert.

Damit kann zunächst eine konjunkturelle Aufwärtsbewegung verbunden sein (Boom), die aber nicht nachhaltig sein kann und früher oder später in einen Abschwung (Bust) münden muss. Dies ist im Kern die Erklärung des Konjunkturverlaufs, wie sie die Österreichische Schule der Nationalökonomie bereitstellt - und deren Einsichten, denen die "Mainstream"-Ökonomen in der Regel diametral gegenüberstehen. Während "Keynesianer" im Sparen einen Schaden für die Wirtschaft wittern, sehen "Österreicher" im Sparen die Grundlage für den materiellen Wohlstand der Volkswirtschaft; sie sehen in einem Konjunkturaufschwung, der nicht von einem ausreichenden Ersparnisangebot begleitet wird, eine konjunkturelle Scheinblüte, die früher oder später in eine Wirtschaftskrise münden muss.


Immer mehr Verschuldung, immer weniger Wachstum

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Quelle: Thomson Financial, eigene Berechnungen


Die obige Grafik zeigt zum einen die Bankkreditmenge relativ zum Bruttoinlandsprodukt (BIP). Zum anderen ist das Wachstum des realen BIPs abgebildet. Ab etwa Mitte der 90er Jahre zeigt sich, dass die Bankkreditschulden im Verhältnis zum BIP merklich angestiegen sind (und zwar von etwa 43 auf nunmehr 60 Prozent). Gleichzeitig ist das reale Wirtschaftswachstum deutlich abgesackt: Von 2008 bis heute betrug das durchschnittliche Jahreswachstum nur noch etwa ein Prozent.

Dieser Befund spricht dafür, dass immer mehr Kreditverschuldung erforderlich ist, um ein gegebenes Wirtschaftswachstum zu finanzieren. Anders ausgedrückt: Der "Grenznutzen" der zusätzlichen Verschuldung nimmt seit geraumer Zeit ab.

Das mag auch erklären, warum die US-Zentralbank im Zuge der jüngsten Krise so "aggressiv" die Zinsen abgesenkt und die Basisgeldmenge ausgeweitet hat.

Nimmt man die obige Interpretation als Ausgangspunkt, so lässt sich schlussfolgern, dass der konjunkturelle Aufschwung der US-Wirtschaft mit dem Ausweiten des Kreditangebots steht und fällt - und natürlich von der Bereitschaft von Privaten und Unternehmen abhängt, sich weiter zu verschulden. Die US-Wirtschaft ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Schuldenwirtschaft.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH



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